ARD-DeutschlandTrend Merkel auf Fünf-Jahres-Tief
Mit den Grünen oder mit der SPD: Eine breite Mehrheit befürwortet laut ARD-DeutschlandTrend eine Regierung mit Unions-Beteiligung. Aber nicht unbedingt mit einer Kanzlerin Merkel an der Spitze. Die Beliebtheitswerte der CDU-Chefin sinken auf den tiefsten Wert seit fünf Jahren.
Ist Schwarz-Grün eine Option für die nächste Bundesregierung? 46 Prozent der Bürger würden eine solche Koalition gut für Deutschland finden. Die Fortführung des schwarz-roten Bündnisses aus CDU/CSU und SPD fänden 45 Prozent gut bzw. sehr gut für Deutschland. Nur 31 Prozent meinen, dass ein rot-rot-grünes Bündnis eine gute Option für eine künftige Bundesregierung wäre. Das hat eine Umfrage von Infratest dimap für den ARD-DeutschlandTrend im Auftrag der Tagesthemen ergeben.
Die K-Frage: Merkel oder Gabriel?
Somit favorisieren die Deutschen eine Regierung mit Beteiligung der Union - das bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass auch Angela Merkel daran beteiligt sein muss. Denn bei der Frage einer erneuten Kanzlerkandidatur von Merkel sind die Bürger gespalten: 46 Prozent der Befragten fänden es gut, wenn Merkel bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr ein weiteres Mal als Kanzlerkandidatin für die CDU antreten würde. 51 Prozent fänden dies nicht gut.
Wenn man sich die Anhänger der CDU anschaut, begrüßen 81 Prozent eine erneute Kandidatur Merkels, 16 Prozent lehnen sie ab. Von den CSU-Anhängern sind 71 Prozent für eine Kandidatur Merkels und 29 Prozent dagegen.
Wenn Sigmar Gabriel als Kanzlerkandidat für die SPD antreten würde, fänden dies 45 Prozent der Befragten gut, 51 Prozent nicht. Von den SPD-Anhängern begrüßen 62 Prozent eine Kanzlerkandidatur Gabriels, immerhin 37 Prozent lehnen sie ab.
Grüne für Merkel
Sollte es zu einem Kanzlerkandidaten-Duell zwischen Merkel und Gabriel kommen, läge die CDU-Chefin in der Gunst der Bürger vorn. Wenn man den Bundeskanzler direkt wählen könnte, würden sich 45 Prozent der Befragten für Merkel entscheiden (-1 Punkt im Vergleich zu Juni), 27 Prozent für Sigmar Gabriel (+4 im Vergleich zu Juni). Jeder vierte Befragte, 26 Prozent, gibt an, dass keiner der beiden Politiker als Regierungschef in Frage kommt.
Von den Unions-Anhängern würden 84 Prozent für Merkel stimmen und nur acht Prozent für den SPD-Chef. Von den SPD-Anhängern würden 53 Prozent für Gabriel stimmen und immerhin fast jeder Dritte (30 Prozent) für Merkel. Auch die Anhänger der Grünen würden sich mit 55 Prozent mehrheitlich für Merkel entscheiden, wenn sie die direkte Wahlmöglichkeit hätten - nur 20 Prozent für Gabriel.
Kretschmann top
Auf Platz eins der Liste der beliebten Politiker liegt Außenminister Frank-Walter Steinmeier. 73 Prozent der Befragten sind mit seiner Arbeit zufrieden bzw. sehr zufrieden (+2 Punkte im Vergleich zum Vormonat). Ihm folgt Finanzminister Wolfgang Schäuble mit 65 Prozent Zustimmung (+5). Danach kommt der grüne Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, mit 56 Prozent Zustimmung (+5). Das ist der höchste Wert, der für Kretschmann im DeutschlandTrend bisher gemessen wurde. Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir erreicht 50 Prozent Zustimmung (-1), Innenminister Thomas de Maizière 48 Prozent (-2).
Merkel flop
Die Kanzlerin büßt weiter an Popularität ein: Mit ihrer Arbeit sind 45 Prozent der Bürger zufrieden (-2) - das ist Merkels schlechtester Wert seit August 2011 (damals erreicht sie ebenfalls 45 Prozent Zustimmung). Knapp dahinter: der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer mit unverändert 44 Prozent Zustimmung. Mit der Arbeit des Wirtschaftsministers und SPD-Chefs Gabriel sind 41 Prozent der Bürger zufrieden (+2). Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen auf 41 Prozent Zustimmung (-5). Das ist ihr schlechtestes Ergebnis seit Oktober 2015 (damals erreichte sie 39 Prozent).
Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die Union auf 33 Prozent - ein Punkt weniger als im Vormonat. Die SPD würde einen Punkt hinzugewinnen und landete bei 23 Prozent. Die Linkspartei bliebe unverändert bei neun Prozent. Die Grünen verschlechterten sich um zwei Punkte auf elf Prozent; die FDP wäre stabil bei fünf Prozent; die AfD verbesserte sich um zwei Punkte und käme auf 14 Prozent.
Mehrheit für Bundeswehreinsätze im Inneren
Der DeutschlandTrend hat auch noch die Meinung der Bürger zu aktuellen Sachthemen abgefragt: Momentan wird darüber diskutiert, ob die Bundeswehr auch innerhalb Deutschlands für polizeiliche Aufgaben eingesetzt werden sollte, zum Beispiel zur Terrorabwehr. 69 Prozent der Deutschen befürworten dies. 29 Prozent lehnen einen solchen Einsatz der Bundeswehr im Inneren ab.
Auch über das "Burka-Verbot" - korrekt: ein Vollverschleierungsverbot bei muslimischen Frauen - wird zurzeit heftig gestritten. 50 Prozent der Befragten sind für ein generelles Verbot in der Öffentlichkeit. 36 Prozent sprechen sich für ein teilweises Verbot aus, zum Beispiel im Staatsdienst oder in Schulen. 13 Prozent sind gegen ein solches Verbot.
Und auch bei der Frage, was mit den Mehreinnahmen des Bundes gemacht werden soll, haben die Deutschen eine klare Meinung: 58 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, dass die Mehreinnahmen für Investitionen, zum Beispiel in die Infrastruktur, verwendet werden. 22 Prozent sind für die Verwendung zum Schuldenabbau. Nur 16 Prozent wünschen sich, dass die Mehreinnahmen zur Steuersenkung genutzt werden.
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 70:30)
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1004 Befragte
Erhebungszeitraum: 29. bis 30. August 2016
Sonntagsfrage: 1504 Befragte
Erhebungszeitraum: 29. bis 31. August 2016
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
Durchführendes Institut: Infratest dimap
* bei einem Anteilswert von fünf Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.