Sachsen-Anhalt Schwarz-Rot-Grün hätte Mehrheit
Unbekannte Spitzenkandidaten, mäßige Noten für die Landesregierung: Zehn Tage vor der Wahl in Sachsen-Anhalt ist der Ausgang ungewiss. Laut ARD-Vorwahlumfrage käme die aktuelle Koalition aber wieder auf eine Mehrheit.
Von Ellen Ehni, WDR
Eineinhalb Wochen vor der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt liegt die CDU in der ARD-Vorwahlumfrage bei 28 Prozent und bliebe damit - wie durchgängig seit 2002 - stärkste politische Kraft in dem Bundesland. Zweitstärkste Partei wäre aktuell die AfD. Sie könnte mit derzeit 24 Prozent in etwa an ihr Wahlergebnis von vor fünf Jahren anknüpfen. Das hat die aktuelle ARD-Vorwahlumfrage Sachsen-Anhalt von infratest dimap unter 1.249 Wahlberechtigten in Sachsen-Anhalt ergeben.
Linkspartei droht Schlappe
Die Linkspartei könnte aktuell mit zehn Prozent rechnen. Sie bliebe damit deutlich unter ihrem Wahlergebnis von 2016 und wäre bei einem solchen Wahlausgang zugleich mit einem Tiefststand in Sachsen-Anhalt konfrontiert. Die SPD würde mit elf Prozent etwa das Niveau der Landtagswahl 2016 erreichen. Die Grünen kämen momentan auf neun Prozent. Mit einem solchen Ergebnis könnte die Partei ihr bislang bestes Landtagswahlergebnis in Sachsen-Anhalt erzielen. Die FDP wäre mit aktuell acht Prozent nach zehn Jahren Pause wieder im Landesparlament vertreten.
Alle anderen Parteien kämen zusammen auf zehn Prozent, darunter die Freien Wähler, die momentan mit drei Prozent rechnen könnten.
Es braucht ein Dreierbündnis
Mit diesen Zahlen wäre eine Fortführung der aktuellen Koalition aus CDU, SPD und Grünen möglich. Auch eine Koalition aus CDU, SPD und FDP wäre rechnerisch denkbar. Nicht ausgeschlossen wäre zum jetzigen Zeitpunkt auch eine knappe Mehrheit für eine Koalition aus CDU, Grünen und FDP.
Keine Prognose
Bei dieser Umfrage handelt es sich ausdrücklich um keine Prognose, sondern um die politische Stimmung in der laufenden Woche. Die aktuell Sonntagsfrage ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Deswegen sind Rückschlüsse auf den Wahlausgang nur bedingt möglich, denn viele Wählerinnen und Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest.
So geben aktuell in der aktuellen Umfrage zwar sechs von zehn (58 Prozent) Befragten an, dass ihre Wahlentscheidung schon gefallen ist; gleichzeitig sagt jeder Sechste (16 Prozent), dass eine Änderung der Parteipräferenz bis zum Wahlsonntag in zehn Tagen nicht ausgeschlossen ist. Bei den sehr engen Verhältnissen, wie sie in Sachsen-Anhalt zu beobachten sind, zeigen diese Zahlen, dass kleine Verschiebungen unter Umständen große Auswirkungen haben können.
Regierungschef mit Erfahrung
Reiner Haseloff ist mittlerweile einer der dienstältesten Länderchefs in Deutschland: Seit 2011 steht er an der Spitze der Landesregierung in Sachsen-Anhalt, und er wird von den Wählerinnen und Wählern mehrheitlich positiv bewertet: Zwei Drittel sind der Ansicht, dass er ein guter Ministerpräsident ist. Mit diesem Wert liegt er im Vergleich zu anderen Regierungschefs im Mittelfeld.
Haseloff überzeugt dabei mehrheitlich die Anhänger nicht nur seiner eigenen Partei, der CDU, sondern auch aller anderen Parteien - mit Ausnahme der AfD-Anhänger. 48 Prozent der AfD-Anhänger halten ihn für einen guten Ministerpräsidenten, 40 Prozent sehen das anders.
Spitzenkandidaten kaum bekannt
Auch mit der politischen Arbeit von Haseloff sind dementsprechend 63 Prozent der Befragten sehr zufrieden oder zufrieden. An diese Werte reicht keine Spitzenkandidatin bzw. kein Spitzenkandidat der anderen Parteien heran, vor allem weil sie in dem Land der Mehrheit nicht bekannt sind.
Sogar die eigenen jeweiligen Partei-Anhänger von Katja Pähle (SPD), Eva von Angern (Die Linke), Cornelia Lüddemann (Die Grünen) und auch Oliver Kirchner (AfD) sagen mehrheitlich, dass sie ihre jeweilige Spitzenkandidatin bzw. ihren Spitzenkandidaten nicht kennen.
Nur Hälfte zufrieden mit Regierungsarbeit
Aktuell sind 51 Prozent der Befragten in Sachsen-Anhalt mit der Arbeit ihrer Landesregierung aus CDU, SPD und Grünen zufrieden bzw. sehr zufrieden (+5 im Vgl. zu Mitte April), 44 Prozent sind damit aktuell weniger bzw. gar nicht zufrieden (-5). Geht es um die Führung einer künftigen Landesregierung, so sprechen sich 39 Prozent für eine CDU-geführte Landesregierung aus, während 48 Prozent sich wünschen, dass die zukünftige Regierung von einer anderen Partei geführt wird.
Diese Werte spiegeln die fragmentierte politische Landschaft in Sachsen-Anhalt wider, in der keine Partei eine klare oder sogar absolute Mehrheit der Wählerinnen und Wähler von sich überzeugen kann.
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Sachsen-Anhalt
Erhebungsmethode: Zufallsbasierte Telefon- und Online-Befragung
Erhebungszeitraum: 25. bis 26. Mai 2021
Fallzahl: 1.249 Befragte (814 Telefoninterviews und 435 Online-Interviews)
Gewichtung: nach soziodemographischen Merkmalen und
Rückerinnerung Wahlverhalten Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
Schwankungsbreite: 2* bis 3** Prozentpunkte
* bei einem Anteilswert von 10 Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
Durchführendes Institut: infratest dimap
Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.