Strategiepapier Bundesregierung will gegen Einsamkeit vorgehen
Einsamkeit kann zum Problem werden. Nicht nur für Betroffene, sondern auch für die gesamte Gesellschaft, meint Familienministerin Paus. Aktionswochen sollen Aufmerksamkeit schaffen. Mehr Geld wird es nicht geben.
Depression, Herzerkrankungen oder Demenz - wer dauerhaft einsam ist, hat ein höheres Risiko krank zu werden. Bundesfamilienministerin Lisa Paus von den Grünen sagt, Millionen Menschen in Deutschland seien von Einsamkeit betroffen.
Seit der Corona-Pandemie fühlen sich nach Angaben des Ministeriums wesentlich mehr Menschen sozial isoliert: "Wir wissen, dass das während Corona hochgeschnellt ist auf 40 Prozent in Deutschland", so die Ministerin. Auch nach Corona habe sich das nicht wieder verflüchtigt. "Wir haben nach wie vor hohe Werte, und besonders junge Menschen und sehr alte Menschen sind davon betroffen."
Paus: Deutliches und massives Problem für die Demokratie
Der Familienministerin sieht darin auch ein Problem für den Staat. Und zwar, wenn immer mehr Menschen sich zurückziehen, weil sie das Vertrauen in die Gesellschaft verlieren: "Dann ist das etwas, was unsere Gesellschaft im Kern auch brüchig macht und mit zerstört", so Paus. "Das ist ein deutliches und massives Problem für die Demokratie und deswegen sind wir alle gut beraten, etwas gegen Einsamkeit zu tun."
30 Seiten lang ist das Strategiepapier gegen Einsamkeit, das jetzt im Bundekabinett beschlossen wurde. Auf das Thema soll mit Aktionswochen aufmerksam gemacht werden. In Unternehmen oder Vereinen sollen Mitarbeitende geschult werden, Zeichen von Einsamkeit zu erkennen und darauf zu reagieren. So sollen sozial isolierte Menschen stärker unterstützt werden. Zum Beispiel durch Freizeitangebote, aber auch durch schnellere Hilfe bei psychischen Problemen.
Zusätzliche finanzielle Mittel gibt es nicht
Paus räumt ein, dass es dafür mehr als ein Strategiepapier braucht: "Wir wissen aber auch, dass wir insbesondere bei jungen Menschen ein Mangel an Therapieplätzen haben, dass es da erheblichen Bedarf und lange Wartelisten gibt." Es sei wichtig und überfällig, dass es Sonderzulassungen gibt für Psychologen, die auch psychotherapeutisch mit jungen Menschen arbeiten können.
Weitere finanzielle Mittel, um die Vorhaben der Strategie umzusetzen plant die Familienministerin nicht ein. Die Strukturen wie Sportvereine, in denen die Maßnahmen greifen sollen, gebe es ja schon, meint Paus. Genau das kritisiert die Deutsche Stiftung Patientenschutz. Es brauche dringend mehr Geld, da es vielen Initiativen in den Kommunen schlicht fehlt.