ARD-DeutschlandTrend Vertrauen in Autoindustrie schwindet
Vertrauen in die Autoindustrie? Nach den diversen Abgasaffären schüttelt die Mehrheit der Bürger hier den Kopf. Und die Politik? Ist zu nachsichtig mit den Autokonzernen, meinen 67 Prozent der Befragten im DeutschlandTrend. Außerdem: die Sonntagsfrage.
Wegen der Diesel-Affäre hat das Image der Autoindustrie stark gelitten: 57 Prozent der Bürger geben im ARD-DeutschlandTrend im Auftrag der tagesthemen an, dass sie Vertrauen in die Autoindustrie verloren haben. 38 Prozent der Befragten hingegen sagen, dass ihr Vertrauen nicht erschüttert ist.
Doch auch die Politik macht aus Sicht der Bürger keinen guten Job: 67 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die verantwortlichen Politiker zu nachsichtig mit der Autoindustrie umgehen. 21 Prozent sagen, dass der Umgang angemessen sei. Sechs Prozent finden, dass die Politiker zu streng mit der Autoindustrie umgehen. Das hat eine Umfrage von Infratest Dimap von Montag bis Dienstag dieser Woche für den ARD-DeutschlandTrend ergeben.
Bürger wünschen sich andere Prioritäten bei Skandal-Aufarbeitung
Die Deutschen würden bei der Aufarbeitung des Diesel-Skandals andere Prioritäten setzen als die handelnden Politiker: Bei der Frage, was aus Sicht der Bürger bei der Aufarbeitung des Skandals die Entscheidungen der verantwortlichen Politiker maßgeblich beeinflusst, sind 63 Prozent der Auffassung, dass die Interessen der Autoindustrie und Arbeitsplätze im Vordergrund stehen.
23 Prozent sind der Meinung, dass der Schutz der Umwelt und die Gesundheit der Bürger für die verantwortlichen Politiker im Vordergrund steht. Sieben Prozent glauben, dass die Interessen der Dieselbesitzer im Vordergrund stehen.
Wenn man die Bürger fragt, was aus ihrer Sicht für die verantwortlichen Politiker im Vordergrund stehen sollte, sieht das Bild anders aus: 66 Prozent der Befragten finden, "der Schutz der Umwelt und die Gesundheit der Bürger" sollten für die verantwortlichen Politiker am wichtigsten sein. 14 Prozent sagen, im Vordergrund sollten die Interessen der Automobilindustrie und Arbeitsplätze stehen, zehn Prozent sagen, die Interessen der Dieselbesitzer.
In der Folge befürchten die Deutschen mehrheitlich auch negative Folgen in größerem Ausmaß: 56 Prozent der Bürger glauben, dass der Diesel-Skandal der deutschen Wirtschaft insgesamt langfristig schaden wird; 41 Prozent glauben dies nicht.
Als wir die Frage im ARD-DeutschlandTrend nach dem Manipulationsskandal bei Volkswagen 2015 gestellt haben, waren die Werte umgekehrt: Damals glaubte eine Mehrheit von 57 Prozent, dass es keinen langfristigen wirtschaftlichen Schaden geben würde; 38 Prozent befürchteten damals solche negativen Folgen.
Zufriedenheit mit Arbeit von Regierung und Spitzenpolitikern sinkt
Die Deutschen blicken also insgesamt recht kritisch auf das Krisenmanagement der Diesel-Affäre, und das schlägt sich auch beim politischen Klima wieder: Aktuell sind 47 Prozent der Bürger mit der Arbeit der Bundesregierung zufrieden bzw. sehr zufrieden, das sind acht Punkte weniger im Vergleich zum Vormonat. 51 Prozent sind weniger oder gar nicht zufrieden (+7) mit der Arbeit der Bundesregierung. Damit sind seit März 2017 erstmals wieder mehr Befragte mit der Regierung unzufrieden als zufrieden.
Merkel verliert, aber Schulz holt nicht auf
In der Liste der beliebten Politiker verzeichnen die Regierungsmitglieder und insbesondere Bundeskanzlerin Angela Merkel Verluste. Finanzminister Wolfgang Schäuble verliert im Vergleich zum Vormonat einen Punkt: 64 Prozent sind mit seiner Arbeit zufrieden bzw. sehr zufrieden. Außenminister Sigmar Gabriel erreicht 63 Prozent Zustimmung (-3 im Vergleich zum Vormonat).
Bundeskanzlerin Angela Merkel verliert zehn Punkte und kommt auf 59 Prozent Zustimmung. Innenminister Thomas de Maizière erreicht 50 Prozent Zustimmung (-3). Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Horst Seehofer kommt auf 40 Prozent Zustimmung (-3). Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner erreicht 39 Prozent Zustimmung (-6). Umweltministerin Barbara Hendricks kommt ebenfalls auf 39 Prozent Zustimmung (bisher keine Messung).
Der SPD-Vorsitzende und Kanzlerkandidat Martin Schulz verliert vier Punkte und erreicht mit 33 Prozent den niedrigsten Wert, der bisher im ARD DeutschlandTrend für ihn gemessen wurde.
Merkel 22 Punkte vor Schulz
In der sogenannten Direktwahlfrage verliert Angela Merkel, ihr Kontrahent Martin Schulz kann aber nur leicht aufholen: Wenn man die Bundeskanzlerin bzw. den Bundeskanzler direkt wählen könnte, würden sich 52 Prozent der Befragten für Angela Merkel entscheiden (-5 im Vergleich zum Vormonat), 30 Prozent würden sich für Martin Schulz entscheiden (+2).
14 Prozent würden sich für keinen von beiden entscheiden (+3).
Fast jeder Zweite wünscht sich unionsgeführte Bundesregierung
Gut sechs Wochen vor der Bundestagswahl gibt es keine Wechselstimmung: aktuell sprechen sich 49 Prozent der Bürger dafür aus, dass die nächste Bundesregierung von der CDU/CSU geführt sein soll (+2 im Vergleich zu Mai). 38 Prozent wünschen sich eine SPD-geführte Regierung (+2).
Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, dann bliebe die Union stärkste Kraft mit 39 Prozent - keine Veränderung im Vergleich zum ARD-DeutschlandTrend Anfang Juli. Die SPD gewinnt einen Punkt hinzu und erreicht bei 24 Prozent. Die Linke und die Grünen bleiben unverändert, die Linke bei 9, die Grünen bei 8 Prozent. FDP und AfD verschlechtern sich beide um einen Punkt und landen bei jeweils 8 Prozent.
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 70:30)
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1005 Befragte
Sonntagsfrage: 1505 Befragte
Erhebungszeitraum: 07. bis 08. August 2017
Sonntagsfrage: 04. bis 08. August 2017
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
Durchführendes Institut: Infratest dimap
* bei einem Anteilswert von fünf Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.