Coronavirus Notfallausschuss der WHO tagt erneut
Der Notfallausschuss der Weltgesundheitsbehörde WHO berät heute erneut darüber, ob das neuartige Coronavirus als internationaler Notfall deklariert werden sollte. Die Zahl der Infektionen und Opfer in China stieg erneut.
Die Zahl der Infektionen und Todesopfer durch das neuartige Coronavirus aus China ist erneut gestiegen. Wie die chinesische Gesundheitsbehörde mitteilte, stieg die Gesamtzahl der Todesfälle um 38 auf nun 170. Die Zahl der bestätigten Erkrankten stieg auf 7711 Fälle in China. Nachdem auch Tibet die erste Erkrankung mit dem neuen Coronavirus gemeldet hatte, sind nun in allen Regionen und Provinzen Chinas Infektionen nachgewiesen.
Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Tedros Adhanom Ghebreyesus und Notfallchef Michael Ryan zeigten sich besorgt über die "rapide Ausbreitung" der Lungenkrankheit. Sie seien jedoch sehr beeindruckt von den chinesischen Aktivitäten. "Das chinesische Verhalten während des SARS-Ausbruchs und das chinesische Verhalten heute - absolut kein Vergleich", sagte Ryan, der 2003 auch während des SARS-Ausbruchs schon involviert war.
Die Tatsache, dass es bislang nur einige Dutzend Fälle im Ausland gebe, sei den rigorosen Maßnahmen Chinas zu verdanken. Auf die Frage, ob die WHO das Ausfliegen von Ausländern empfiehlt, sagte Tedros: "Die Entscheidung liegt natürlich bei jedem Land selbst. Aber sie müssen gut darauf vorbereitet sein, wenn das Virus auf diesem Weg eingeschleppt wird". Angesichts der rasanten Ausbreitung des neuen Coronavirus hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Donnerstag erneut den Notfall-Ausschuss einberufen.
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Drei ausgeflogene Japaner infiziert
Derzeit sind rund 50 Infektionen mit dem Coronavirus außerhalb Chinas bestätigt. Viele Staaten, darunter auch Deutschland, arbeiten weiter daran, ihre Bürger aus der besonders betroffenen Stadt Wuhan in Zentralchina auszufliegen. In Japan kehrte am Donnerstag bereits die zweite Chartermaschine mit 210 Landsleuten aus Wuhan zurück. Am Vortag waren bereits 206 Japaner heimgeholt worden. Drei der ausgeflogenen Japanern wurden anschließend positiv auf das Coronavirus getestet. Damit stieg die Zahl der bestätigten Infektionen in Japan auf elf Patienten.
Auch die USA hatten am Mittwoch rund 200 Staatsbürger ausgeflogen. Wann genau ein Flieger der Bundeswehr startet, um Deutsche aus Wuhan zu holen, ist weiterhin unklar. Unter den etwa 90 Deutschen und Angehörigen, die sich in der Region um die Millionenstadt Wuhan aufhalten, sind bisher keine Infektionen oder Verdachtsfälle festgestellt worden. Das Flugzeug der Bundeswehr soll in Frankfurt landen. Dort sollen die Passagiere zunächst in Quarantäne kommen. Laut Bundesgesundheitsministerium wurde in Abstimmung mit den hessischen Behörden entschieden, Rückkehrer während der Inkubationszeit von 14 Tagen zentral unterzubringen.
Nach British Airways und der Lufthansa kündigen derweil immer mehr Fluggesellschaften an, ihre Flüge nach China einzustellen. Auch die spanische Fluggesellschaft Iberia streicht ab Freitag zunächst alle Verbindungen von und nach China. Die Airline bietet normalerweise drei Flüge pro Woche zwischen Madrid und Shanghai an. Der schwedische Möbelkonzern Ikea schließt derweil wegen des Coronavirus vorübergehend sämtliche seiner Warenhäuser in China. Nachdem der Konzern bereits am Vortag angekündigt hatte, etwa die Hälfte der Filialen zu schließen, folgte nun eine Mitteilung, wonach vorerst sämtliche Geschäfte geschlossen bleiben sollen.
Chinas Wirtschaftswachstum dürfte wegen des neuen Coronavirus nach Ansicht der US-Notenbank etwas geringer ausfallen. Es sei noch zu früh, die Auswirkungen genau zu prognostizieren, aber eine "gewisse Störung" des Wirtschaftslebens in der kurzen Frist sei sehr wahrscheinlich, sagte Notenbankchef Jerome Powell.