Coronavirus-Pandemie Sieben-Tage-Inzidenz sinkt auf 669,9
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist weiter gesunken, auf nun 669,9. Die Gesundheitsämter meldeten dem RKI 22.483 Neuinfektionen binnen eines Tages. Die Aussagekraft der Daten ist wegen der Ostertage allerdings fraglich.
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist weiter gesunken. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Einwohnerinnen in einer Woche mit 669,9 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte er bei 808,8 gelegen. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 1087,2 (Vormonat: 1735,0).
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 22.483 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche waren es 162.790 registrierte Ansteckungen.
Unvollständige Datenlage durch Ostertage
Allerdings war jener Tag kein Feiertag. Bei den Werten ist zu berücksichtigen, dass einzelne Länder nicht an jedem Wochentag Daten melden - am Wochenende etwa Baden-Württemberg, Niedersachsen, Brandenburg und Sachsen nicht oder nicht vollständig. Auch an Feiertagen - wie während der Ostertage - sind weniger Meldungen zu erwarten. Das wiederum führt zu Nachmeldungen an Folgetagen.
Ein Vergleich von Tageswerten wird damit zunehmend schwierig. Zudem gehen Experten seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus - wegen überlasteter Gesundheitsämter und weil nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen lassen. Nur diese zählen in der Statistik.
23,5 Millionen Corona-Infektionen in Deutschland
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden sieben weitere Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 289 Todesfälle. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg damit auf 132.960.
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 23.459.628 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 20.347.900 an.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-infizierten Patientinnen und Patienten je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI zuletzt mit 6,41 an (Vortag: 6,49). Auch hierbei gibt es Tage mit lückenhaften Meldungen; an Wochenenden und Feiertagen wird diese sogenannte Hospitalisierungsinzidenz nicht aktualisiert. In dem Wert erfasst sind auch viele Menschen mit positivem Corona-Test, die eine andere Haupterkrankung haben.
Kluge: Keiner weiß, wie sich Corona entwickelt
Der Leiter der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Stefan Kluge, hält die weitere Entwicklung des Coronavirus für ungewiss. "Keine Expertin und kein Experte kann derzeit sicher sagen, welche Variante wir im Herbst bekommen", sagte Kluge, der auch Präsidiumsmitglied der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) ist, der Funke Mediengruppe. "Wir sollten aber darauf vorbereitet sein, dass noch einmal eine Variante kommen kann, die zu einer höheren Krankheitsschwere führt, als dies derzeit bei der Omikron-Variante der Fall ist."
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte mit Warnungen vor einer möglichen "Killervariante" des Coronavirus Kritik auf sich gezogen. Lauterbach hatte der "Bild am Sonntag" gesagt, es "durchaus möglich, dass wir eine hochansteckende Omikron-Variante bekommen, die so tödlich wie Delta ist". Dies wäre "eine absolute Killervariante", so der Gesundheitsminister.
Vielfach milde Omikron-Verläufe
Kluge sagte: "Eine Corona-Variante als 'Killervariante' zu bezeichnen, ist unpassend." Es gebe andere Infektionen, bei denen die Sterblichkeit deutlich höher liege, als dies bei Covid-19 bisher der Fall gewesen sei. "Die Variante Omikron führt derzeit zu sehr wenigen schweren Covid-19-Verläufen", so Kluge. "Wir haben aktuell bei Omikron eine Sterblichkeit von unter 0,1 Prozent, vergleichbar mit der Grippe."
Kluge riet dazu, mit einer Kampagne zu versuchen, ungeimpfte Menschen über 60 Jahren zum Impfen gegen das Coronavirus zu bewegen. "Eine größere Grundimmunisierung in der Bevölkerung würde uns deutlich helfen. Zudem müssen die Impfstoffe fortentwickelt werden." Zugleich mahnte er, genug Impfstoff und Corona-Tests vorzuhalten, um bei Bedarf die Impf- und Testzentren schnell wieder hochfahren zu können. "Es braucht auch ausreichend Schutzmaterialien wie beispielsweise FFP2-Masken für Krankenhäuser und andere vulnerable Bereiche", so Kluge.
Streeck: Deutschland mit gutem Basisschutz
Auch der Virologe Hendrik Streeck widersprach Lauterbach. Eine Variante so ansteckend wie Omikron und so gefährlich wie Delta sei zwar "nicht unmöglich", doch sei dies "noch lange keine 'Killervariante’", sagte er der "Bild"-Zeitung. Die hohe Immunitätsquote in Deutschland widerspreche Lauterbachs Prognose. Es gebe hierzulande eine hohe Impfquote sowie etliche Genesene und "damit einen guten Basisschutz".
Die FDP-Gesundheitsexpertin Christine Aschenberg-Dugnus sagte der "Bild", sie halte es für "nicht zielführend, bereits jetzt die Möglichkeit einer schwerwiegenderen Virus-Variante zu diskutieren". Zwar sei wissenschaftlich belegt, dass das Coronavirus schnell mutiere. Ob neue Mutationen eine gefährliche Variante hervorbringen könnten, könne aber derzeit niemand prognostizieren.