Corona-Inzidenz Warum steigen die Zahlen wieder?
Seit einigen Tagen steigen die Corona-Zahlen wieder an. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz liegt nun bei 1259,2 - der niedrigste Stand vorige Woche betrug 1171,9. Für diese Entwicklung sprechen mehrere Gründe.
Es scheint sich zu bewahrheiten, wovor viele Experten gewarnt haben: Die Corona-Pandemie ist nicht vorbei. Nach einem Rückgang erhöhte sich bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz den fünften Tag in Folge. Das Robert Koch-Institut RKI gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche mit 1259,2 an.
Zum Vergleich: Am Vortag lag der Wert bei 1231,1, vor einer Woche bei 1238,2 - der niedrigste Stand vorige Woche hatte 1171,9 betragen. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten binnen eines Tages 78.428 Neuinfektionen. Vor einer Woche waren es 62.349.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zeigte sich besorgt über diese Entwicklung, für es mehrere Gründe geben dürfte.
Omikron-Subtyp BA.2
Es werde sich weiter bemerkbar machen, dass BA.2 noch ansteckender sei als die ursprüngliche Omikron-Variante, sagte Lauterbach. Seit Jahresbeginn steigt der Anteil von BA.2 am Infektionsgeschehen. Die Untervariante dürfte mittlerweile bereits hierzulande vorherrschend sein. Nach den aktuellsten verfügbaren Zahlen des RKI hatte sie bereits in der Woche bis zum 20. Februar in einer Stichprobe für 38 Prozent der Fälle gesorgt.
Mit Blick auf das Ausbreitungstempo von BA.2 hatten Modellierer um Kai Nagel von der TU Berlin vor rund zwei Wochen mitgeteilt, mit einem Wiederanstieg der Infektionszahlen sei ab Ende Februar zu rechnen. Auch ein längeres Plateau hielten Fachleute für möglich. Bisher ging die Omikron-Welle in Deutschland mehrheitlich auf das Konto der Untervariante BA.1.
Zuwächse bei älteren Menschen
Die bisherige Omikron-Welle traf vor allem jüngere Altersgruppen stark. Derzeit sinken die Inzidenzen bei Kindern und Jugendlichen bis 14 Jahre aber deutlich. Bei den älteren Gruppen weist das RKI jedoch Zuwächse aus. Bei Menschen ab 65 stehe der Scheitelpunkt der Welle noch bevor, hatte das RKI mitgeteilt.
Karneval in Nordrhein-Westfalen
In einigen Städten könnte es noch eine weiteren Grund für die Tendenz geben: Die stark gestiegenen Corona-Infektionen in Köln lassen nach Einschätzung des Gesundheitsministeriums in Nordrhein-Westfalen einen Zusammenhang mit dem Karneval vermuten. Sicher belegbar sei das jedoch nicht.
Nachdem seit Anfang und Mitte Februar in Nordrhein-Westfalen ein Abwärtstrend bei den Neuinfektionen zu beobachten war, seien die Fallzahlen seit Ende der vergangenen Woche wieder gestiegen. Aktuell betreffe dies vor allem die 20- bis 29-Jährigen. Im Vergleich zu anderen nordrhein-westfälischen Großstädten sei diese Entwicklung besonders in Köln, aber auch in Düsseldorf zu beobachten.
Diverse Lockerungen
Wegen der Zeit, die zwischen Infektion, Symptombeginn, Test und Fallmeldung ans RKI vergeht, kann sich der Wegfall weiterer Corona-Maßnahmen vom vergangenen Freitag noch nicht unmittelbar in den Zahlen widerspiegeln.
In der Gastronomie und Hotellerie etwa gilt nun wieder die 3G-Regel, nach der auch nicht geimpfte Menschen mit negativem Test im Restaurant essen dürfen. Diese Gruppe ohne Schutz vor einem schweren Verlauf werde durch diese zunehmenden Kontakte wieder stärker ins Infektionsgeschehen einbezogen, sagte der Bioinformatiker Lars Kaderali aus dem Expertenrat der Bundesregierung kürzlich im NDR.
Es gab jedoch schon in den vergangenen Wochen diverse Lockerungen in manchen Bundesländern. So konnten beispielsweise in Berlin auch Nichtgeimpfte wieder in allen Läden einkaufen oder Museen besuchen. In mehreren Bundesländern entfielen bestimmte Kontaktbeschränkungen für Geimpfte und Genesene.
Öffnungsstimmung
Wie sich die Menschen angesichts von Lockerungen verhalten, also ob sie mögliche Angebote auch ausnutzen, ist für die Modellierer um Kai Nagel entscheidend. Haben sie wieder so viele Freizeitaktivitäten wie vor der Pandemie, ließen Modellierungen eine weitere Steigerung der Infektionszahlen erwarten, hieß es kürzlich in einem Bericht der Gruppe.
Wie sich die Mobilität aktuell entwickelt - dazu könnten nächste Woche Abschätzungen möglich sein, sagte Nagel.
Geringere Belastung der Krankenhäuser
Dass die Belastung der Krankenhäuser trotz der sehr hohen Fallzahlen in der Omikron-Welle bisher deutlich geringer geblieben ist als in früheren Wellen, führt das RKI auf die sehr gute Wirksamkeit der Impfung gegen schwere Verläufe und auf die grundsätzlich geringere Krankheitsschwere von Omikron zurück.
Bisher erhielten mindestens 75,6 Prozent der Bevölkerung (mindestens 62,9 Millionen Menschen) einen Grundimpfschutz, für den in der Regel zwei Spritzen nötig sind. Mindestens 57,4 Prozent (47,7 Millionen) bekamen zusätzlich eine Auffrischungsimpfung.