Corona-Regeln Wie könnte ein Ausweg aussehen?
Das Versammlungsverbot ist erst eine Woche in Kraft - die Fragen nach einer Exit-Strategie werden lauter. Wie könnte die aussehen? Nach welchen Kriterien wird entschieden?
Nach welchen Kriterien wird entschieden, ob es Lockerungen gibt?
Nach Angaben der Bundesregierung ist dafür entscheidend, wie schnell sich die Zahl der bestätigten Fälle verdoppelt. Nach einst drei Tagen seien es nun etwa sechs Tage, erklärte Kanzleramtschef Helge Braun. Doch kommen müsse man zu "10, 12 oder 14 Tagen". Dann sei voraussichtlich ein Punkt erreicht, an dem das Gesundheitssystem nicht überfordert wird. Wann genau das ist? Ungewiss. Dafür müssen die rigiden Auflagen und Verbote auch erst einmal Wirkung zeigen.
Was sagt die Wissenschaft?
Der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité sagte im Podcast auf NDR Info, dass er sich an der Frage, wann die Maßnahmen aufgehoben werden können, nicht beteiligen wolle. "Ich möchte mich in diesen Spekulationsbereich nicht begeben, weil es einfach nicht seriös ist." Er rate dazu, zunächst den Stichtag 20. April abzuwarten - und bis dahin die jetzigen Einschränkungen nicht infrage zu stellen.
Danach könne aus den Beobachtungen "auch wirklich etwas Belastbareres abgeleitet" werden, so Drosten. Dann könnte auch im Detail nachkorrigiert werden, etwa bei der Frage, wie man "Bewegungsfreiheit wieder zurückgewinnt".
Wann werden weitere Entscheidungen getroffen?
Eine erste Abschätzung der erreichten Wirkung wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder auf einer Schaltkonferenz am Mittwoch vornehmen. Regierungssprecher Steffen Seibert mahnte zur Geduld: Die Wirksamkeit der Maßnahmen werde man erst "gegen Ende dieser Woche beziehungsweise Anfang nächster Woche sehen können". Entscheidend bleibe die Entwicklung der Zahl der Infizierten.
Viele Bundesländer haben die Kontaktbeschränkungen bereits bis 20. April festgesetzt. Dann sind auch die Osterferien der Schüler vorbei, nur im Saarland etwas später. Die Bundesregierung will die Regelungen bis zur Kabinettssitzung am 15. April - also gleich nach Ostern - bewerten.
Darin dürfte auch einfließen, wie die Regeln über die Feiertage eingehalten werden. "Wir können dann nach Ostern möglicherweise über eine Veränderung reden, wenn wir bis Ostern alle miteinander konsequent sind", sagte Gesundheitsminister Jens Spahn. "Abwarten ist das Gebot der Stunde, das muss man jetzt aushalten", heißt es aus dem Innenministerium.
Wie weitreichend können Lockerungen überhaupt sein?
Dass alles auf einen Schlag aufgehoben wird, ist ausgeschlossen. Realistisch ist nur ein schrittweises Vorgehen, aber die Kriterien sind vorerst vage. Wo kann mehr Kontakt riskiert werden, ohne dass es nach einer mühsam erreichten Verlangsamung schlagartig zum nächsten Infektionssprung kommt? "Ich denke an Beschleunigen und Bremsen, an eine sorgfältige Balance zwischen Eigenverantwortung und staatlicher Kontrolle", schwebt Spahn als Vorgehensweise vor.
Denkbar sei, dass es über Wochen hinweg bestimmte Ausgangsbeschränkungen geben könnte - immer mal wieder und zeitlich begrenzt, je nach regionaler Lage. Kontaktbeschränkungen wären auch speziell für Risikogruppen wie Ältere oder chronisch Kranke denkbar. Zu klären ist dann aber ihre weitere Versorgung und Betreuung.
Nach Einschätzung von Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery wird es allerdings noch dauern, bis die ersten Schulen in Deutschland wieder öffnen. "Wenn sich die Zahlen weiter so entwickeln wie jetzt, sollten wir im Mai damit rechnen können", sagte er der "Bild"-Zeitung. Das gelte für Regionen, die nicht extrem belastet seien. Außerdem müsse man sich die Möglichkeit vorbehalten, die Schulen bei Bedarf wieder zu schließen.
Wie könnten Handy-Daten zu einer Lockerung beitragen?
Im Moment gelten Beschränkungen für alle. Dies könnte zielgenauer ausgerichtet werden - auch mit digitaler Technik. Deshalb gibt es die Idee, Handy-Daten zu nutzen, um festzustellen, wer Kontakt zu einem Infizierten hatte - damit sich diese dann in häusliche Quarantäne begeben, andere aber zur Arbeit gehen können. Über erste Pläne von Spahn gab es kurzfristig keine Verständigung.
Daher wird jetzt auch über eine App diskutiert, die sich jeder freiwillig herunterladen kann. In Österreich gibt es das schon. Über die App kann man eine anonymisierte Warnung erhalten, wenn jemand, mit dem man in engem Kontakt war und der die App auch nutzt, positiv getestet wurde.