Corona-Pandemie BA.5-Variante vorherrschend in Deutschland
Die meisten Corona-Neuinfektionen in Deutschland gehen Daten des RKI zufolge inzwischen auf die BA.5-Variante zurück. Der Virologe Drosten rechnet nach dem Ende der Sommerferien wieder mit deutlich steigenden Fallzahlen.
Nach Angaben des Robert Koch-Institutes (RKI) ist die BA.5-Variante des Coronavirus inzwischen vorherrschend in Deutschland. Das geht aus dem aktuellen Wochenbericht des RKI hervor.
Demnach gehen mittlerweile etwa 50 Prozent der bundesweiten Neuinfektionen auf eine Ansteckung mit der Sublinie der Omikron-Variante zurück. Dieser Wert basiert allerdings auf Daten, die bereits vor rund zwei Wochen erhoben wurden. Daher dürfte der aktuelle Wert bereits höher liegen, so das RKI. Die BA.5-Variante des Corona-Erregers gilt als leichter übertragbar als bisher aufgetretene Typen des Virus.
Zudem verzeichnet das RKI wieder eine leichte Zunahme bei der Auslastung der Intensivstationen. Aus dem DIVI-Intensivregister, das die Verfügbarkeit von Intensivbetten in deutschen Kliniken erfasst, geht hervor, dass auf den Intensivstationen von 1250 Krankenhäusern, die ihre Daten an das Register übermitteln, derzeit 810 Patienten wegen einer Corona-Erkrankung behandelt werden. Anfang des Monats waren es noch etwa 600 Corona-Patienten. Etwa 260 der momentan in Intensivbehandlung befindlichen Patienten müssen invasiv beatmet werden.
Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf über 600 an
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz nimmt den Zahlen des RKI zufolge weiter zu. Sie liegt aktuell bei 618,2 - ein deutliches Plus gegenüber dem Vortag, an dem der Wert mit 532,9 angegeben wurde. Vor einer Woche hatte die Zahl der Ansteckungen pro Woche und 100.000 Einwohner noch bei 427,8 gelegen, vor einem Monat bei 307,2.
Die bundesweit niedrigste Sieben-Tage-Inzidenz verzeichnet derzeit Thüringen mit einem Wert von 214,4. Den höchsten Stand an Neuinfektionen meldet Schleswig-Holstein mit einer Inzidenz von 882,9. Dahinter folgen Niedersachsen (861,4) und das Saarland (836,0).
Allerdings liefert die Inzidenz kein vollständiges Bild der Infektionslage. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus - vor allem weil bei weitem nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.
In den vergangenen 24 Stunden übermittelten die Gesundheitsämter in Deutschland 108.190 erfasste Neuinfektionen mit dem Coronavirus an das RKI. Noch vor einer Woche waren von Donnerstag auf Freitag rund 28.100 neue Ansteckungen verzeichnet worden. Binnen eines Tages starben laut RKI bundesweit 90 Menschen in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion.
Drosten rechnet ab September mit Zunahme an Infektionen
Der Leiter der Virologie an der Berliner Charité, Christian Drosten, rechnet damit, dass die Zahl der Neuinfektionen nach den Sommerferien wieder deutlich ansteigen wird. Im Interview mit dem "Spiegel" äußerte er die Befürchtung, dass die Fallzahlen ab September wieder zunehmen werden.
"Wir sehen tatsächlich schon wieder einen exponentiellen Anstieg der Fallzahlen", warnte Drosten: "Die BA.5-Variante ist einfach sehr übertragbar, und die Menschen verlieren gleichzeitig ihren Übertragungsschutz aus der letzten Impfung." Allerdings rechne er auch damit, dass sehr viel weniger Menschen schwer erkranken oder gar sterben als noch im vergangenen Jahr.
Wohl noch weiter Weg zu endemischen Zustand
Auch das Risiko von überfüllten Intensivstationen sieht Drosten derzeit nicht. Doch die Subvariante BA.5 befalle möglicherweise wieder stärker die tieferen Atemwege. "Das Rad dreht sich wieder mehr in Richtung Krankheit", so der Virologe. Es stimme nicht, dass ein Virus im Laufe der Evolution automatisch immer harmloser werde. "Das macht meine Sorge vor dem Herbst nochmal größer."
Von der Hoffnung, dass aus dem pandemischen noch in diesem Jahr ein endemischer Zustand wird, rückte Drosten ab. Als endemisch gilt eine Krankheit, wenn sie in einer Region mit relativ konstanter Erkrankungszahl dauerhaft auftritt. "Ich gehe davon aus, dass sich da irgendwann ein neues Gleichgewicht einpendelt: Die Bevölkerungsimmunität durch Impfungen und Infektionen wird irgendwann so stark sein, dass das Virus an Bedeutung verliert", so Drosten. Im schlimmsten Fall könne das aber "noch einige Winter dauern".
Mehrheit für Rückkehr zur Maskenpflicht in Innenräumen
Mit Blick auf einen drohenden Anstieg der Fallzahlen im Herbst hat sich im ARD-DeutschlandTrend auch eine Mehrheit der Deutschen dafür ausgesprochen, in diesem Fall die Maskenpflicht in Innenräumen wieder einzuführen. 63 Prozent der Bürgerinnen und Bürger würden eine solche Maßnahme befürworten. Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte zuletzt betont, er halte die Maskenpflicht in Innenräumen ab Herbst wieder für angebracht.
Vor allem in der Altersgruppe der Menschen über 65 Jahre spricht sich mit 77 Prozent ein Großteil für eine Rückkehr zur Maskenpflicht in Innenräumen aus. Bei den 18- bis 34-Jährigen trifft ein solcher Schritt bei 48 Prozent auf Zustimmung.