ARD-DeutschlandTrend Impfbereitschaft nimmt zu
Eine große Mehrheit der Deutschen will sich gegen das Coronavirus impfen lassen. Vor allem bei den unter 65-Jährigen ist die Impfbereitschaft gestiegen, wie aus dem ARD-DeutschlandTrend hervorgeht.
Seit zehn Tagen werden die ersten Menschen in Deutschland gegen Corona geimpft. Auch wenn viele Bürgerinnen und Bürger ohnehin noch auf eine Impfung warten müssen, hat die Bereitschaft zugenommen, diesen Schritt tatsächlich auch selbst vorzunehmen. Im ARD-DeutschlandTrend gibt aktuell eine Mehrheit von 54 Prozent an, sich auf jeden Fall gegen das Coronavirus impfen lassen zu wollen. Das sind 17 Prozentpunkte mehr als im November 2020. Weitere 21 Prozent sagen, dass sie sich wahrscheinlich impfen lassen werden (-13).
Die Impfbereitschaft ist in allen Altersgruppen gewachsen, insbesondere aber bei den unter 65-Jährigen und damit bei den Personen, die einer Impfung bislang eher zurückhaltend gegenüberstanden. Nach wie vor stehen die Älteren einer Impfung aber deutlich positiver gegenüber als die Jüngeren.
Ein gutes Drittel (36 Prozent) der Befragten bezeichnet das Tempo der begonnenen Corona-Impfungen als angemessen, aber jeder Zweite (52 Prozent) empfindet es als zu langsam. Nur wenigen (acht Prozent) geht es zu schnell.
Von den Deutschen, die sich auf jeden Fall gegen Corona impfen lassen wollen, finden sogar 63 Prozent, dass es nicht schnell genug geht.
Mehrheit befürwortet europäische Impfstoff-Beschaffung
Bei der Beschaffung des Impfstoffes hatten die EU-Länder verabredet, dass nicht jedes Land für sich die Verhandlungen mit den Impfstoffherstellern führt, sondern alle Länder gemeinsam bestellen. Dieses Vorgehen halten 70 Prozent der Befragten für richtig, 26 Prozent halten es für falsch. Im Übrigen wird das Verfahren auch bei denjenigen unterstützt, denen es beim Impfen zu langsam vorangeht: Von ihnen sind 63 Prozent mit dem gemeinsamen europäischen Verfahren einverstanden. Diese Unterstützung findet eine Mehrheit bei allen Parteianhängern mit Ausnahme der AfD.
In den vergangenen Wochen wurde auch darüber diskutiert, ob es für bereits Geimpfte Sonderrechte geben sollte, zum Beispiel bei Urlaubsreisen oder für den Restaurantbesuch. Die Deutschen halten davon aktuell aber wenig: Etwa drei Viertel (73 Prozent) sprechen sich dagegen, ein knappes Viertel (23 Prozent) dafür aus. Die Ablehnung überwiegt in allen Bevölkerungsgruppen, sie eint zudem Impfbereite und Impfabgeneigte.
Großer Rückhalt für Fortführung des Lockdowns
Mitte Dezember wurde nach dem Frühjahr erneut beschlossen, weite Teile des gesellschaftlichen Lebens herunterzufahren. Über den Jahreswechsel ist die Zahl derjenigen, die diese Auflagen als angemessen betrachten, von 69 Prozent Mitte Dezember auf 53 Prozent Anfang der Woche gesunken. Im Gegenzug hat die Unterstützung für strengere Corona-Maßnahmen zwischen den Jahren aber zugelegt: Mitte Dezember hatten 16 Prozent die geltenden Maßnahmen als nicht weitgehend genug empfungen, Anfang Januar sagten nun 30 Prozent, die geltenden Maßnahmen gingen nicht weit genug. Die Zahl derer, die die Einschränkungen als zu weitgehend empfinden, ist dagegen über den Jahreswechsel mit 17 Prozent (+3) fast gleichgeblieben.
Die Befragung fand am 4. und 5. Januar statt - also zu einem Zeitpunkt, als klar war, dass der Lockdown verlängert würde, aber die konkreten, verschärften Maßnahmen noch nicht feststanden. Vor diesem neuen Beschluss von Bund und Ländern sprachen sich 47 Prozent der Befragten dafür aus, die bestehenden Maßnahmen auf jeden Fall beizubehalten. Ein knappes Drittel (32 Prozent) favorisierte zu Wochenbeginn strengere Corona-Maßnahmen. Auf eine Lockerung des Lockdowns zum 10. Januar bestand dagegen zu Wochenbeginn nur jeder Sechste (18 Prozent).
Hälfte erwartet Rückkehr zur Normalität noch dieses Jahr
Von Normalität kann in Deutschland aktuell sicherlich keine Rede sein. Aber die Hälfte der Befragten (50 Prozent) ist optimistisch, dass man spätestens bis zum Ende des Jahres ohne jegliche Corona-Einschränkungen auskommen wird, wobei die meisten mit einer Normalisierung erst zum Herbst oder zum Jahresende (31 Prozent) rechnen. Vier von zehn (41 Prozent) sind weniger optimistisch. Sie gehen von einer Normalisierung frühestens im kommenden Jahr (33 Prozent) oder erst in den nachfolgenden Jahren (acht Prozent) aus.
Kein klarer Favorit für den CDU-Vorsitz
Demnächst will die CDU ihren neuen Vorsitzenden küren. Aber gut eine Woche vor dem Bundesparteitag haben weder alle Befragten noch die Anhänger der CDU eine klare Präferenz: 27 Prozent der Befragten sprechen sich für Friedrich Merz, 22 Prozent für Norbert Röttgen und weitere 18 Prozent für Armin Laschet aus. Bei den Anhängern der CDU setzen aktuell 29 Prozent auf Friedrich Merz (-10 im Vergleich zu November), jeweils 25 Prozent bevorzugen stattdessen Armin Laschet (+10) oder Norbert Röttgen (+3). Allerdings werden auf dem Parteitag in acht Tagen die 1001 Delegierten über den neuen Vorsitzenden entscheiden und nicht alle CDU-Anhänger.
Söder bei K-Frage klar Favorit
Am CDU-Vorsitz hängt zudem die Frage, wer statt Angela Merkel für die Union im Herbst als Spitzenkandidat antritt. Dass der neue CDU-Vorsitzende auch Unions-Kanzlerkandidat wird, ist noch nicht in trockenen Tüchern. Zuletzt hatten sowohl Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble als auch Fraktionsvorsitzender Ralph Brinkhaus gesagt, dass es keinen solchen Automatismus gebe. Aktuell werden aber vor allem vier Männer hoch gehandelt: Neben den drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz wird auch der bayerische Regierungschef Markus Söder immer wieder ins Spiel gebracht.
Alle Befragten
Von diesen vier in der öffentlichen Diskussion stehenden Kandidaten erfährt Markus Söder nach wie vor die mit Abstand größte Unterstützung: 55 Prozent der Bundesbürger und 80 Prozent der Unions-Anhänger halten ihn für einen guten Unions-Kanzlerkandidaten. An zweiter Stelle steht Friedrich Merz, den allerdings nur 35 Prozent der Wahlberechtigten und 40 Prozent der Unions-Wähler als guten Unions-Kanzlerkandidaten bezeichnen. Norbert Röttgen und Armin Laschet gelten bei 34 beziehungsweise 27 Prozent der Bundesbürger als gute Anwärter. In den Reihen der CDU/CSU-Anhänger überzeugen der frühere Bundesumweltminister (35 Prozent) und der NRW-Ministerpräsident (32 Prozent) jeweils etwa ein Drittel der Befragten.
Im Hinblick auf den Rückzug Merkels überwiegt im Übrigen das Bedauern: 51 Prozent der Befragten meinen, dass das weniger gut oder schlecht für Deutschland sei. 44 Prozent sagen, der Rückzug sei sehr gut oder gut für Deutschland. Nicht nur in den Reihen der CDU/CSU, auch unter den Anhängern von Grünen, Linken und SPD herrscht die Ansicht vor, dass ihr Rückzug für Deutschland weniger gut oder schlecht ist. Anders sehen das die FDP-Anhänger, vor allem aber bei den AfD-Anhängern wird der Rückzug Merkels überwiegend positiv gesehen.
Kaum Bewegung bei der Sonntagsfrage
Eine Mehrheit der Bürger ist nach wie vor zufrieden mit der Arbeit der Bundesregierung: 60 Prozent geben aktuell an, dass das Kabinett einen guten Job mache. 39 Prozent sehen die Arbeit der Bundesregierung kritisch. Deutliche Zustimmung für die derzeitige Regierungsarbeit kommt von den Anhängern der Union (87 Prozent) und SPD (79 Prozent), aber auch aus den Reihen der Grünen (81 Prozent). Den Gegenpol hierzu bilden die AfD-Anhänger, die die Arbeit der Bundesregierung quasi geschlossen kritisieren (99 Prozent). In den Reihen der FDP halten sich Zustimmung und Kritik die Waage.
Wäre am kommenden Sonntag Bundestagswahl, dann würden 35 Prozent (-1 im Vergleich zu Anfang Dezember) der Wahlberechtigten in Deutschland ihre Stimme der Union geben. Die SPD erreicht 14 Prozent (-1), die AfD bleibt unverändert bei zehn Prozent. Die FDP würde einen Punkt gewinnen und landet bei sieben Prozent; die Linke unverändert bei sieben Prozent. Die Grünen ebenfalls unverändert bei 21 Prozent.
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame (Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 60:40)
Disproportionaler Ansatz (West/Ost 70:30)
Erhebungsverfahren: Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1020 Befragte
Erhebungszeitraum: 04. bis 05. Januar 2021
Sonntagsfrage
Fallzahl: 1520 Befragte
Erhebungszeitraum: 04. bis 06. Januar 2021
Gewichtung: nach soziodemographischen Merkmalen;
Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
Schwankungsbreite: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
Durchführendes Institut: infratest dimap
* bei einem Anteilswert von fünf Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.