Viele Bundesländer betroffen Warnung vor Hochwasser und Sturmflut
Regen und starker Wind prägen in Teilen Deutschlands den ersten Weihnachtsfeiertag. Für Weser, Elbe und die Nordseeküste wird vor Sturmfluten gewarnt. In Thüringen muss ein kompletter Ort evakuiert werden.
Für den ersten Weihnachtsfeiertag warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor der andauernden Hochwassergefahr an vielen Bächen und Flüssen in Deutschland. Zudem gab das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) Sturmflutwarnungen für das Weser- und Elbegebiet sowie für die niedersächsische Nordseeküste heraus.
In Bremen und Bremerhaven erreicht die Weser demnach voraussichtlich am Mittag die Sturmflutmarke von 1,5 Meter über dem mittleren Hochwasser (MHW), wie das BSH am Abend mitteilte. In Niedersachsen sollen zudem Elsfleth, Brake und Rechtenfleth an der Weser laut Prognose betroffen sein. Für die niedersächsische Nordseeküste hat das BSH eine Warnung für Wilhelmshaven ausgegeben. Dort soll die Sturmflut-Schwelle laut Vorhersage am Vormittag erreicht werden. Laut Prognose könnte die Sturmflutmarke in Dagebüll und am Eider-Sperrwerk bei Tönning erreicht werden.
Voraussichtlich am Nachmittag wird die Elbe laut Prognose in Hamburg die Sturmflut-Schwelle von 1,5 Metern über dem mittleren Hochwasser (MHW) erreichen. Auch an den Pegeln der Elbe in Glückstadt, Wedel und Geesthacht könnten solche Werte dann gemessen werden.
Viele Pegel in Niedersachsen auf dritter Warnstufe
Auch an vielen weiteren Flüssen und Bächen in Niedersachsen steht das Wasser weiter hoch. Nach Angaben des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN) hatten in der Nacht zu Montag 45 Pegel die dritte von vier Warnstufen erreicht. Diese Schwelle überschritten unter anderem die Flüsse Weser, Aller, Leine und Oker. Bei Stufe drei ist die Überschwemmung von Grundstücken und größeren Flächen sowie von Straßen und Kellern möglich.
In Celle hatten die Helfer alle Hände voll zu tun. Dort sind große Flächen an Aller und Fuhse bereits überflutet, wie die Feuerwehr am Montagmorgen mitteilte. An Heiligabend sicherten Feuerwehr und Technisches Hilfswerk zunächst ein Alten- und Pflegeheim mit Sandsäcken vor dem Hochwasser. Doch im Laufe des Abends musste das Heim aus Sicherheitsgründen vorsorglich evakuiert werden. Bis in die Nacht hinein füllten die Helfer im Stadtgebiet Sandsäcke und rückten zu vollgelaufenen Kellern aus.
Eine Akutwarnung gab es an Heiligabend zudem für Rodenberg (Landkreis Schaumburg), auch in Sarstedt (Landkreis Hildesheim) und Hann. Münden (Landkreis Göttingen) war die Situation prekär. Einsatzkräfte waren im Dauereinsatz, vielerorts wurde ebenfalls mit Sandsäcken versucht, gegen die Wassermassen anzukämpfen. Für den Harz gab der DWD Unwetterwarnungen heraus.
Hohe Wasserstände auch in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz
Wegen des Hochwassers auf dem Rhein ist heute der komplette Fährverkehr zwischen Remagen-Kripp und Linz im nördlichen Rheinland-Pfalz seit 10 Uhr eingestellt. Ein Betrieb sei erst bei sinkendem Wasserstand wieder möglich. Linz und Remagen liegen am Mittelrhein, nah an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen. Im Hochwasserbericht des rheinland-pfälzischen Landesamtes für Umwelt hieß es am Sonntag, die Wasserstände am Mittelrhein würden weiterhin steigen; wegen der Hochwasserwelle der Mosel in Kombination mit der Hochwasserwelle am Oberrhein. Am Pegel Andernach wurden demnach am Sonntagabend um 19.15 Uhr 6,69 Meter gemessen. Die Prognose für Montag und Dienstag zeigt einen weiteren Anstieg an; auf maximal 8,27 Meter am Dienstagnachmittag.
Die Hochwassergefahr bleibt in vielen Teilen von Nordrhein-Westfalen angesichts erneuter Regenfälle und gesättigter Böden hoch. Besonders stark betroffen sind nach Daten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) die Weserzuflüsse im östlichen Landesteil. Gleich an fünf Messstationen der Weserzuflüsse war die höchste Warnschwelle gestern Nachmittag überschritten. Diese weist auf die Gefahr hin, dass bebaute Gebiete in einem größeren Umfang überflutet werden könnten.
Auch in anderen Bundesländern herrscht zum Teil eine angespannte Lage. Im Landkreis Hildburghausen in Thüringen wurde für die Ortschaften Oberrod und Rappelsdorf eine amtliche Hochwasserwarnung veröffentlicht. Auf Grund der vorherrschenden Wetterlage wird demnach ein Hochwasser mit einem schnell steigenden Pegel prognostiziert. Das Amt für Brand- und Katastrophenschutz des Landkreises rät dazu, in der Nähe der Bach- und Gewässerläufe vorbereitende Maßnahmen zu treffen, weil Überschwemmungen von Straßen und Häusern drohen. Außenstehende sollten die betroffenen Gebiete meiden oder großräumig umfahren.
Windehausen in Thüringen wird evakuiert
Das thüringische Windehausen (Kreis Nordhausen) ist vom Wasser eingeschlossen und wird seit dem Mittag komplett evakuiert, wie Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) auf der Internetplattform X (vormals Twitter) schrieb. "Allen vom Hochwasser betroffenen Personen gilt meine Hoffnung alsbald nach Hause zurückkehren zu können", schrieb Ramelow. Die rund 400 Einwohner sollten in einer Sporthalle untergebracht werden. Laut dem Kreisbranddirektor für Nordhausen, Daniel Kunze, steht das Wasser in dem Ort bis zu 70 Zentimeter hoch.
Ein Krankenwagen verlässt den Ort Windehausen über eine von Hochwasser überflutete Straße.
Wind lässt langsam nach
Der Wind in Deutschland soll der Vorhersage des DWD zufolge im Tagesverlauf abnehmen. Zunächst seien im höheren Bergland allerdings noch Sturmböen, auf Gipfeln auch schwere Sturmböen oder orkanartige Böen möglich. Im Süden sowie im Norden und Nordosten Deutschland werden demnach aber auch trockene und sonnige Abschnitte erwartet.
Vor allem im Westen und Südosten des Landes wird es laut der Prognose aber heute regnerisch, in den nordwestlichen und westlichen Gebieten vieler Mittelgebirge wird teils auch Dauerregen erwartet. Im Erzgebirge und im Bayerischen Wald sei wegen des milden Tauwetters bei acht bis 14 Grad zusätzlich mit Wasserabfluss zu rechnen.