ARD-DeutschlandTrend 84 Prozent gegen Türkei in der EU
SPD-Chef Schulz will ihn, Kanzlerin Merkel zögert noch, geht es aber nach den Befragten des DeutschlandTrends ist klar: Die EU Beitrittsgespräche mit der Türkei müssen beendet werden. Außerdem: Außenminister Gabriel zieht an Merkel vorbei.
Sollte die Türkei zur Europäischen Union gehören? Eine deutliche Mehrheit der Deutschen sagt: Nein. 84 Prozent meinen, dass die EU die Türkei prinzipiell nicht in die Staatengemeinschaft aufnehmen sollte. Das ist der geringste Rückhalt für eine EU-Mitgliedschaft der Türkei, den Infratest Dimap in einer Umfrage für den ARD-DeutschlandTrend bislang gemessen hat. Zwölf Prozent der Deutschen sind hingegen der Auffassung, dass die EU die Türkei mittel- bis langfristig als Mitglied aufnehmen sollte.
Auch bei der Frage, wie Deutschland mit der Türkei umgehen sollte, haben die Deutschen eine klare Meinung: 88 Prozent wünschen sich, dass die Bundesregierung der türkischen Regierung entschiedener entgegentreten sollte (+5 Punkte im Vergleich zu Februar 2017); Neun Prozent sind gegenteiliger Auffassung. 77 Prozent meinen, dass die Bundesregierung sich für wirtschaftliche Sanktionen gegen die Türkei einsetzen sollte; 19 Prozent sehen das anders. Gleichzeitig sollte die Kanzlerin aber mit Ankara im Dialog bleiben: 80 Prozent finden es gut, dass Angela Merkel grundsätzlich Gesprächsbereitschaft gegenüber der Türkei signalisiert (+4 Punkte im Vergleich zu Februar); 17 Prozent finden das nicht gut.
Gut die Hälfte der Bürger gegen Diesel-Fahrverbote
Diese Woche fand der zweite "Diesel-Gipfel" statt, diesmal gemeinsam mit der Kanzlerin. Dabei ging es auch um die Feinstaubbelastung in deutschen Innenstädten und wie Fahrverbote für ältere Diesel-Pkw verhindert werden könnten. Solche Fahrverbote, die die Luftverschmutzung reduzieren sollen, halten 53 Prozent der Bürger für falsch; 42 Prozent halten sie für richtig. Zuletzt wurde diese Frage im DeutschlandTrend des Morgenmagazins im Mai 2017 gestellt: Damals gaben 49 Prozent an, dass sie die Fahrverbote für falsch halten; 48 Prozent hielten sie damals für richtig.
83 Prozent der Befragten finden, dass die deutsche Automobilindustrie wegen der Abgas-Manipulation die Autobesitzer stärker entschädigen muss. 79 Prozent finden, dass die Politik zu nachsichtig mit der deutschen Autoindustrie umgeht. Die Forderung, ab 2030 keine neuen Autos mit Benzin- oder Dieselmotor mehr zuzulassen, schmeckt den Bürgern jedoch mehrheitlich nicht: 65 Prozent lehnen diese Forderung ab, 30 Prozent unterstützen sie.
Grüne würden Merkel wählen
Nach dem TV-Duell am Sonntag kann Kanzlerin Merkel in der Direktwahlfrage etwas zulegen, während Herausforderer Martin Schulz auf demselben Niveau wie vor dem TV-Duell bleibt: Wenn man den Bundeskanzler/die Bundeskanzlerin direkt wählen könnte, würden 54 Prozent (+5 Prozentpunkte im Vergleich zur Vorwoche) der Befragten für Merkel stimmen. Für den Herausforderer der SPD, Schulz, würden sich 26 Prozent der Befragten entscheiden (+/-0). 14 Prozent (-4) würden sich für keinen der beiden entscheiden.
Interessant ist es, die Direktwahlfrage nach Parteianhängern aufzusplitten: Dass Parteianhänger der Union zu 95 Prozent Merkel wählen würden und Parteianhänger der SPD zu 81 Prozent Schulz, ist erstmal nicht erstaunlich. Von den Anhängern der FDP würden 85 Prozent Angela Merkel wählen, nur zehn Prozent Martin Schulz.
Bei den Anhängern der Grünen ergibt sich ein überraschendes Bild: 62 Prozent würden Merkel wählen, 30 Prozent Schulz. Bei den Anhängern der Partei "Die Linke" liegt zwar der SPD-Kandidat mit 42 Prozent vorne, doch 28 Prozent würden sich für die amtierende Kanzlerin entscheiden. Und von den Anhängern der AfD würden sich 24 Prozent für Martin Schulz und 14 Prozent für Angela Merkel entscheiden - doch die meisten (59 Prozent) würden sich für keinen der beiden entscheiden.
Angela Merkel im Profilvergleich in fast allen Feldern vorne
Wenn die Befragten Merkel und Schulz vergleichen, halten 75 Prozent Merkel für die stärkere Führungspersönlichkeit (-2 im Vergleich zu Juli, wie die ganze folgende Liste), 13 Prozent sehen in Schulz die stärkere Führungspersönlichkeit (+1). 63 Prozent halten Merkel für kompetenter (-4), 14 Prozent Schulz (+1). 52 Prozent halten Merkel für glaubwürdiger (-3), 21 Prozent Schulz. Merkel wird von 51 Prozent der Befragten als sympathischer gesehen (+1), 28 Prozent halten Schulz für sympathischer. 45 Prozent finden, dass Merkel eher zu ihren Überzeugungen steht (-3), 31 Prozent schreiben dies Schulz zu (+2). Es gibt nur ein Feld, in dem Schulz vor der Kanzlerin liegt: beim Feld „näher dran an den Problemen der Bürger“. 43 Prozent (+2) sehen diese Eigenschaft bei ihm, 32 Prozent (-2) bei Merkel.
Gabriel beliebter als Merkel
In der Liste der beliebten Politiker liegt Außenminister Sigmar Gabriel in diesem Monat vorn: 66 Prozent sind mit seiner politischen Arbeit zufrieden bzw. sehr zufrieden (+3 Punkte im Vergleich zu Anfang August). Nach Juli 2017 erreicht Gabriel zum zweiten Mal seinen Höchstwert.
Bundeskanzlerin Angela Merkel gewinnt vier Punkte hinzu und kommt auf 63 Prozent Zustimmung. Finanzminister Wolfgang Schäuble verliert im Vergleich zum Vormonat zwei Punkte und kommt auf 62 Prozent Zustimmung. Innenminister Thomas de Maizière erreicht 49 Prozent Zustimmung (-1), der Parteivorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, 47 Prozent (-2 als einziger in der Liste im Vergleich zu Juni).
Der SPD-Vorsitzende und Kanzlerkandidat Martin Schulz kann sechs Punkte zulegen: 39 Prozent sind mit seiner Arbeit zufrieden bzw. sehr zufrieden. Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Horst Seehofer kommt auf 39 Prozent Zustimmung (-1), der FDP-Vorsitzende Christian Lindner auf 37 Prozent Zustimmung (-2) und Umweltministerin Barbara Hendricks kommt ebenfalls auf 37 Prozent Zustimmung (-2). Mit der Arbeit der Linken-Fraktionsvorsitzenden Sahra Wagenknecht sind 32 Prozent zufrieden bzw. sehr zufrieden (+3). Verkehrsminister Alexander Dobrindt kommt auf 22 Prozent Zustimmung (-1) und die Spitzenkandidatin der AfD Alice Weidel kommt auf 10 Prozent Zustimmung (+/0 als einzige in der Liste im Vergleich zu Juli).
Keine Wechselstimmung, wenig Veränderung bei der Sonntagsfrage
52 Prozent der Bürger dafür aus, dass die nächste Bundesregierung von der CDU/CSU geführt sein soll (+3 im Vergleich zum DeutschlandTrend Anfang August). 30 Prozent wünschen sich eine SPD-geführte Regierung (-8).
Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, dann bliebe die Union stärkste Kraft mit 37 Prozent - keine Veränderung im Vergleich zur Vorwoche. Die SPD verliert zwei Punkte und erreicht 21 Prozent. Die Linke verbessert sich um einen Punkt und kommt auf zehn Prozent, die Grünen bleiben stabil bei acht Prozent. Die FDP gewinnt einen Punkt hinzu und erreicht neun Prozent, die AfD liegt unverändert bei elf Prozent. Die Sonntagsfrage ist keine Prognose des Wahlausgangs, sie bildet die aktuelle politische Stimmung in dieser Woche ab.
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
Erhebungsverfahren: Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1003 Befragte
Erhebungszeitraum: 04. bis 05. September 2017
Sonntagsfrage: 1503 Befragte
Erhebungszeitraum: 04. bis 06. September 2017
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
Durchführendes Institut: Infratest dimap
* bei einem Anteilswert von fünf Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.