Wegen Coronavirus Fast alle Länder schließen Schulen und Kitas
Kinderzimmer statt Schulklasse: Wegen der Corona-Epidemie schließen immer mehr Bundesländer flächendeckend Schulen und Kindergärten. Nun zog auch Mecklenburg-Vorpommern nach. Mancherorts gibt es eine Notbetreuung.
Wegen des sich ausbreitenden Coronavirus werden in immer mehr Bundesländern vom kommender Woche an die Schulen und Kindertageseinrichtungen geschlossen - meist bis zum Ende der Osterferien.
Das Saarland hat als erstes Land solche Maßnahmen ergriffen. Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) sagte, wegen der direkten Nähe zu den Nachbarländern Frankreich und Luxemburg stehe sein Bundesland vor besonderen Herausforderungen. Eine Notbetreuung für Familien werde sichergestellt. "Es braucht jetzt Entscheidungen mit klarem Kopf, die unweigerlich auch eine Einschränkung des öffentlichen Lebens mit sich bringen", sagte Hans weiter.
Bayern schränkt auch Besuchsrecht ein
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder betonte, angesichts fehlender Medikamente, mit denen man die Ausbreitung des Coronavirus bremsen könne, müsse man nun zu solchen Maßnahmen greifen. Die Schließungen von Schulen und Kitas gelten demnach bis zum Ende der Osterferien am 20. April. Dann werde es eine Bestandsaufnahme geben.
Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) teilte mit, dass für die Betreuung bestimmter Kinder ein Notfallplan in Kraft treten werde. "Wir werden eine Betreuung sicherstellen für Eltern, die in systemkritischen Berufen tätig sind."
Um die Gefährdung besonders anfälliger Menschen möglichst gering zu halten, kündigte Söder zudem eine "massive" Einschränkung des Besuchsrechts in Kliniken und Pflegeeinrichtungen an. Er forderte zudem, größere Veranstaltungen ab 100 Menschen abzusagen.
Die meisten Bundesländer ziehen mit
Auch in Berlin stellen Schulen und Kitas von nächster Woche an stufenweise ihren Betrieb ein. Das teilte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) mit. Die Schließung soll am Montag mit den Oberstufenzentren beginnen.
In Brandenburg wird es ab Mittwoch bis zum Ende der Osterferien an Schulen und Kitas keinen regulären Unterricht und kein reguläre Betreuung geben. Das teilte die Landesregierung nach einer Sondersitzung mit. In den Kommunen soll aber eine Notbetreuung für Kinder und Schüler organisiert werden. In Einzelfällen können Schulen schon vor Mittwoch schließen.
Bremen schließt seine Schulen und Kitas von Montag an, ebenso wie Niedersachsen, wo sie für zwei Wochen geschlossen werden. Anschließend beginnen am 30. März die zweiwöchigen Osterferien. Ausnahmen wird es in Niedersachsen für die Abiturienten geben. Diese sollen bereits ab dem 15. April wieder in die Schulen kommen.
In Nordrhein-Westfalen werden alle Schulen bis zu den Osterferien geschlossen. Das teilte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) in Düsseldorf mit. Am Montag und Dienstag stünden aber in den Schulen Lehrer bereit, um die Betreuung sicherzustellen. "Die schlechteste Betreuungsform ist, Kinder dann zu den Großeltern zu geben", sagte Laschet. Die Eltern sollten die Übergangstage nutzen, um die Betreuung der Kinder zu organisieren. Außerdem dürfen Alten- und Pflegeheime sowie Krankenhäuser grundsätzlich nicht mehr besucht werden.
In Rheinland-Pfalz bleiben die Schulen und Kindergärten ab Montag geschlossen. Dies soll zunächst bis zum Ende der Osterferien am 17. April gelten, wie das rheinland-pfälzische Bildungsministerium mitteilte. Eine Notbetreuung werde vor Ort ermöglicht. Die ab Montag geplanten Prüfungen für das mündliche Abitur würden erst ab dem 23. März stattfinden.
In Schleswig-Holstein bleiben Schulen und Kitas ebenfalls von Montag an geschlossen. Die Maßnahme soll bis zum 19. April gelten, wie Bildungsministerium und Gesundheitsministerium in Kiel mitteilten.
Auch Hamburg macht die Schulen von Montag an dicht - zunächst bis zum 29. März. Außerdem wird der Regelbetrieb in den Kitas eingestellt. Das habe der Senat auf einer Sondersitzung beschlossen, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD).
Mecklenburg-Vorpommern hatte zunächst angekündigt, ab Montag die Schulen und Kindergärten in Rostock und im Landkreis Ludwigslust-Parchim zu schließen. Nun folgte die Landesregierung den Entscheidungen anderer norddeutscher Bundesländer und teilte mit, die Einrichtungen bis zum 20. April flächendeckend zu schließen.
Baden-Württemberg schließt ab Dienstag alle Schulen und Kindertagesstätten bis zum Ende der Osterferien. Das teilte Ministerpräsident Winfried Kretschmann mit.
In Thüringen werden ebenfalls die Schulen und Kitas geschlossen. Das teilte Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) mit.
Sachsen stellt den Schulbetrieb im Freistaat in einem zweistufigen Verfahren ein, teilte das sächsische Kultusministerium in Dresden mit. Der Plan sehe vor, dass ab Montag alle Eltern, die ihre Kinder selbst betreuen oder anderweitig eine Betreuung absichern können, ihre Kinder nicht mehr in die Schule schicken. Es bestehe dann keine Schulpflicht. Unterricht werde nicht erteilt. Die Schulen bleiben jedoch laut Kultusministerium geöffnet. Das Lehrpersonal sei anwesend, um die Betreuung für alle Schülerinnen und Schüler sicherzustellen. Eine Entscheidung, ab wann Schulen und Kindertagesstätten komplett bis zum 17. April geschlossen werden, werde im Laufe der kommenden Woche getroffen.
Auch Sachsen-Anhalt schließt von Montag an die Schulen Kitas im Land. Die Regelung gelte bis zum 13. April, teilte die Landesregierung in Magdeburg mit.
In Hessen wird Schulbesuch freigestellt
Hessen hat sich entschieden, die Schulpflicht aufzuheben. Wie Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) mitteilte, sollen die Schulen geöffnet bleiben, allerdings gelte ab Montag keine Unterrichtsverpflichtung mehr.
Lehrerverband warnt vor "Insellösungen"
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, hält bundeslandabhängige Regelungen zu Schulschließungen für fatal. "Bei einer so wichtigen Frage verbieten sich Insellösungen", sagte er dem Bayerischen Rundfunk. "Wenn es richtig ist, dass wir alle in einem Land und in einer Welt leben, dann kann es nicht sein, dass hier die Schulen geschlossen werden und einen Kilometer weiter nicht."
Zudem seien Schulschließungen eine "Riesen-Herausforderung" für die Eltern und Schüler, sagte Meidinger, der Direktor eines Gymnasiums in Bayern ist. Man werde um Not-Betreuungseinrichtungen nicht herumkommen. "Ich warte hier auf gute Vorschläge und Organisationspläne und Maßnahmen der Landesregierung."
Familienministerin Franziska Giffey verteidigte die Praxis regionaler Schulschließungen in Deutschland. "Natürlich hat die Gesundheit Priorität. Und da, wo es konkrete Krankheits- oder Verdachtsfälle gibt, sind temporäre Schließungen auch nötig. Das muss entsprechend der jeweiligen Lage vor Ort bewertet und entschieden werden", sagte die SPD-Politikerin der "Rhein-Neckar-Zeitung".
Giffey wies darauf hin, dass eine flächendeckende Schließung voraussichtlich zu einem Problem bei der Kinderbetreuung führen würde. Das beträfe Eltern, die dann in Kliniken, in der Pflege oder Arztpraxen fehlen würden. "Häufig springen die Großeltern bei der Betreuung ein. Damit würden die Älteren gerade aber umso mehr gefährdet."
Hochschulrektoren sichern Lösungen für Prüfungen zu
Auch im Universitätsbetrieb gibt es derzeit massive Einschränkugen wegen der Coronakrise. Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Peter-André Alt, will deshalb Studenten in der Prüfungsphase vor Nachteilen schützen. Falls Prüfungen "aufgrund der Ausnahmesituation nicht durchgeführt werden können, werden sich auf Basis der bestehenden Prüfungsordnungen faire Lösungen finden", erklärte Alt in Bonn. Die Verschiebung des Lehrbetriebs sei "ohne Alternative".