Corona-Pandemie Bis Ende 2021 jeder zehnte Erwachsene infiziert
Laut einer Studie war bis Ende 2021 jeder zehnte Erwachsene in Deutschland mit Corona infiziert. Die Krankenkasse KKH verzeichnete allerdings allein im ersten Halbjahr 2022 fast dreieinhalbmal so viele Fälle wie im gesamten Vorjahr.
Bis zum Jahreswechsel 2021/22 hat sich laut einer Studie geschätzt rund jeder zehnte Erwachsene in Deutschland mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 angesteckt. "Diese relativ niedrige Infektionsquote nach einer etwa zweijährigen Pandemiedauer ist als Erfolg der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu werten", heißt es in einem Überblick zur Studie "Corona-Monitoring bundesweit - Welle 2". Diese wurde vom Robert Koch-Institut (RKI) und dem Sozio-oekonomischen Panel am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung durchgeführt.
Laut den Autoren sprechen die Ergebnisse dafür, weiterhin einen Fokus auf die Verbesserung des Impfschutzes zu legen, insbesondere im Hinblick auf die Auffrischungsimpfungen. Die Untersuchung beruht auf einer Zufallsstichprobe, Teilnehmer ab 14 Jahren sollten hierfür eine Trockenblutprobe einschicken und wurden zum Impf- und Infektionsstatus befragt. Es beteiligten sich rund 11.160 Menschen aus 6760 Haushalten.
Der Großteil der Proben stammt aus dem November und Dezember 2021. Die Daten beziehen sich somit auf die Zeit, als die Delta-Welle am Abklingen und Omikron erst ansteigend war. Die Millionen von Infektionen, die Omikron seitdem hervorgerufen hat, sind in der Studie nicht berücksichtigt.
KKH verzeichnet deutlich mehr Fälle als 2021
Laut Daten der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) stieg die Zahl der Corona-Infektionen bei Arbeitnehmern aber im ersten Halbjahr 2022 deutlich. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres zählte die Krankenkasse bei ihren berufstätigen Mitgliedern rund 27.400 Fälle. Das seien fast dreieinhalbmal so viele wie im gesamten Jahr 2021. Auch bei Atemwegsinfekten habe es einen Höchstwert gegeben. In diesem Jahr gab es demnach bereits dreimal so viele Fehltage bei Berufstätigen wegen grippaler Infekte, Schnupfen oder Bronchitis wie 2021, wie die KKH nach der Auswertung von Versichertendaten mitteilte.
Mögliche Gründe für die hohe Quote der Erkältungskrankheiten und Corona-Infektionen sind nach Ansicht von KKH-Ärztin Sonja Hermeneit die größtenteils aufgehobene Maskenpflicht und wieder mehr Begegnungen auf engerem Raum bei der Arbeit, beim Einkaufen, bei Veranstaltungen und bei gemeinsamen Aktivitäten. Auch bringe die lange Zeit des konsequenten Maskentragens und der reduzierten Kontakte im vergangenen Winter einen Nachholeffekt mit sich.
Barmer: Deutlicher Anstieg bei Krankschreibungen
Laut Daten der Krankenkasse Barmer hat sich auch der bis vor einigen Tagen anhaltende Aufwärtstrend bei den Corona-Infektionen deutlich in den Krankschreibungen gezeigt. Deren Zahl hat sich demnach in nur wenigen Wochen fast verdoppelt. Nach einem Tiefstand von 64 Arbeitsunfähigen je 10.000 Versicherten in der 22. Kalenderwoche (29. Mai bis 4. Juni) stieg die Zahl bis zur 26. Kalenderwoche (26. Juni bis 2. Juli) um fast 100 Prozent auf 123 je 10.000 Versicherte, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland unter Berufung auf die Daten der Krankenkasse berichtete. In der 25. Kalenderwoche waren demnach noch 99 je 10.000 Versicherte wegen einer Covid-19-Infektion krankgeschrieben.
In der Spitze waren dieses Jahr bis zu 235 Beschäftigte je 10.000 Barmer-Versicherte mit Anspruch auf Krankengeld wegen einer Corona-Infektion krankgeschrieben. Dies war in der 13. Kalenderwoche (27. März bis 2. April) der Fall. Die Barmer ist mit rund neun Millionen Versicherten Deutschlands zweitgrößte gesetzliche Kasse.
Wohl mehr Geimpfte als gedacht
Das RKI meldete zudem, dass laut der Studie wohl mehr Erwachsene in Deutschland geimpft sind als gedacht. Die Forschenden kamen zu der Einschätzung, dass zum Jahreswechsel 2021/22 etwa 90 Prozent der Erwachsenen mindestens einmal geimpft waren und einen weiteren Antigenkontakt durch Impfung oder Infektion hatten.
Den offiziellen Meldedaten des RKI zufolge haben gegenwärtig 86,7 Prozent der Menschen ab 18 Jahren mindestens eine Impfung erhalten. Das RKI weist dabei aber darauf hin, dass ein guter Schutz vor schwerer Erkrankung erst durch eine dreimalige Impfung oder durch eine Kombination von Impfungen und Infektion erreicht werden kann. Die Studie bestätigt auch eine deutliche Untererfassung bei den Infektionen. Die Zahl der festgestellten Infektionen bei Erwachsenen war demnach - bezogen auf den gesamten Pandemiezeitraum bis Ende 2021 - etwa 1,5- bis zweimal so hoch wie in den Meldezahlen.