Ein Impfpass und ein Smartphone, auf dem die App CovPass läuft, liegen auf einem Impfzertifikat, das von einer Apotheke ausgestellt wurde
FAQ

Digitales Impfzertifikat Genesene müssen sich noch gedulden

Stand: 06.07.2021 19:25 Uhr

Das EU-Impfzertifikat soll vieles im Alltag und Urlaub vereinfachen - doch Genesene bemühen sich oft vergeblich darum: Apotheken können es nicht ausstellen und auch viele Ärzte nicht.

Welche Probleme gibt es noch beim digitalen Impfzertifikat?

Probleme bei der Ausstellung und Erfassung des digitalen COVID-Zertifikats der EU gibt es noch bei Genesenen und wenn mehrere Impfzertifikate in einer App hinterlegt werden sollen.

Trotz des EU-weiten Starts am 1. Juli sind Apotheken noch immer nicht in der Lage, Genesenen ein digitales Impfzertifikat auszustellen. Zwar hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zugesagt, dass das bis Ende Juni möglich sein würde, doch es gibt noch technische Probleme. "Hier sind apothekenseitig noch Anpassungen am Webportal notwendig", erklärte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) auf Anfrage von tagesschau.de. Auf dem Portal müsse "noch die Eingabemaske verändert werden". Wann die Probleme voraussichtlich behoben sein werden, konnte das Ministerium nicht mitteilen. Wie bereits vor einer Woche lautete die Antwort lediglich "in Kürze".

Wer neben dem eigenen Impfzertifikat auch noch das von Kindern oder dem Partner auf einem Smartphone abspeichern möchte, muss sich gedulden. Aktuell ist das lediglich in der CovPass-App möglich. "Das Hinterlegen mehrerer Zertifikate in der Corona-Warn-App soll zwar möglich werden - dies wird allerdings erst im kommenden Update umgesetzt", so das BMG.

Wo können Genesene ein Impfzertifikat erhalten?

Genesene können aktuell nur in ausgewählten Arztpraxen ein digitales Zertifikat erhalten - und zwar nur, wenn die Arztpraxen "das Webportal von IBM nutzen". Voraussetzung ist, dass ein PCR-Test gemacht wurde. Sollten seit der Genesung weniger als ein halbes Jahr vergangen sein, kann "auf Basis eines positiven PCR-Tests" ein Genesenenzertifikat ausgestellt werden, welches "bis zu sechs Monate nach diesem Test gültig" ist.

Wenn die Erkrankung länger zurückliegt, ist eine Impfung nötig - allerdings mit nur einer Impfdosis. Im digitalen Impfpass werden dann zwei Zertifikate vermerkt: ein Genesenen-Zertifikat und eins von der Impfung. Wichtig ist, dass die Impfung nicht als erste von zwei Impfungen hinterlegt wird, sondern als "1 von 1 Impfung" im Zertifikat abgespeichert wird.

Wo bekommen Geimpfte das digitale Impfzertifikat?

Das Zertifikat erhält man seit Mitte Juni bei Impfungen im Impfzentrum oder in der Arztpraxis. Der QR-Code wird in der Regel auf Papier ausgedruckt und kann dann mit dem Smartphone eingelesen werden.

Wer in den vergangenen Monaten vollständig geimpft wurde, kann den digitalen Nachweis nachträglich bekommen. Wer sich im Impfzentrum hat impfen lassen, sollte den Code mittlerweile zugeschickt bekommen haben. Wer in einer Arztpraxis geimpft wurde, kann sich dorthin wenden und um ein nachträglich erzeugtes digitales Zertifikat bitten. Auch viele Apotheken bieten dies an. Dazu müssen das gelbe Papier-Impfheft und der Personalausweis vorgelegt werden. Die digitalen Zertifikate sind mit der Überschrift "EU-COVID-19 Impfzertifkat" versehen.

Kann ich auch ohne digitalen EU-Impfpass verreisen?

Ja. Das EU-Impfzertifikat ist eine Ergänzung zum gelben Impfheft aus Papier. Es soll einen EU-weit einheitlichen Standard setzen, um Nachweise und Kontrollen im Zusammenhang mit Corona zu erleichtern. Die Nutzung der App ist jedoch keine Pflicht. Es ist weiter möglich, das Impfheft oder die Nachweise über einen Test oder die Genesung bei sich zu führen.

In welchen Ländern gilt das Impfzertifikat?

Es gilt bundesweit und in allen anderen EU-Ländern. Außerdem wird es in sechs weiteren Staaten akzeptiert: Island, Liechtenstein, Norwegen, San Marino, der Schweiz und dem Vatikan. Bei den drei letztgenannten Ländern gibt es aber noch Probleme.

Muss ich mein gelbes Impfheft noch mitnehmen?

Eigentlich ist es nicht mehr notwendig, in der EU das gelbe Impfheft aus Papier mit sich zu führen. Dieses ist allerdings weiterhin gültig. Das Bundesgesundheitsministerium rät Urlaubern, bei Reisen in die EU sicherheitshalber das Impfheft mitzunehmen, um auf der sicheren Seite zu sein, falls es vor Ort doch noch zu Problemen mit dem Digitalzertifikat kommen sollte. Wer außerhalb Europas Urlaub plant, ist ohnehin auf das von der Weltgesundheitsorganisation ausgestellte gelbe Impfbuch angewiesen.

Reisen mit EU-weit einheitlichem digitalen Corona-Impfpass möglich

tagesschau 20:00 Uhr

Welche Vorteile habe ich mit dem digitalen Impfpass?

Die EU-Mitgliedstaaten haben zugesichert, bei Inhabern des digitalen Impfzertifikats grundsätzlich auf Quarantäne- und Testpflichten bei der Einreise zu verzichten. An welchen sonstigen Stellen die Zertifikate Urlaube, Shoppingausflüge oder Wochenendtrips erleichtern, legt jedes Land selbst fest.

Gibt es noch Beschränkungen?

Je nach Infektionslage können selbst für vollständig Geimpfte auch wieder Beschränkungen eingeführt werden. Deshalb sollten sich Reisende immer kurzzeitig vorher über die Corona-Lage im jeweiligen Land informieren.

Zuletzt gab es wegen der Verbreitung besonders ansteckender Corona-Varianten Einreisebeschränkungen für Portugal sowie Großbritannien und Nordirland, Russland, Indien und Nepal. Diese Länder werden jedoch ab Mittwoch vom Virusvariantengebiet zum Hochinzidenzgebiet zurückgestuft. Damit ist die Einreise nach Deutschland für alle Personengruppen wieder möglich. Für vollständig Geimpfte und Genesene entfällt die Quarantänepflicht ganz, für alle anderen wird sie verkürzt.

Was genau ist das digitale Impfzertifikat?

Das Digitalzertifikat ist ein digitaler Nachweis dafür, dass man entweder gegen COVID-19 geimpft wurde oder von Corona genesen ist. Es ist eine freiwillige Ergänzung des weiterhin gültigen gelben Impfheftes aus Papier. Außerdem können auch Schnell- oder PCR-Tests als digitales Zertifikat dokumentiert werden. Der Nachweis wird in der Regel per QR-Code in einer App auf dem Smartphone hinterlegt. Wer kein Mobiltelefon hat, kann das Zertifikat auch ausdrucken und so nutzen. Eine digitale Signatur soll den Code fälschungssicher machen.

Welche Daten werden im digitalen Zertifikat gespeichert?

In dem Zertifikat werden Name, Geburts- und Ausstellungsdatum sowie Angaben zum Impfstoff (beziehungsweise zum Test oder der Genesung) und ein individuelles Erkennungsmerkmal gespeichert. Diese Daten werden nur lokal auf dem Smartphone abgelegt. Zur Erstellung des Impfzertifikats ist es notwendig, dass die Daten einmalig durch die Impfstelle erhoben und zur Signierung an das RKI übermittelt werden. Diese Daten werden dort sofort wieder gelöscht.

Dominik Lauck, NDR, zum digitalen Impfzertifikat

tagesschau24 16:00 Uhr

Welche Impfstoffe werden anerkannt?

Es werden nur Impfungen mit in der EU zugelassenen Impfstoffen anerkannt. In der Praxis wirft dies die Frage auf, was mit der Einreise von Ungarn oder Slowaken ist, die mit dem russischen Impfstoff Sputnik V geimpft sind. Zumindest in Deutschland werden solche Personen bei der Einreise nicht als Voll-Geimpfte angesehen und müssen Negativ-Tests nachweisen.

Wie wird das digitale Impfzertifikat überprüft?

Dazu gibt es die App "CovPass Check". Damit können beispielsweise Restaurant-Betreiber mit einem schnellen Scan überprüfen, ob die Gäste einen vollständigen Impfschutz oder gültigen Schnelltest haben. Sie bekommen dabei nur den Impfstatus und den Namen des Gastes angezeigt, den sie mit dem Personalausweis oder einem anderen Ausweis-Dokument abgleichen müssen.

Airlines und Flughafenbetreiber warnen, dass es bei der Passagierabfertigung wegen der Überprüfung des Impfzertifikats zu deutlichen Verzögerungen kommen kann. Es gebe "große Betriebsrisiken aufgrund der uneinheitlichen Vorgehensweise der Mitgliedstaaten", erklärten die Verbände europäischer Fluggesellschaften und Airport-Betreiber.

Auf welchen Smartphones ist der Impfpass erhältlich?

Das digitale Impfzertifikat kann entweder in der dazu eigens entwickelten CovPass-App oder in der Corona-Warn-App (ab Version 2.3) lokal gespeichert und angezeigt werden - beide werden vom Robert Koch-Institut herausgegeben. Außerdem kann es auch in der Luca-App abgelegt werden.

Die CovPass-App kann für iPhones gratis im App Store von Apple runtergeladen werden, für Android-Handys ist sie im Google Play Store erhältlich und für Huawei-Smartphones in der Huawei AppGallery. Auf Apple-Geräten ist das Betriebssystem iOS 12 (oder neuer) Voraussetzung, bei Android-Geräten muss mindestens das Betriebssystem Android 6 installiert sein.

Wer kein Smartphone besitzt oder nutzen möchte, kann das Impfzertifikat auch als ausgedruckten QR-Code auf Papier verwenden.

Kann ich auch mit Test statt Impfung verreisen?

Ja. Das digitale Impfzertifikat soll den freien Personenverkehr innerhalb der EU erleichtern. Es ist aber keine Voraussetzung für die Freizügigkeit, welche ein Grundrecht in der EU ist. Das digitale Zertifikat dient auch dem Nachweis von Testergebnissen, deren Vorlage von staatlicher Seite häufig verlangt wird. 

Was kostet der digitale Impfpass?

Der digitale Impfpass ist gratis. Allerdings erhalten Apotheken und Ärzte für das nachträgliche Erstellen der Digital-Nachweise aus Steuergeldern bis zu 18 Euro Vergütung. Laut dem Bund der Steuerzahler kostet das insgesamt rund 50 Millionen Euro.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete am 01. Juli 2021 tagesschau24 um 16:00 Uhr und die tagesschau um 20:00 Uhr.