ARD-DeutschlandTrend Angst vor Terror nicht gewachsen
Die Hälfte der Deutschen hat Angst vor einem Terrorattentat, so der ARD-DeutschlandTrend nach dem Anschlag in Paris. Das ist weniger als im Oktober. Auch das Verständnis für "Pegida" nahm kaum zu. Die Bewegung profitiert aber von persönlicher Unsicherheit.
Von Ellen Ehni, WDR
Am Tag nach dem terroristischen Anschlag in Paris sind die Deutschen in der Frage gespalten, ob sie Angst vor einem terroristischen Anschlag haben: 49 Prozent fürchten, dass es auch in Deutschland in nächster Zeit einen Anschlag geben wird. Ebenfalls 49 machen sich diesbezüglich keine Sorgen.
Im ARD-DeutschlandTrend im Oktober waren es noch deutlich mehr Befragte, die einen Terroranschlag in nächster Zeit fürchten. Das überrascht erst einmal. Eine mögliche Erklärung: Die Ereignisse von Vortag sind noch sehr frisch. Wir haben schon oft festgestellt, dass sich aktuelle Entwicklungen erst mit Verzögerung in den Umfragen bemerkbar machen. Gleichzeitig gab es im Oktober eine in der öffentlichen Wahrnehmung sehr präsente Gefahrensituation mit dem Vormarsch der Terrorgruppierung "Islamischer Staat".
Auch die in den Medien geäußerte Vermutung, dass die "Pegida"-Bewegung durch das Pariser Attentat Zustrom erhalten könnte, zeichnet sich im aktuellen DeutschlandTrend bisher nicht ab. Waren es in unserer Befragung am Montag und Dienstag der Woche 21 Prozent, die Verständnis für die "Pegida"-Bewegung haben und 76 Prozent, die sie ablehnen, sind es am Tag nach dem Anschlag 22 Prozent, die Verständnis für "Pegida" haben. Die große Mehrheit, 72 Prozent, haben am Tag nach dem Anschlag kein Verständnis für die "Pegida"-Bewegung.
Je größer die Unsicherheit, desto mehr Verständnis für "Pegida"
Der ARD-DeutschlandTrend hat sich auch mit den Motiven der "Pegida"-Demonstranten befasst: 62 Prozent der "Pegida"-Anhänger meinen, dass die Verhältnisse in Deutschland in der Vergangenheit unsicherer geworden sind. Auf die Gesamtbevölkerung bezogen sagen das nur 42 Prozent. Die Analyse einzelner Lebensbereiche zeigt: Je größer die Unsicherheit ist, desto eher gibt es Verständnis für "Pegida".
Dabei spielt die Sorge um die finanzielle Absicherung im Alter und um die Stabilität der Gesellschaft eine besonders wichtige Rolle. Darüber hinaus vertreten sehr viele "Pegida"-Sympathisanten - 85 Prozent - die Auffassung, dass der Einfluss der Bürger auf die Politik zu gering ist. Unter allen Befragten sind 64 Prozent davon überzeugt.
Große Mehrheit befürchtet neue Euro-Krise
Im Vorfeld der Neuwahlen in Griechenland hat die Debatte über "Grexit" - also ein möglicher Euro-Austritt Griechenlands - wieder an Fahrt aufgenommen. 80 Prozent der von Infratest Dimap für den ARD-DeutschlandTrend Befragten findet, die Bundesregierung solle sich dafür einsetzen, dass auch eine neue griechische Regierung den Sparkurs fortsetzt.
Für den Fall, dass das Land die Sparauflagen der internationalen Geldgeber nicht einhält, sprechen sich 61 Prozent dafür aus, dass Griechenland aus dem Euro austritt. Dieser Schritt wäre nach Einschätzung einer Mehrheit von 53 Prozent für den Rest von Europa wesentlich weniger dramatisch als noch vor einigen Jahren.
Gleichzeitig befürchten aber auch 61 Prozent der Deutschen, dass sich die Wirtschafts- und Finanzkrise in der Europäischen Union wiederholt.
Steinmeier weiter an der Spitze
In der Rangliste der Politiker behauptet Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier seine Spitzenposition: 72% der Befragten sind mit seiner Arbeit zufrieden bzw. sehr zufrieden, zwei Punkte mehr als im Vormonat. Bundeskanzlerin Angela Merkel gewinnt gleich vier Punkte hinzu und kommt auf 71 Prozent.
Auch Finanzminister Wolfgang Schäuble verbessert sich um drei Punkte auf 65 Prozent. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel verschlechtert sich hingegen um einen Punkt auf 46 Prozent; Innenminister Thomas de Maizière um zwei Punkte auf 44 Prozent. Mit ihm zieht Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen mit 44 Prozent gleich und verbessert sich um fünf Punkte.
Wenig Bewegung gibt es bei der Sonntagsfrage: Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, würde die Union einen Punkt gewinnen und käme auf 41 Prozent, die SPD bliebe bei 26 Prozent. Die Grünen kämen auf zehn Prozent, die Linke auf acht und die Alternative für Deutschland auf sechs. Alle drei verlören jeweils einen Punkt. Die FDP würde sich um einen Punkt auf drei Prozent verbessern.
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung ab 18 Jahren
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 70:30)
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1006 Befragte
Sonntagsfrage: 1506 Befragte
Fragen zu Anschlag in Paris und Terrorgefahr: 500 Befragte
Erhebungszeitraum: 05. bis 06. Januar 2015 / Sonntagsfrage: 05. bis 07. Januar 2015 / Fragen zu Anschlag in Paris und Terrorgefahr: 08. Januar 2015
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
bei 500 Befragten: 1,9* bis 4,4** Prozentpunkte
*bei einem Anteilswert von 5 Prozent **bei einem Anteilswert von 50 Prozent