Folgen der Corona-Maßnahmen "Kinder haben die meisten Opfer erbracht"
Der Bundestag hat über Folgen der Corona-Maßnahmen für Jugendliche und Kinder beraten. Grundlage war der Bericht mehrerer Ministerien. Deutlich wurde: Die meisten Kinder leiden noch immer unter den Auswirkungen.
Mehr als 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen leiden unter Nachwirkungen der Corona-Maßnahmen - zu diesem Ergebnis kommt eine Arbeitsgruppe aus mehreren Ministerien, deren Bericht nun Thema im Bundestag war.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sagte im Parlament, viele Kinder und Jugendliche litten unter psychischen Störungen. Ihre Gesundheit sei schlechter geworden. Schulschließungen und andere Corona-Maßnahmen bezeichnete der SPD-Politiker erneut als "zum Teil zu streng". "Von allen, die Opfer erbracht haben in der Pandemie, haben die Kinder die meisten Opfer erbracht", sagte Lauterbach. Sie hätten "unter den Maßnahmen gelitten".
"Öffentliches Leben quasi zum Stillstand gekommen"
In dem Bericht heißt es, das gesamte öffentliche Leben sei quasi zum Stillstand gekommen. Freunde, Freundinnen und Familienmitglieder außerhalb des eigenen Haushalts zu treffen, draußen zu spielen, mit Gleichaltrigen Zeit zu verbringen - all das sei von heute auf morgen nur noch sehr eingeschränkt möglich gewesen.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus verwies darauf, dass die Pandemie für Kinder und Jugendliche nicht vorbei sei. In der Debatte sagte die Grünen-Politikerin, mehr als 70 Prozent von ihnen fühlten sich noch immer psychisch gestresst, weitere Krisen wie der Ukraine-Krieg und die Klimakrise belasteten die jungen Menschen zusätzlich.
"Die jungen Menschen im Land haben Solidarität mit den Alten gezeigt. Unsere Aufgabe ist es, ihre Unterstützung stärker in den Mittelpunkt unseres Handelns zu stellen", so Paus. Die Politik habe die Aufgabe, die Anliegen von Kindern und Jugendlichen in ihrer Prioritätensetzung stärker zu berücksichtigen. So starten beispielsweise im Sommer sogenannte Mental Health Coaches an Schulen, die Kindern und Jugendlichen zur Seite stehen und in akuten Krisen "Erste Psychische Hilfe" leisten sollen.
Opposition kritisiert zu geringe Hilfen für junge Leute
Die CDU-Abgeordnete Mareike Lotte Wulf räumte ein, zu Beginn der Corona-Pandemie vor drei Jahren habe die damalige große Koalition "höchst schwierige Abwägungen" treffen müssen. Diese pauschal zu verurteilen, "wäre zu einfach". Doch die Mittel zur Linderung der Folgen der Corona-Pandemie seien deutlich zurückgegangen. Es sei kein Zukunftspaket mehr, sondern eher "ein Päckchen".