Agrarministerkonferenz Ernährung soll weltweit gerechter werden
Lebensmittel sollen künftig für alle Menschen weltweit verfügbar, erschwinglich und sicher gemacht werden. Darauf haben sich Agrarminister aus 64 Ländern geeinigt. In Berlin forderten Tausende eine schnelle Agrarwende.
Bei der Agrarministerkonferenz in Berlin haben Vertreterinnen und Vertreter aus 64 Staaten vereinbart, die Lebensmittelindustrie zu reformieren. "Wir verpflichten uns, nachhaltige, inklusive, effiziente und widerstandsfähige Ernährungssysteme zu fördern", heißt es in der Abschlusserklärung des Treffens.
Recht auf Nahrung für alle
Mit der Erklärung sei ein "deutliches Signal in die Welt" gesendet worden, findet der Gastgeber, Bundesagrarminister Cem Özdemir: Die Ministerinnen und Minister "wollen gemeinsam die Agrar- und Ernährungssysteme transformieren, um das Recht auf Nahrung für alle dauerhaft zu verwirklichen".
Die Klimakrise, das weltweite Artensterben und der Krieg gegen die Ukraine verstärkten sich gegenseitig auf die schlimmste Art und Weise, erklärte er. Weltweit hungerten weit mehr als 800 Millionen Menschen, mehr als zwei Milliarden hätten keinen gesicherten Zugang zu ausreichender Nahrung.
Özdemir: Getreidesilos statt Getreidesäcke
Humanitäre Hilfe sei essenziell, aber sie helfe auch nur kurzfristig, sagte Özdemir. "Während Krieg und Klimakrise mit einem Wimpernschlag großen Schaden anrichten, braucht es Zeit, Felder zu bestellen. Deshalb müsse die landwirtschaftliche Entwicklung weltweit gestärkt werden. "Getreidesilos bauen statt Getreidesäcke schicken - darum muss es gehen."
Mehr Unterstützung für Kleinbauern
Nötig seien praxistaugliche Lösungen und mehr Unterstützung besonders für Kleinbauern, sagte Özdemir. Für das global vereinbarte Ziel, den Hunger bis 2030 zu beenden, gebe es nur noch acht Ernten. Landwirtschaft könne nur erfolgreich zum Sichern der Ernährung beitragen, wenn sie zugleich den Planeten erhalte. Auch Länder des globalen Südens hätten ein Recht auf gesunde Ökosysteme.
Der Beschluss sieht unter anderem vor, die Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft menschenwürdiger zu gestalten und Verschwendung zu reduzieren. Auch der regionale Anbau von Lebensmitteln soll gefördert werden.
Maßnahmen für den Klimaschutz
Die Landwirtschaft soll der Erklärung zufolge besser an den Klimawandel angepasst werden. Dafür soll der CO2-Ausstoß bei Bodennutzung und Tierhaltung minimiert werden. Weiter sollen Düngemittel und Pestizide effizienter eingesetzt werden, um die Verschmutzung von Böden und Gewässern zu reduzieren.
Insgesamt solle der Agrar- und Lebensmittelsektor befähigt werden, "nachhaltig zu produzieren, sich an neue Gegebenheiten anzupassen, seine Fähigkeiten zur Risikobewältigung zu verbessern, bestehende Ungleichheiten abzubauen und sich zügig und umfassender von Krisen zu erholen", heißt es in der gemeinsamen Erklärung.
Keine gemeinsame Verurteilung des Ukraine-Kriegs
Die Teilnehmerstaaten gingen auch auf den Krieg in der Ukraine ein - verurteilten ihn aber nicht gemeinsam. In der Erklärung heißt es, die meisten Mitglieder verurteilten den Krieg in der Ukraine auf das Schärfste und "betonten, dass er immenses menschliches Leid verursacht und bestehende Verwundbarkeiten der Weltwirtschaft verstärkt." Man sei "zutiefst besorgt angesichts der zunehmenden und andauernden Konflikte in der Welt, die gravierende Folgen für die Ernährungssicherheit und -qualität haben," heißt es weiter.
Tausende demonstrieren für Agrarwende
Für eine gerechtere und nachhaltigere Agrarpolitik demonstrierten auch rund 10.000 Menschen, die dem Aufruf des Bündnisses "Wir haben es satt" gefolgt waren. Aus ganz Deutschland kamen Landwirte, Umwelt- und Tierschutzvereine ans Brandenburger Tor - mit dabei auch 55 Traktoren. Das Bündnis fordert unter anderem faire Erzeugerpreise, den Erhalt von Bauernhöfen sowie Sozialleistungen, die ökologischen Konsum für alle möglich machen.
"Wir erwarten deutlich mehr von Agrarminister Özdemir und der Bundesregierung, das war zu wenig ambitioniert, zu mutlos und zu langsam", sagte Bündnissprecherin Inka Lange mit Blick auf ein Jahr Agrar- und Ernährungspolitik der Ampelkoalition.