Holocaust-Überlebende Friedländer erhält Bundesverdienstkreuz
Friedländer verlor ihre gesamte Familie im Holocaust, sie selbst überlebte das KZ Theresienstadt. Bis heute berichtet sie als Zeitzeugin über die NS-Zeit. Jetzt erhielt sie das Bundesverdienstkreuz erster Klasse.
Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer hat das Bundesverdienstkreuz erster Klasse erhalten. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey zeichnete die 101-Jährige im Roten Rathaus in Berlin aus.
Friedländer war bereits 2011 mit dem Verdienstkreuz am Bande, einer niedrigeren Stufe des Verdienstordens, ausgezeichnet worden. Fünf Jahre später erhielt sie den Verdienstorden des Landes Berlin, 2018 wurde sie zudem Berliner Ehrenbürgerin.
"Ungeheurer Mut"
"Wir verneigen uns heute erneut vor der beeindruckenden Lebensleistung und dem ungeheuren Mut unserer Berliner Ehrenbürgerin Margot Friedländer", erklärte Giffey. "In bewundernswerter Weise" gebe sie Zeugnis von ihrem Leben, von der Verfolgung im nationalsozialistischen Berlin, vom Schicksal ihrer Familie und vom Holocaust. Bis in ihr hohes Lebensalter von 101 Jahren setze sie ihre Arbeit fort, die ihr ein tiefes Anliegen sei.
Ihre Reden schließt sie häufig mit einem Appell an die Jungen, wachsam zu sein, sich nichts einreden zu lassen und alle anderen Menschen zu akzeptieren.
Friedländer wurde 1921 als Margot Bentheim in Berlin-Kreuzberg geboren und wuchs in einer wohlhabenden jüdischen Familie auf. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 bedeutete das Ende einer glücklichen Kindheit.
Rückkehr mit 88 Jahren nach Berlin
Friedländer verlor ihre gesamte Familie im Holocaust, ihr Vater wurde in Auschwitz ermordet. Sie selbst überlebte das Konzentrationslager Theresienstadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging sie in die USA, kehrte 2010 dann aber mit 88 Jahren nach Deutschland zurück. Die Zeitzeugin machte sich den Dialog vor allem mit jungen Menschen zur Lebensaufgabe - unter anderem durch den Besuch in Schulklassen und durch Lesungen.
Kai Wegner, Landeschef der CDU Berlin, bezeichnete die Ausgezeichnete als eine "Jahrhundertpersönlichkeit", die uns immer wieder mahne, dass Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie keine Selbstverständlichkeiten seien.
Margot Friedländer und Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey mit der Büste Friedländers
Bei der Verleihung am Montag wurde auch eine Büste Friedländers von der Künstlerin Stephanie von Dallwitz enthüllt. "Mit der Skulptur von Margot Friedländer im Roten Rathaus zeigen wir an prominenter Stelle, dass im Rathaus unserer Stadt auch all die Berliner Jüdinnen und Juden ihren Platz haben, die das menschenverachtende nationalsozialistische Regime vertrieben, deportiert oder ermordet hat", wird Giffey in einer Mitteilung zitiert.
Mit Informationen von Sigrid Hoff, rbb