Lauterbach zu Corona im Herbst Bund will allen zweiten Booster ermöglichen
Die Bundesregierung will allen interessierten Bürgern bis zum Herbst eine vierte Corona-Impfung ermöglichen. Laut Gesundheitsminister Lauterbach wird dafür eine große Menge neuer Impfstoff geordert, der derzeit noch entwickelt wird.
Die Bundesregierung bereitet sich laut Gesundheitsminister Karl Lauterbach mit weiteren Impfstoffen auf das Corona-Pandemiegeschehen im Herbst vor. Dazu seien zwei neue Impfstoffe vorgesehen - einmal ein auf die Omikron-Varianten abgestimmtes Vakzin, das die Firma BioNTech derzeit entwickelt.
Zudem habe man sich heute im Bundeskabinett auf einen bivalenten Impfstoff verständigt, der sowohl auf die Omikron- als auch auf die ursprünglichen Wuhan-Varianten abzielt und von der Firma Moderna geliefert werden soll. Dafür würden im Haushalt weitere 830 Millionen Euro bereit gestellt. Das teilte der SPD-Politiker auf einer Pressekonferenz mit.
Zweiter Booster als Einmaldosis
Ausreichend vorrätig seien die bisher schon verimpften Wuhan-Vakzine, die die Delta-Variante abdecken. Der zweite Booster ist nach Worten des Gesundheitsministers als Einmaldosis vorgesehen.
Lauterbach betonte erneut, die Pandemie sei noch nicht vorbei. Das Land müsse auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Auch wenn vielerorts inzwischen die Omikron-Variante dominiere, sei auch Delta weiter vertreten. Man wisse deshalb nicht, womit man im Herbst konfrontiert sei.
Zu einer generellen Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) für einen zweiten Booster sagte Lauterbach, sie wäre wünschenswert - für Menschen bis 70 Jahren fehlten aber noch Daten. Den Über-70-Jährigen rät die STIKO bereits zu einer zweiten Auffrischungsimpfung.
Impfzentren werden weitergeführt
Der Gesundheitsminister betonte, es sollten generell alle versorgt werden können, die einen zweiten Booster wollen oder brauchen. Lauterbach versicherte sogar: Es werde genug Impfstoff da sein, dass jeder Impfwillige sein Vakzin frei wählen kann. Um das möglich zu machen, würden auch die Impfzentren weitergeführt - dafür stellt der Bund 100 Millionen Euro pro Monat zur Verfügung.
Lauterbach räumte ein, dass es aktuell einen "Überschuss" an Impfdosen in Deutschland gebe - und dass die geplante Bestellung weiterer Vakzine dazu führen dürfte, dass ältere Impfstoffe verfallen. Dies sei aber "in der Sache begründet", sagte er. "Wir können noch nicht vorhersagen, mit welchen Varianten wir im Herbst ringen müssen."
Die Union kritisierte Lauterbachs Pläne dennoch als verschwenderisch. Es zeige sich, "dass Minister Lauterbach mit seiner Einkaufspolitik massive Überschüsse in Kauf nimmt", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge, der "Rheinischen Post". Allein bis zum Juni würden rund hundert Millionen Dosen die deutschen Lager füllen. Und international nehme kaum ein Land mehr Spenden an. Lauterbach müsse "klarstellen, wie viele ungenutzte Dosen vernichtet werden müssen".
Infektionsschutzgesetz soll überarbeitet werden
Um auf ein verändertes Infektionsgeschehen reagieren zu können, wollen die Länder zudem das Infektionsschutzgesetz überarbeiten. Maskenpflicht in Innenräumen, Hygienekonzepte und 2G oder 3G sollen bei Bedarf wieder möglich sein. Lauterbach sah diese Notwendigkeit heute auch, wollte aber nicht konkret werden und verwies auf Gespräche in der Ampel-Koalition.
FDP-Fraktionschef Christian Dürr hatte in einem Zeitungsinterview bereits verkündet, dass es mit seiner Partei keine Freiheitseinschränkungen auf Vorrat geben werde. Der Gesundheitsminister blieb dennoch optimistisch:
Ich glaube, dass wir uns mit der FDP auf notwendige Maßnahmen sehr gut verständigen können - und darüber zu spekulieren, wo es einen Dissens geben könnte, das würde keinen Sinn machen. Wir gehen davon aus, dass wir im Herbst gut vorbereitet sein werden.
Inzidenz sinkt weiter
Aktuell ist das Infektionsgeschehen in Deutschland laut Daten des Robert Koch-Institut (RKI) rückläufig. Am Morgen gab das RKI die Sieben-Tage-Inzidenz mit 407,4 an. Am Vortag hatte der Wert noch 437,6 betragen, eine Woche zuvor 507,1 und einen Monat vorher 808,8.
Deutsche Gesundheitsämter meldeten dem RKI 72.051 neue Infektionen innerhalb eines Tages, nach 97.010 eine Woche vorher. 174 Todesfälle wurden registriert. Die Zahl lag eine Woche zuvor noch bei 231.
Jedoch liefern diese Zahlen kein vollständiges Bild. Nicht alle Infizierten lassen einen PCR-Test machen, doch nur diese zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsschwierigkeiten zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen. Aus diesem Grund und wegen überlasteter Gesundheitsämter gehen Experten von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus.