Fleischkonsum geht zurück Pflanzliche Alternativen boomen
Die Deutschen haben im vergangenen Jahr so wenig Fleisch gegessen wie seit mehr als 30 Jahren nicht. Gleichzeitig wuchs der Markt für pflanzliche Alternativen. Das gilt auch für tierische Milchprodukte.
Nach vorläufigen Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) ist der der Pro-Kopf-Verzehr von Fleischerzeugnissen 2022 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als vier Kilogramm pro Kopf auf insgesamt 52 Kilogramm gesunken. Das sei der niedrigste Wert seit Beginn der Berechnungen im Jahr 1989, teilte die Behörde mit. Im Zehn-Jahres-Vergleich sei der Pro-Kopf-Verzehr sogar um knapp neun Kilogramm gesunken (2012: 60,9).
Am größten ist der Rückgang demnach beim Schweinefleisch. Hier aß jeder Deutsche im vergangenen Jahr im Schnitt 29 Kilogramm, 2020 waren es etwa 31 Kilogramm pro Person; 2012 sogar noch knapp 39 Kilogramm. Der Pro-Kopf-Verzehr von Rindfleisch sei im Vorjahres-Vergleich um 900 Gramm auf 8,7 Kilogramm, der von Geflügel um 400 Gramm auf 12,7 Kilogramm zurückgegangen.
Alternativen zu Fleisch immer beliebter
Als mögliche Gründe für den sinkenden Fleischverzehr nennt die BLE steigende Tendenzen zu einer pflanzenbasierten Ernährung in der Bevölkerung. Laut einer Studie der Organisation Good Food Institute Europe (GFI) wächst der Markt für pflanzliche Fleisch- und Milchalternativen tatsächlich weiter stark. Im Jahr 2022 sei der Umsatz mit derartigen Produkten in Deutschland um elf Prozent auf 1,91 Milliarden Euro gestiegen. Demnach sind die Umsätze in fast allen untersuchten Produktkategorien gestiegen.
Der Umsatz mit Fleischalternativen stieg in Deutschland laut GFI im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent auf 643 Millionen Euro. "Die Zahl der verkauften Produkte in dieser Kategorie ist zwischen 2020 und 2022 um 41 Prozent gestiegen, während die Verkäufe von vorverpacktem Fleisch aus der Tierhaltung um 13 Prozent zurückgegangen sind", erklärte die Organisation. Die größten Wachstumsraten habe es bei Alternativen zu Seafood, Sahne, Fertiggerichten und Desserts gegeben.
Auch tierische Milch wird ersetzt
Der Umsatz mit Alternativen zu tierischer Milch wie Hafer-, Mandel- oder und Sojamilch stieg den Angaben zufolge im vergangenen Jahr um 13 Prozent auf 552 Millionen Euro. "Gemessen in verkauften Produkten ist der Markt für pflanzliche Milch seit 2020 sogar um 48 Prozent gewachsen, während der Markt für Kuhmilch um zwölf Prozent geschrumpft ist", erklärte das GFI weiter.
Auch Alternativen zu weiteren Milchprodukten hätten sich besser verkauft, etwa pflanzlicher Käse und pflanzliche Eiscreme. Einzig bei pflanzlichem Joghurt seien die Umsätze leicht zurückgegangen.
Fleisch- und Milchalternativen machen der Untersuchung zufolge mit Abstand die größten Kategorien im Markt für pflanzliche Ersatzprodukte aus. Die Organisation verweist darauf, dass pflanzliche Produkte deutlich weniger von der hohen Inflation betroffen waren: Die Preise für Fleisch und Kuhmilch seien bedeutend stärker gestiegen.
Daten aus 13 Ländern
Für die Untersuchung wertete das GFI Einzelhandelsdaten aus 13 europäischen Ländern aus. Im europäischen Vergleich ist Deutschland demnach der mit Abstand größte Markt für pflanzenbasierte Lebensmittel, die Umsätze sind hierzulande beinahe doppelt so hoch wie im zweitplatzierten Großbritannien (982 Millionen Euro).
Und "in keinem anderen westeuropäischen Land" seien die Umsätze 2022 stärker gestiegen als in Deutschland, erklärte das GFI. Im europäischen Durchschnitt wuchs der Umsatz mit pflanzlichen Alternativprodukten demnach um sechs Prozent.