Zugunglück in Oberbayern "Stich ins Herz"
Das schwere Zugunglück mit mindestens vier Toten hat bundesweit Bestürzung ausgelöst. Ministerpräsident Söder sprach bei einem Besuch vor Ort von einem "Stich ins Herz". Auch Bundespräsident und Kanzler drückten ihr Mitgefühl aus.
Bundes- und Landespolitiker haben mit Bestürzung auf das schwere Zugunglück in Garmisch-Partenkirchen mit mindestens vier Toten reagiert. Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierten. "Meine Gedanken sind bei den Verletzten und allen Angehörigen in diesen schweren Stunden. Allen Polizei- und Rettungskräften danke ich für ihren unermüdlichen und wichtigen Einsatz", sagte Steinmeier.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sprach von einem "unfassbaren Ereignis", das einem einen "Stich ins Herz" versetze. "Wir hoffen sehr, dass es keine weiteren Todesfälle gibt." Mit dem Zug fuhren viele Schüler. "Man muss sich das jetzt so vorstellen: Es ist kurz vor den Ferien, im Zug ausgelassene Stimmung, in einer der schönsten Regionen, die Bayern ja hat - und dann passiert so was und verändert möglicherweise ein Leben komplett", sagte Söder.
Auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing und Bahnchef Richard Lutz wollen heute die Unglücksstelle besuchen.
Unglücksursache weiter unklar
Die Bergungsarbeiten an den entgleisten Waggons gestalten sich schwierig. Zwei Versuche, umgestürzte Waggons anzuheben, scheiterten. Bayerns Innenminister Herrmann sagte, es könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich unter den umgekippten Waggons noch Tote befinden. "Der Waggon, der völlig verschrottet ist, muss auf die danebenliegende Bundesstraße gehoben werden, aber bislang ist das noch nicht gelungen." Ein Polizeisprecher sagte, die Waggons seien "verdreht und verwunden". "Das macht die Bergung so schwierig. Man muss Schritt für Schritt vorgehen."
Bestätigt sind bisher vier Todesopfer. Kinder seien nicht darunter, Herrmann zufolge handelt es sich bei allen um erwachsene Frauen. Drei der Toten waren unter einem Waggon gefunden worden, eine vierte starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Es werden zudem noch "etwa sieben Menschen" vermisst, sagte Herrmann. Mindestens 40 Fahrgäste wurden nach derzeitigem Stand bei dem Unglück verletzt, drei von ihnen schwer.
Mehrere Waggons der Regionalbahn auf dem Weg nach München waren am Freitag entgleist, einige stürzten um, rutschen eine Böschung hinab und blieben direkt neben einer Bundesstraße liegen. Noch ist unklar, wie es zu dem Unglück kam. Experten gehen bislang von einem technischen Defekt am Zug oder am Gleis aus, sagte ein Sprecher des bayerischen Verkehrsministers. Ermittler vernahmen mittlerweile den Lokführer, teilten aber nichts über den Inhalt der Vernehmung mit.
Ökumenische Gedenkfeier in Planung
Führende Kirchenvertreter hatten ebenfalls ihre Betroffenheit ausgedrückt. Er denke jetzt zuallererst an die Toten, die Verletzten und die Angehörigen, sagte der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm dem Evangelischen Pressedienst epd. Das Unglück treffe sie in einer Situation, in der sie sich auf das Pfingstwochenende oder zwei Wochen Pfingstferien gefreut haben. Diese Vorfreude sei nun jäh unterbrochen worden.
Ich hoffe, dass sie spüren, wie viele Menschen jetzt an sie denken und Anteil nehmen an ihrem Leid. Ich bete für sie.
Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx sagte, er sei "schockiert und traurig, dass bei diesem schlimmen Unfall Menschen aus der Mitte des Lebens gerissen, getötet oder teilweise schwer verletzt wurden". Der Verlust, den die Angehörigen der Verstorbenen zu erleiden hätten, sei "schwer erträglich und mit Worten nicht begreifbar zu machen".
Die Ortsgemeinden und Kirchen sind nach epd-Informationen bereits in den Planungen für eine ökumenische Gedenkfeier für Angehörige und Einsatzkräfte. Der zunächst angedachte Termin am 11. Juni steht aber noch mal zur Diskussion.
Der Bahn-Konzern hat eine Hotline für Angehörige eingerichtet.