Angriffe der Huthi-Milizen Die EU startet ihren Militäreinsatz im Roten Meer
Der formelle Beschluss fehlt noch, doch de facto ist der EU-Militäreinsatz im Roten Meer gestartet. Auch Deutschland beteiligt sich, die Fregatte "Hessen" ist bereits auf dem Weg. Sie soll Handelsschiffe vor Angriffen der Huthi schützen.
Die EU-Staaten haben den geplanten Militäreinsatz im Roten Meer nach Angaben von Diplomaten beschlossen. Die europäischen Kriegsschiffe sollen Frachtschiffe vor den Angriffen der islamistischen Huthi-Milizen aus dem Jemen schützen. Eines dieser Kriegsschiffe ist die Bundeswehr-Fregatte "Hessen". Sie ist bereits von Wilhelmshaven aus in See gestochen - mit etwa 240 Soldatinnen und Soldaten an Bord.
Der Inspekteur der Marine, Jan Christian Kaack, verwies in Berlin auf die Gefahren des Einsatzes: Es sei "der ernsthafteste Einsatz einer deutschen Marineeinheit seit vielen Jahrzehnten". Zu rechnen sei "mit dem gesamten Spektrum von direkten und indirekten Angriffen" - also von ballistischen Flugkörpern großer Reichweite bis hin zu Kleinstdrohnen. "Es gibt keine Einheit in der deutschen Marine, die besser vorbereitet, besser ausgebildet und besser dafür ausgestattet ist", so Kaack weiter.
Die Fregatte "Hessen" ist unter anderem mit Flugabwehrraketen ausgerüstet. Das 143 Meter lange Schiff wurde speziell für den Geleitschutz und die Seeraumkontrolle konzipiert. Mit seinem Radar kann es nach Angaben der Bundeswehr einen Luftraum von der Größe der gesamten Nordsee überwachen. Die Flugabwehrraketen reichen demnach mehr als 160 Kilometer weit. An Bord sind neben der Stammbesatzung und zwei Hubschraubern auch weitere Einsatzkräfte, darunter ein Ärzteteam und ein Militärpfarrer.
Wenn Schiffe nicht durch das Rote Meer fahren können, bedeutet das einen weiten Umweg.
Handelsschiffe meiden Route wegen der Angriffe
Die Huthi-Milizen greifen immer wieder Schiffe im Roten Meer an, die ihrer Ansicht nach eine Verbindung zu Israel haben. Sie wollen damit Solidarität mit der Terrormiliz Hamas im Gazastreifen zeigen und ein Ende der israelischen Angriffe im Gazastreifen erzwingen. Auslöser des Gaza-Krieges war ein Massaker der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Palästinensergruppen in Israel am 7. Oktober.
Durch das Rote Meer und den Suezkanal verläuft die kürzeste Route für Handelsschiffe auf dem Weg von Asien nach Europa. Viele Schiffe meiden das Rote Meer wegen der Huthi-Angriffe bereits und wählen die Route über das Kap der Guten Hoffnung am Südzipfel Afrikas, was die Fahrtzeit um bis zu zwei Wochen verlängert - mit entsprechenden Folgen für die Kosten, die Lieferketten und die Weltwirtschaft.
Abwehr, aber keine Angriffe an Land
Die USA und Großbritannien haben deswegen zuletzt Ziele der Huthi im Jemen angegriffen. Soweit soll das Engagement der EU nicht gehen. Die europäischen Kriegsschiffe sollen Angriffe der Huthi auf dem Meer abwehren können, aber keine Ziele der Huthi an Land angreifen.
An der EU-Mission namens "Aspides" wollen sich neben Deutschland unter anderem auch Frankreich, Italien und Griechenland beteiligen. Das operative Hauptquartier der Operation wird in der griechischen Stadt Larisa eingerichtet.
Der Beschluss für EU-Mission mit dem Namen "Aspides" muss formal allerdings noch bei einem Außenministertreffen am 19. Februar in Brüssel gefasst werden. Im Anschluss muss der Einsatz der "Hessen" noch von der Bundesregierung formal beschlossen und dann vom Bundestag mandatiert werden. Damit wird bis Ende des Monats gerechnet.
Mit Informationen von Matthias Reiche, ARD Brüssel