Corona-Wochenbericht RKI rechnet mit mehr Intensivpatienten
Das RKI gibt weiter keine Entwarnung in der Corona-Pandemie. In einigen Bundesländern steigen die Infektionszahlen, in anderen sinken sie leicht. Gesundheitsminister Lauterbach warnt davor, Infektionen zu unterschätzen.
Das Robert Koch-Institut (RKI) rechnet mit einer Zunahme von Corona-Patienten auf Intensivstationen. Auch, wenn die bundesweite Sieben-Tages-Inzidenz zuletzt leicht gesunken sei, bleibe der Infektionsdruck in allen Altersgruppen hoch, heißt es im Wochenbericht des RKI. Deshalb sei in den kommenden Wochen vor allem bei Älteren "mit Hospitalisierungen, der Zunahme intensivmedizinischer Behandlungen und mit Todesfällen zu rechnen".
Menschen im Alter von über 80 Jahren seien "weiterhin am stärksten von schweren Krankheitsverläufen betroffen", heißt es in dem Bericht. Hier steige die Inzidenz auch weiter an. Die Zahl der Ausbrüche von Covid-19 sowohl in medizinischen Behandlungseinrichtungen als auch in Alten- und Pflegeheimen habe sich weiter erhöht.
Die Zahl der Menschen, die auf Intensivstationen mit einer Covid-19-Diagnose behandelt wurden, sei weiter gestiegen. Sie habe sich mit Stand Mittwoch auf 1587 Fälle erhöht. In der Vorwoche waren es den Angaben zufolge noch 1330 gewesen. Die Zahl der Sterbefälle in Zusammenhang mit dem Virus liege zurzeit bei knapp über 400 pro Woche - das RKI spricht diesbezüglich von einem Plateau.
Teils steigende, teils sinkende Inzidenzen
"Weiterhin ist eher eine Seitwärtsbewegung als ein sinkender Trend zu beobachten", heißt es im Wochenbericht des Instituts zu Covid-19. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sei vergangene Woche im Vergleich zur Vorwoche nur leicht gesunken. Das Gesamtbild ergebe sich aus bereits fallenden Inzidenzen in den meisten westdeutschen Bundesländern und Berlin - bei noch leicht steigenden Inzidenzen in den anderen ostdeutschen Bundesländern und Bayern.
Das RKI spricht insgesamt von geschätzt 800.000 bis 1,5 Millionen Corona-Infizierten mit Symptomen einer akuten Atemwegsinfektion in der vergangenen Woche.
In Deutschland habe die seit Mitte Juni dominierende Omikron-Untervariante BA.5 mit 89 Prozent in der vergangenen Woche andere Varianten fast vollständig verdrängt, erklärte das RKI. Nach den aktuellsten verfügbaren Daten ist die Linie in knapp neun von zehn positiven Proben gefunden worden. Die Anteile der Varianten BA.2 und BA.4 seien weiter gesunken.
Gesundheitsminister Lauterbach warnt davor, Infektionen zu unterschätzen.
"Manchmal muss man die Dinge beim Namen nennen"
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach rechnet für die kommenden Pandemie-Monate mit großen Problemen. Er verwies auf den Anstieg der Hospitalisierungen bei gleichzeitigem Rückgang der hohen Inzidenzen. Auch die Intensivstationen füllten sich, so Lauterbach im "Kölner Stadt-Anzeiger". "Und es sterben wieder mehr Menschen." Jüngste Studien belegten eindeutig, dass die BA.5-Variante des Coronavirus gefährlicher sei als die BA.2-Variante.
Lauterbach verteidigte sich zudem gegen den Vorwurf, seine Wortwahl in der Pandemie sei unnötig drastisch. Lauterbach hatte von einem "Killervirus" gesprochen. "Ich verwende wenige Vokabeln, die apokalyptisch sind", sagte der Gesundheitsminister. "Aber manchmal muss man die Dinge beim Namen nennen." Gäbe es ein Virus, das die Ansteckung der BA.5-Variante mit dem schweren Verlauf einer Delta-Variante verbände, "dann wäre das eine Killer-Variante". Er habe "nicht gesagt, dass eine solche Variante definitiv kommt, sondern dass wir auf eine solche Variante vorbereitet sein müssen."
Corona-Infektion nicht unterschätzen
Lauterbach warnte ein weiteres Mal davor, Corona-Infektionen in der laufenden Sommerwelle zu unterschätzen oder in Kauf zu nehmen. Die ursprüngliche Idee, dass man sich infiziere und danach dann für immer immun sei, habe sich nicht bestätigt, sagte er in dem Zeitungsinterview. Lauterbach verwies darauf, dass man sich sehr leicht mit der aktuellen Virusvariante BA.5 anstecken könne, auch wenn man mit der vorherigen Variante BA.2 infiziert gewesen war.
Lauterbach wandte sich außerdem gegen die Darstellung des Chefs der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, der die Omikron-Variante "fast als Friedensangebot des Virus" bezeichnet hatte. Eine Annahme eines solchen Angebots würden viele mit dem Tod bezahlen. Zudem steige das Risiko für Long Covid. "Daher müssen wir das Problem lösen nicht durch eine ständige Infektion, sondern durch bessere Impfstoffe", sagte Lauterbach.
Auch das RKI ruft weiter dazu auf, die Empfehlungen zum Vermeiden von Ansteckungen "unbedingt" einzuhalten. Die Werte zu akuten Atemwegserkrankungen in der Gesamtbevölkerung wie die Zahl der Arztbesuche seien weiterhin höher als in den Vorjahren um diese Zeit.