ARD-DeutschlandTrend Söder ist der Krisengewinner
Eine Mehrheit der Deutschen hält CSU-Politiker Söder für eine gute Wahl als Unions-Kanzlerkandidat - laut Umfrage ein Plus von 22 Prozentpunkten. Die Wirtschaftslage wird so schlecht wie zuletzt 2009 bewertet.
Offiziell will in diesen Zeiten niemand darüber spekulieren, wer Kanzlerkandidat für die Union im nächsten Jahr sein könnte. Doch einige Namen sind inoffiziell für die CDU/CSU im Gespräch. Am besten bewerten die Deutschen aktuell Markus Söder, den CSU-Parteivorsitzenden und bayerischen Ministerpräsidenten. 53 Prozent sagen, er wäre ein guter Kanzlerkandidat der Union. Über Friedrich Merz sagen das 33 Prozent der Bürger. Über Armin Laschet, den Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, sagen das 27 Prozent und über den Außenpolitiker Norbert Röttgen 21 Prozent.
Der bayerische Ministerpräsident Söder ist ein Befürworter harter Einschränkungen in der Corona-Krise. Das kommt bei der Mehrheit der Deutschen offenbar gut an.
Sorgen um die deutsche Wirtschaft
Die wirtschaftliche Lage bewerten die Deutschen zunehmend pessimistisch. Zwei Drittel der Deutschen halten die Lage für weniger gut bzw. schlecht. Nur ein Drittel bewertet die wirtschaftliche Lage gut. Dies ist der niedrigste Wert bei einer Umfrage von Infratest dimap im ARD-DeutschlandTrend seit der Euro-Finanzkrise 2008/2009. Vor zwei Monaten, also vor Beginn der Lockdown-Maßnahmen in Deutschland, zeigte sich ein umgekehrtes Bild: Damals bewerteten zwei Drittel die wirtschaftliche Lage als gut und ein Drittel als schlecht.
Um ihre eigene wirtschaftliche Lage machen sich die Deutschen weniger Sorgen als noch im Vormonat: Aktuell haben 26 Prozent sehr große bzw. große Sorge, dass sich ihre persönliche wirtschaftliche Lage verschlechtert - das sind 8 Punkte weniger als im April; bei 74 Prozent ist diese Sorge weniger groß bzw. klein (+9). Und: 13 Prozent der Erwerbstätigen haben sehr große bzw. große Sorge, ihren Arbeitsplatz zu verlieren (-5); bei 84 Prozent der Erwerbstätigen ist diese Sorge weniger groß bzw. klein (+9).
Mehrheit gegen Auto-Kaufprämie
Die EU erwartet als Folge der Corona-Pandemie eine Rezession historischen Ausmaßes. Auch in Deutschland wird deshalb bereits über konjunkturbelebende Maßnahmen diskutiert. Dabei lehnt die Mehrheit der Deutschen eine mögliche Kaufprämie für Neufahrzeuge grundsätzlich ab: 63 Prozent sagen, sie seien grundsätzlich gegen solche staatlichen Anreize beim Auto-Kauf. 22 Prozent sind der Meinung, es sollte Kaufanreize nur für klimafreundliche Autos geben. Zwölf Prozent befürworten eine Kaufprämie für alle Neufahrzeuge.
Bei einer Telefonkonferenz am Dienstag hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Vertretern der Autobranche über mögliche Maßnahmen gesprochen - auch über den Vorschlag einer Kaufprämie, bei der vom Staat ein Teil des Kaufpreises von Neufahrzeugen übernommen wird. Eine solche Maßnahme lehnen Anhänger aller im Bundestag vertretenen Parteien mehrheitlich ab. Am stärksten ist diese Ablehnung bei Anhängern der Linken: Hier sind drei Viertel (74 Prozent) grundsätzlich dagegen. Unter den Anhängern der AfD befürwortet jeder Dritte (34 Prozent) eine Kaufprämie für alle Neufahrzeuge. Bei den Grünen befürwortet jeder Dritte (35 Prozent) eine Kaufprämie nur für klimafreundliche Neufahrzeuge.
Kritik an Bundesliga-Neustart
Auch eine Maßnahme zur Belebung einer anderen Branche stößt bei den Deutschen auf Kritik. So findet es die Hälfte der Deutschen falsch, dass die Fußball-Bundesliga mit sogenannten Geisterspielen fortgesetzt werden soll. Am Mittwoch gab die Politik grünes Licht für den Plan der Deutschen Fußball-Liga (DFL), die Saison der 1. und 2. Bundesliga mit Spielen ohne Publikum fortzuführen. Die DFL hat inzwischen bekanntgegeben, dass der Spielbetrieb am 16. Mai wiederaufgenommen wird. Jeder zweite Deutsche (50 Prozent) ist dagegen, dass die Bundesliga-Saison mit Geisterspielen fortgesetzt wird. 36 Prozent sind dafür. Elf Prozent interessieren sich nicht für Fußball. Drei Prozent antworteten mit "weiß nicht" oder machten "keine Angabe".
Weniger Angst vor Ansteckung - Sorge um die Kinder
Die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus hat sich binnen eines Monats halbiert. Bei einem Viertel der Deutschen (25 Prozent) ist die Sorge, dass sie selbst oder Familienmitglieder sich mit dem Coronavirus anstecken, sehr groß bzw. groß (-26 im Vergleich zu April). Auch die Angst vor einer Überlastung des Gesundheitssystems ist angesichts gesunkener Infektionszahlen rückläufig: Nur noch bei jedem Fünften (21 Prozent) ist die Sorge, dass nicht jeder Erkrankte in Deutschland angemessen medizinisch versorgt wird, sehr groß bzw. groß (-16). Dass wegen des Corona-Ausbruchs Freiheitsrechte längerfristig eingeschränkt sind, bereitet immerhin 39 Prozent der Deutschen sehr große bzw. große Sorge (-3). Sechs von zehn Deutschen (60 Prozent) haben diesbezüglich weniger große bzw. kleine Sorge (+3).
Ganz anders der Blick auf die Situation der Kinder: Dass viele Schulen und Kitas in Deutschland seit Wochen geschlossen sind, treibt die Mehrheit der Deutschen um: 63 Prozent haben sehr große bzw. große Sorge, dass Kinder wegen eingeschränkter Betreuungs- und Schulangebote in ihrer Entwicklung beeinträchtigt werden. 33 Prozent machen sich diesbezüglich weniger große bzw. kleine Sorgen.
Lockerungen? Mehrheit sieht das positiv
Dass die Politik am Mittwoch weitere Lockerungen der Corona-Maßnahmen angekündigt hat, entspricht dem Wunsch einer knappen Mehrheit der Deutschen: 54 Prozent sprachen sich am Montag und Dienstag dieser Woche für größere Lockerungen aus. 41 Prozent wünschten sich, dass zur Eindämmung des Coronavirus in den nächsten Wochen an den bisherigen Einschränkungen festgehalten wird. Für größere Lockerungen sprach sich jeweils eine Mehrheit der Anhänger von FDP (72 Prozent), AfD (62 Prozent) und CDU/CSU (56 Prozent) aus. Unter Linken-Anhängern waren 52 Prozent dafür, 47 Prozent dagegen. Unter Grünen-Anhängern waren je 48 Prozent dafür bzw. dagegen. Unter Anhängern der SPD war eine Mehrheit von 58 Prozent für ein Festhalten an den bisherigen Einschränkungen; 40 Prozent der SPD-Anhänger sprachen sich für größere Lockerungen aus.
Dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung stellt weiterhin eine Mehrheit der Deutschen ein positives Zeugnis aus. Zwei Drittel (67 Prozent) sind damit sehr zufrieden bzw. zufrieden (-5 im Vergleich zu April); ein Drittel (32 Prozent) ist damit weniger bzw. gar nicht zufrieden (+5).
Auch mit der Arbeit der Bundesregierung generell sind derzeit knapp zwei Drittel der Deutschen (64 Prozent) sehr zufrieden bzw. zufrieden. Bereits im Vormonat hatte die Bundesregierung mit 63 Prozent Zufriedenheit einen Bestwert seit Bestehen des ARD-DeutschlandTrends erzielt. Aktuell sind 35 Prozent der Deutschen mit der Arbeit der Bundesregierung weniger bzw. gar nicht zufrieden (-1).
Zufrieden mit Merkels Arbeit
Bundeskanzlerin Angela Merkel ist populär wie lange nicht. Zwei Drittel der Deutschen (68 Prozent) sind sehr zufrieden bzw. zufrieden mit ihrer Arbeit. Damit verbessert sie sich gegenüber dem Vormonat um weitere vier Prozentpunkte und erreicht den höchsten Zuspruch seit Juli 2017. Mit Finanzminister Olaf Scholz (SPD) sind 59 Prozent sehr zufrieden bzw. zufrieden, mit Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) 56 Prozent. Beide büßen 4 Prozentpunkte ein und verfehlen ihre persönlichen Bestwerte aus dem Vormonat leicht.
Neue Bestwerte erreichen Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und Innenminister Horst Seehofer (CSU). Mit Peter Altmaier sind 53 Prozent sehr zufrieden bzw. zufrieden (+2), mit Horst Seehofer 48 Prozent (+1). Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) kommt in der Bevölkerung auf 40 Prozent Zufriedenheit; gegenüber der bislang letzten Befragung im Juni 2019 legt er damit um 16 Prozentpunkte zu. Mit der Arbeit von Familienministerin Franziska Giffey (SPD) sind 39 Prozent sehr zufrieden bzw. zufrieden (+7 im Vergleich zu März).
Der Grünen-Parteivorsitzende Robert Habeck kommt auf 35 Prozent Zufriedenheit (-1), der FDP-Partei- und Fraktionsvorsitzende Christian Lindner auf 27 Prozent Zufriedenheit (-4 im Vergleich zu April); für ihn ist es der schwächste Wert seit März 2018. Mit der Arbeit der Linken-Parteivorsitzenden Katja Kipping sind 23 Prozent der Deutschen sehr zufrieden bzw. zufrieden (+1 im Vergleich zu März). Mit der Arbeit der SPD-Parteivorsitzenden Saskia Esken sind 14 Prozent sehr zufrieden bzw. zufrieden (+2); 52 Prozent kennen sie nicht oder können sie nicht beurteilen. Mit der Arbeit der AfD-Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel sind 10 Prozent sehr zufrieden bzw. zufrieden (-1); für sie ist es der schwächste Wert seit März 2018.
Union liegt bei 39 Prozent - bester Wert seit 2017
Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, so kämen CDU und CSU auf 39 Prozent. Das sind fünf Punkte mehr als im Vormonat - der beste Wert für die Union seit August 2017. Die SPD bliebe unverändert bei 16 Prozent. Die AfD verschlechtert sich um einen Punkt und landet bei 9 Prozent. Die FDP erreicht wie im Vormonat 5 Prozent. Die Linke verbessert sich um einen Punkt und käme aktuell auf 8 Prozent. Die Grünen verlieren gegenüber dem Vormonat 4 Prozentpunkte und erreichen 18 Prozent.
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 60:40)
Disproportionaler Ansatz (West/Ost 70:30)
Erhebungsverfahren: Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1003 Befragte
Erhebungszeitraum: 04. bis 05. Mai 2020
Sonntagsfrage
Fallzahl: 1503 Befragte
Erhebungszeitraum: 04. bis 06. Mai 2020
Gewichtung: nach soziodemographischen Merkmalen;
Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
Schwankungsbreite: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
Durchführendes Institut: Infratest dimap
* bei einem Anteilswert von fünf Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.