Auszeichnung des Buchhandels Historikerin Applebaum erhält Friedenspreis
Ihr Werk sei ein "wichtiger Beitrag für die Bewahrung von Demokratie und Frieden": Die polnisch-amerikanische Historikerin und Publizistin Anne Applebaum bekommt den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geht 2024 an die polnisch-amerikanische Historikerin und Publizistin Anne Applebaum. "In einer Zeit, in der die demokratischen Errungenschaften und Werte zunehmend karikiert und attackiert werden, wird ihr Werk zu einem eminent wichtigen Beitrag für die Bewahrung von Demokratie und Frieden", heißt es in der Begründung des Stiftungsrats.
Expertin für osteuropäische Geschichte
Applebaum gehöre laut Stiftungsrat zu den wichtigsten Analytikerinnen autokratischer Herrschaftssysteme. Sie gelte als Expertin der osteuropäischen Geschichte und habe schon früh vor einer möglichen gewaltvollen Expansionspolitik des russischen Präsidenten Wladimir Putin gewarnt.
Sie habe "mit ihren so tiefgründigen wie horizontweitenden Analysen der kommunistischen und postkommunistischen Systeme der Sowjetunion und Russlands die Mechanismen autoritärer Machtergreifung und -sicherung offengelegt", heißt es in der Begründung des Stiftungsrats weiter. "Mit ihren Forschungen zur Wechselwirkung von Ökonomie und Demokratie sowie zu den Auswirkungen von Desinformation und Propaganda auf demokratische Gesellschaften zeigt sie auf, wie fragil diese sind - besonders wenn Demokratien von innen, durch Wahlerfolge von Autokraten, ausgehöhlt werden."
Anne Applebaum verfasste mehrere Bücher: Sie erhält nun den diesjährigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
"Der Gulag" und der "Der Eiserne Vorhang"
Unter anderem verfasste die heute 59-Jährige Bücher wie "Der Gulag" (2003), "Der Eiserne Vorhang" (2012) oder "Die Verlockung des Autoritären" (2021). Mit ihren Werken, in denen sie den Mechanismen autoritärer Machtsicherung auf der Spur ist, erlangte sie viel Aufmerksamkeit. Bereits 2004 wurde sie mit dem renommierten Pulitzer-Preis geehrt. Zuletzt erhielt sie auch den Carl-von-Ossietzky-Preis 2024 der Stadt Oldenburg.
Die 1964 in Washington D.C. als Kind jüdischer Eltern geborene Applebaum studierte Russische Geschichte und Literatur an der Yale University sowie Internationale Beziehungen in London und Oxford. 1988 wurde sie Auslandskorrespondentin in Polen für das britische Nachrichtenmagazin The Economist, dann arbeitete sie für mehrere britische Zeitungen. Bis 2019 schrieb sie als Kolumnistin für die Washington Post, seither vornehmlich für die US-amerikanische Zeitschrift The Atlantic. 2011 wurde Applebaum Direktorin des "Transitions Forum" am Londoner Legatum Institute, wo sie unter anderem das "Democracy Lab" entwickelte. 2017 nahm sie eine dauerhafte Professur an der London School of Economics and Political Science an. Ihr dort entworfenes Programm "Arena" über Desinformation und Propaganda verlegte sie 2019 an das Agora-Institut der Johns Hopkins University in Baltimore.
Applebaum, die mit Unterbrechungen seit 30 Jahren in Polen lebt, besitzt seit 2013 neben der US-amerikanischen auch die polnische Staatsbürgerschaft. Sie ist mit dem polnischen Außenminister Radosław Sikorski verheiratet und Mutter von zwei Söhnen.
Ehrung am 20. Oktober
Die Ehrung wird traditionell zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse überreicht, in diesem Jahr am 20. Oktober. Im vergangenen Jahr wurde der britisch-indische Schriftsteller Salman Rushdie ausgezeichnet.