Zahlen der Kultusministerkonferenz Immer weniger Schüler besuchen Religionsunterricht
Nicht nur die Kirchen verlieren ihre Mitglieder, auch der christliche Religionsunterricht an den Schulen wird immer unbeliebter. Populärer werden stattdessen Fächer wie Ethik. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Nur noch knapp jedes zweite Schulkind in Deutschland besucht den katholischen oder evangelischen Religionsunterricht. Das geht aus aktuellen Zahlen der Kultusministerkonferenz (KMK) hervor, die alle zwei Jahre erhoben werden. Auffällig ist, dass die Teilnehmerzahlen in den letzten zehn Jahren stetig gesunken sind.
Keine überraschende Entwicklung
Im letzten Schuljahr 2023/2024 besuchten etwa 53,7 Prozent aller Schulkinder der Klassen eins bis zehn den Religionsunterricht. Der Anteil derer, die den katholischen oder evangelischen Unterricht besuchten, war etwa gleich mit knapp 25 und 28 Prozent. Zum Vergleich: Im Schuljahr 2015/2016 besuchten noch etwa 69 Prozent den christlichen Unterricht.
"Wir bedauern diese Entwicklung, aber sie überrascht uns nicht", sagte Mathias Kopp, Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, mit Blick auf die Zahlen. Der Rückgang entspreche auch der rückläufigen Zahl von Kirchenmitgliedschaften in Deutschland.
Ursache für die rückläufige Entwicklung sei die allgemeine Kirchenkrise und Missbrauchsthematik, sowie fehlende religiöse Sozialisation der Kinder, meinte Gabriele Klingberg. Sie ist die Vertreterin der Bundeskonferenz katholischer Religionslehrerverbände im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).
Zuwachs bei Alternativen
Immer beliebter wird der Ersatzunterricht, dort ist die Teilnehmerquote deutlich gestiegen: Fast 1,8 Millionen Schulkinder belegten Ethik als Fach, das entspricht etwa 26 Prozent aller Schülerinnen und Schüler. Im Schuljahr 2015/2016 waren es dagegen nur 983.000, also etwa 15 Prozent.
Einen deutlichen Zuwachs gab es auch beim Islamunterricht, da hat sich die Zahl der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen fast verdoppelt, von 24.000 auf 50.000. Im Gesamtvergleich machen sie aber für das Schuljahr 2023/2024 nur 0,7 Prozent der Schulkinder im Religionsunterricht aus.
Mehr Offenheit für konfessionslose
"Wir sollten zukünftig noch stärker betonen, dass der katholische oder der konfessionell-kooperativ erteile Religionsunterricht auch offen für konfessionslose Schülerinnen und Schüler ist", sagte Kopp. In mehreren Bundesländern habe man bereits gute Erfahrungen mit einem gemeinsamen Religionsunterricht für evangelische und katholische Schulkinder gemacht. Dort hätten sie die Chance, das Christentum authentisch kennenzulernen und sich mit den Fragen des Lebens auseinanderzusetzen.
Ähnlich sehen es die Lehrerverbände. So forderte auch Klingberg eine Öffnung des Religionsunterrichts: "Der konfessionell-kooperative Religionsunterricht bereichert Schülerinnen und Schüler in der Auseinandersetzung mit der jeweilig anderen Konfession und trägt zur Schärfung des eigenen Konfessionsbewusstseins bei."
Eine besondere Herausforderung sieht Klingberg bei der zunehmenden Kooperation mit Ersatzfächern wie Ethik und praktischer Philosophie. "Hier gilt es einerseits Unterschiede klar zu benennen, aber im Anliegen einer Wert- und Lebensorientierung für Schülerinnen und Schüler nach Kooperationen zu suchen."