Carolabrücke in Dresden Abriss des eingestürzten Brückenstrangs hat begonnen
Ein lauter Knall kündigte es an: Der Abriss an der eingestürzten Carolabrücke in Dresden hat begonnen. Zunächst mussten Donnerstagabend die Schienen und Versorgungsleitungen getrennt werden. Zweimal wurde gesprengt.
Am Elbufer in Dresden hat der Abriss der eingestürzten Carolabrücke begonnen. Kurz nach 19 Uhr starteten Technisches Hilfswerk und Spezialfirmen mit den Vorbereitungen auf der Neustädter Seite. Dafür mussten laut Feuerwehrsprecher Michael Klahre zunächst die unter Spannung stehenden Teile der Brücke getrennt werden. Straßenbahnschienen wurden auseinandergeschnitten, die Verbindung von Fernwärmeleitungen gegen 21:40 Uhr gesprengt. Hunderte Menschen beobachteten das Spektakel an beiden Elbufern.
Nach einer zweiten Sprengung gegen 23 Uhr folgte der eigentliche Abriss. Der durchhängende Brückenzug C soll mit Spezialgerät heruntergeholt, zertrümmert und abtransportiert werden. Wie lange diese Arbeiten dauern werden, konnte die Einsatzleitung nicht abschätzen. Es solle die ganze Nacht durchgearbeitet werden. Die Zeit für die Einsatzkräfte drängt: Ab Sonntag wird Hochwasser an der Elbe vorhergesagt, was die Gefahr noch einmal erheblich verschärfen würde.
Auch Brückenzug B hat Schaden genommen
Auch der mittlere Brückenzug B hat durch den Einsturz Schaden genommen. Wie Simone Prüfer auf einer Stadtratssitzung am Donnerstagnachmittag sagte, ist der Teil durch die Wucht des Einsturzes und die damit einhergehende Verschiebung des Überbaus erheblich beschädigt worden. Was mit Zug A ist, sei noch unklar. Der Querträger zwischen den Zügen sei abgerissen. Auch der gemeinsame Pfeiler habe sich bewegt. Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) geht nicht davon aus, dass die Brücke überhaupt nochmal mit Autos befahren werden kann. Er sprach von einem kompletten Ersatzneubau. Kühn rechnet mit Kosten in Höhe von 100 Millionen Euro. Die Stadt brauche dafür die Unterstützung von Land und Bund.
Brückenteil kann nicht gehalten werden
Dresdens Feuerwehrsprecher Michael Klahre hatte am Donnerstagmittag in einer Pressekonferenz erklärt, es sei nach eingängiger Überprüfung nicht möglich, den Brückenzug C zu retten. "Auch die Teile, die jetzt noch auf den Brückenpfeilern liegen und sich durchbiegen, sind nicht mehr zu halten."
Autos unter der Carolabrücke müssen weg
In der Nacht zum Donnerstag hatten Sicherungsarbeiten an der einsturzgefährdeten Brücke begonnen. Spezialisten bauten unter einen Auflagepunkt der Brücke auf der Neustädter Seite einen sogenannten Bock, um das Bauwerk zu stützen, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Laut Feuerwehrsprecher Klahre soll das vor allem dazu dienen, die noch unter der Brücke geparkten Autos vor dem drohenden Hochwasser am Wochenende und einem möglichen Abriss sicher zu entfernen.
Einsturz der Carolabrücke am Mittwoch
Ein Teil der Carolabrücke, auf dem normalerweise die Straßenbahn fährt, war in der Nacht zum Mittwoch auf einer Länge von etwa 100 Metern in die Elbe gestürzt. Verletzt wurde nach Angaben der Behörden niemand.
Der gesamte Bereich um die Brücke bleibt vorerst weiter für den Verkehr gesperrt, ebenso die Elbe selbst. Der Verkehr wird umgeleitet. Auch der Binnenschiffverkehr muss seine Fracht auf Züge oder Lkw umladen. Außerdem gilt seit dem Donnerstag ein Flugverbot für Drohnen im Bereich der Brücke, wie die Feuerwehr mitteilte.
Vermutungen über Ursachen des Brückeneinsturzes
Nach Angaben der städtischen Behörden war möglicherweise Korrosion durch Chlorid die Ursache für den Einsturz. Der frühere Leiter des Straßen- und Tiefbauamtes Dresden, Reinhard Koettnitz, geht von einer langwierigen Untersuchung zum Teileinsturz der Carolabrücke aus. Koettnitz sagte dem MDR, für Schadensbeurteilung und Ursachenforschung müssten eine Menge Akten studiert werden.
MDR (ben)/afp