Bildungsminister wollen Reform Der Berufseinstieg für Lehrer soll leichter werden
Die Kultusminister wollen den Berufseinstieg für Lehrer niedrigschwelliger gestalten. Künftig soll bereits das Studium eines Unterrichtsfachs reichen - bisher waren es zwei. Die Bildungsgewerkschaft protestiert.
Die Bundesländer haben vor dem Hintergrund des Lehrermangels Reformen bei der Lehrerausbildung vereinbart. Die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) sprach sich in Berlin in einem Beschluss für einen leichteren Zugang zum Lehrerberuf aus, wie das Gremium nach Abschluss des Treffens mitteilte.
Künftig soll es demnach die Möglichkeit geben, mit nur einem Studienfach Lehrer zu werden. Momentan müssen angehende Lehrkräfte in der Regel mindestens zwei Fächer studieren.
Niedrigschwelligerer Einstieg in den Lehrberuf
Zudem befürworten die Länder in ihrem Beschluss als zusätzlichen Ausbildungsweg auch duale Lehramtsstudiengänge und ein sogenanntes Quereinstiegs-Masterstudium. Das betrifft zum Beispiel Absolventen der Ingenieurwissenschaften, die sich später entscheiden, noch Lehrer zu werden. Mit den Maßnahmen solle kurz- und mittelfristig Lehrpersonal gewonnen werden, hieß es.
Das Modell Ein-Fach-Lehrkraft soll es unter anderem Lehrerinnen und Lehrern aus dem Ausland mit nur einem studierten Fach leichter machen, in ihrem Beruf in Deutschland Fuß zu fassen. Auch angehende Mathematiker oder Informatiker, die Lehrer werden wollen, könnten damit angesprochen werden. Sie alle müssten dann nicht mehr ein zweites Fach nachstudieren.
Bildungsgewerkschaft: Beschluss führt zu "Deprofessionalisierung"
Die saarländische Bildungsministerin und KMK-Präsidentin Christine Streichert-Clivot lobte den Beschluss: "Dadurch werden zukünftig mehr Lehrende mit unterschiedlichen Biografien unsere Schulen bereichern", so die SPD-Politikerin.
Die Bildungsgewerkschaft VBE wandte sich gegen die Möglichkeit des dualen Studiums und grundsätzlich auch gegen Ein-Fach-Lehrkräfte. "Der Deprofessionalisierung muss Einhalt geboten werden", sagte der VBE-Vorsitzende Gerhard Brand.
Lehrermangel durch demografischen Wandel
Der Lehrermangel wird künftig vor allem die weiterführenden Schulen nach der Grundschulen betreffen. Das haben Prognosen und Berechnungen von Experten und Berechnungen der Länder ergeben. Die KMK hatte in ihrer im Dezember veröffentlichten regelmäßigen Dokumentation zum Lehrkräfteeinstellungsbedarf und -angebot unter anderem steigende Schülerzahlen durch Zuwanderung als Grund dafür genannt. Hinzu kommen ein steigender Personalbedarf durch den Ausbau der Ganztagsbetreuung und erhöhte Anforderungen etwa bei Inklusion und Sprachförderung.
Auch auf dem Arbeitsmarkt für Lehrkräfte schlägt sich die demografische Entwicklung in Deutschland nieder: Die "Baby-Boomer-Generation" verlasse das Berufsleben, wobei die nachrückenden Generationen geburtenschwächer seien, heißt es in der KMK-Dokumentation.