ARD-DeutschlandTrend Deutsche uneins über Athen-Hilfspaket
Das verlängerte Hilfspaket für Griechenland stößt bei den Deutschen auf ein geteiltes Echo: 49 Prozent der Befragten im ARD-DeutschlandTrend finden die Entscheidung richtig, 47 Prozent sind dagegen. Mit 72 Prozent befürwortet eine deutliche Mehrheit eine gesetzliche Impfpflicht. Jeder zweite Deutsche sorgt sich um seine Ersparnisse.
Von Ellen Ehni, WDR
Der Leitzins im Euroraum bleibt auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent, das hat der EZB-Rat bei seiner Sitzung in Zyperns Hauptstadt Nikosia beschlossen. Die Folgen bleiben für die europäischen Bürger direkt spürbar: Für Geldanlagen sind weiterhin kaum nennenswerte Renditen zu erzielen.
Jeder zweite Deutsche macht sich wegen der niedrigen Zinsen Sorgen um die eigenen Ersparnisse. 44 Prozent der Bürger sorgen sich hingegen nicht.
Im Dezember 2013 hatten die Deutschen die Frage nach der Sorge um ihre Ersparnisse sehr ähnlich beantwortetet. Und das, obwohl die Situation für Sparer damals noch günstiger war: Damals war kurz zuvor der Leitzins von 0,5 auf 0,25 Prozent gesenkt worden. Seitdem wurde der Leitzins noch zwei Mal gesenkt, seit dem 04. Mai 2014 liegt er auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent.
Verlängerung des Hilfsprogramms umstritten
Die Tatsache, dass der Bundestag vergangene Woche beschloss, das Hilfspaket für Griechenland um vier Monate zu verlängern, stößt bei den Deutschen auf ein geteiltes Echo: Die eine Hälfte (49 Prozent) findet es richtig, die andere (47 Prozent) findet es falsch.
Als Gegenleistung für die Verlängerung des europäischen Hilfsprogramms hatte Griechenland eine Reformliste vorgelegt. Danach soll unter anderem härter gegen Korruption und Steuerhinterziehung vorgegangen werden. Ob dies den Griechen tatsächlich gelingt, bezweifelt allerdings eine klare Mehrheit: 71 Prozent der Befragten trauen der griechischen Regierung nicht zu, diese Reformen auch wirklich umzusetzen. Nur 25 Prozent traut ihr dies zu.
Nur die Anhänger der Linken (59 Prozent) und der Grünen (55 Prozent) glauben mehrheitlich daran, dass die griechische Regierung die angekündigten Reformen auch durchsetzen kann. Die Anhänger der Koalitionsparteien zeigen sich eher skeptisch: Von den SPD-Anhängern trauen dies nur 33 Prozent Griechenland zu, von den Unions-Anhängern nur 17 Prozent. Bei den Anhängern der Alternative für Deutschland ist das Zutrauen am geringsten. Gerade einmal 7 Prozent glauben, dass die griechische Regierung die Reformen umsetzen wird.
Große Mehrheit für gesetzliche Impfpflicht
Angesichts der zunehmenden Masern-Erkrankungen findet eine gesetzliche Impfpflicht gegen schwere Krankheiten deutlichen Rückhalt in der deutschen Bevölkerung: 72 Prozent befürworten einen Impfzwang, 26 Prozent lehnen dies ab. Von den Ostdeutschen sprechen sich mit 87 Prozent noch mehr Menschen für eine Impfpflicht aus. Dies ist wohl auch damit zu erklären, dass in der DDR die Impfung gegen Kinder- und Jugendkrankheiten verpflichtend war.
Pläne zur Tarifeinheit stoßen auf geteiltes Echo
Der Bundestag debattierte an diesem Donnerstag zum ersten Mal über das geplante Gesetz zur Tarifeinheit. Dieses soll Konflikte zwischen konkurrierenden Gewerkschaften in einem Betrieb lösen. In Betrieben mit mehreren Tarifverträgen für gleiche Beschäftigtengruppen soll nur noch der Vertrag der Gewerkschaft mit den meisten Mitgliedern gelten. Die Deutschen sind in dieser Frage gespalten, 45 Prozent der Befragten finden das richtig. 48 Prozent hingegen meinen, dass auch kleinere Gewerkschaften weiterhin Tarifverträge abschließen und streiken dürfen.
Hohe Regierungszufriedenheit auf Bundesebene
58 Prozent der Befragten sind mit der Arbeit der Bundesregierung zufrieden oder sehr zufrieden - das ist ein Prozentpunkt mehr als im Februar. Damit erreicht das Ansehen von Merkels Kabinett den zweithöchsten Wert in dieser Amtsperiode.
Die Rangliste der beliebtesten Politiker führt weiterhin Außenminister Frank-Walter Steinmeier an: 72 Prozent der Befragten sind mit seiner Arbeit zufrieden bzw. sehr zufrieden, ein Punkt mehr als im Vormonat. Angela Merkel bleibt stabil und kommt auf 70 Prozent Zustimmung. Finanzminister Wolfgang Schäuble landet auf Platz 3 mit 68 Prozent (+3), Platz vier belegt Innenminister Thomas de Maizière mit 49 Prozent (-7). Ihm folgen Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel mit 49 Prozent Zustimmung (-5), Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen mit 43 Prozent (-6) und der Fraktionsvorsitzende der Linken Gregor Gysi mit 38 Prozent (-1).
Kaum Bewegung bei der Sonntagsfrage
Bei der Sonntagsfrage gibt es fast einen Stillstand: Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die Union auf 41 Prozent, keine Veränderung zum Vormonat. Auch die SPD bleibt mit 25 Prozent stabil, genauso wie die kleineren Parteien: Die Grünen kommen auf 10 Prozent, die Linke auf 9 und die Alternative für Deutschland auf 6. Nur die FDP kann sich um einen Punkt auf 4 Prozent verbessern.
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung ab 18 Jahren
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 70:30)
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1006 Befragte
Erhebungszeitraum: 02. bis 03. März 2015
Sonntagsfrage: 1.506 Befragte
Erhebungszeitraum: 02. bis 04. März 2015
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
*bei einem Anteilswert von 5 Prozent **bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*bei einem Anteilswert von 5 Prozent **bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund 3 Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa 1 Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb in der Regel keine Partei unter 3 Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.
In der publizierten "Sonntagsfrage" werden hingegen alle Parteien aufgeführt, die aktuell im Parlament vertreten sind, die in einer Umfrage auf einen Anteilswert von mindestens 3 Prozent kommen oder solche Parteien oder Gruppierungen, die auch bei niedrigen Anteilswerten eine Chance auf ein Mandat besitzen (so etwa der SSW in Schleswig-Holstein, für den die 5-Prozent-Hürde nicht gilt).