Hochwasserlage Pegelstände sinken nur teilweise
Die Situation in den Hochwassergebieten entspannt sich nur zum Teil. Während in Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordthüringen die Wasserstände fast überall sinken, verharren sie in Niedersachsen noch immer auf hohem Niveau.
In Niedersachsen bleibt die Hochwassersituation in vielen Regionen weiterhin angespannt. Von landesweit 97 Pegeln hätten immer noch 23 die höchste Meldestufe erreicht beziehungsweise überschritten, sagte Oliver Rickwärtz, Sprecher des Innenministeriums in Hannover.
Die Pegelstände seien meist unverändert. Örtlich sinken sie dem Sprecher zufolge leicht, allerdings laufe der Abfluss langsam, und das Wasser drücke immer noch auf die Deiche. "Wir brauchen Durchhaltekraft", sagte der Sprecher.
Nach wie vor sind laut Innenministerium zwischen Harz und Nordsee Tausende Helfer in den Hochwassergebieten im Einsatz. Im Süden Niedersachsens würden örtlich auch schon wieder Sandsäcke eingesammelt und abtransportiert, berichtete Rickwärtz. Positiv sei, dass für die kommenden Tage nicht so viele Niederschläge erwartet werden.
Noch kein Katastrophenfall ausgerufen
In den vom Hochwasser besonders betroffenen niedersächsischen Landkreisen Celle, Oldenburg, Emsland, Osterholz, Heidekreis und Verden sowie in der Stadt Oldenburg gilt nach wie vor ein "außergewöhnliches Ereignis". Dadurch können die Kommunen unter anderem einfacher auf Hilfskräfte zugreifen.
Ein Katastrophenfall wurde bislang in keiner niedersächsischen Region ausgerufen. "Aktuell haben wir keinen Bedarf an Unterstützung durch die Bundeswehr, wir haben genug eigene Kräfte", sagte Ministeriumssprecher Rickwärtz. Die Bundeswehr hatte sich zuvor auf einen möglichen Einsatz vorbereitet und dafür Kräfte der 1. Panzerdivision in Bereitschaft versetzt.
Für die Gemeinde Lilienthal bei Bremen wurde zudem die Evakuierung von Anwohnern aufgehoben. Zwischen Weihnachten und dem Jahreswechsel mussten dort zahlreiche Menschen ihre Wohnungen und Häuser verlassen.
87-Jähriger leblos gefunden
In Hannover-Würfel wurde ein als vermisst gemeldeter Mann tot aufgefunden. Spaziergänger fanden den 87-Jährigen leblos in einem überfluteten Gebiet, wie die Polizei mitteilte. Ob das Hochwasser die Ursache für seinen Tod war, konnte den Angaben zufolge noch nicht ermittelt werden.
In Hessen entspannt sich die Lage
In Hessen entspannt sich laut Behördenangaben die Hochwasserlage in Hessen weiter deutlich. Alle Pegel in Hessen haben mittlerweile die Pegelstufe zwei unterschritten, wie das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) in Wiesbaden mitteilte. Auch in den nächsten Tagen sollen die Wasserstände kontinuierlich sinken.
Aktuell ist noch an elf Pegeln im Bundesland die Meldestufe eins überschritten. Die Werra und Oberweser in Osthessen, die Lahn, die Kinzig sowie die hessischen Abschnitte von Rhein und Main sind demnach derzeit noch vom Hochwasser betroffen. Die Wasserstände gingen aber überall zurück. Eine Ausnahme bestehe am südhessischen Pegel Windecken/Nidder, wo die Wasserstände aktuell noch langsam steigen. Eine Überschreitung der Meldestufe 2 werde aber nicht erwartet.
In den von Hochwasser betroffenen Regionen Bayerns nördlich der Donau fallen die Wasserstände ebenfalls. Sinkende Pegel meldeten die Behörden auch aus Rheinland-Pfalz und Nordthüringen.
Soldaten nur bei Tageslicht im Einsatz
In Sachsen-Anhalt ist die Bundeswehr mit rund 200 Zeit- und Berufssoldaten im Landkreis Mansfeld-Südharz im Hochwassereinsatz. Wegen der Bedingungen vor Ort sollen sie aber nur noch bei Tageslicht arbeiten. Es sei eine deutliche Durchnässung sichtbar, die Bedingungen gäben die Arbeit vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang momentan nicht her, sagte eine Bundeswehrsprecherin der Nachrichtenagentur dpa.
Nach Angaben des Landkreises wurden mit Hilfe der Bundeswehr allein am Samstag insgesamt 50.000 Sandsäcke verbaut, um die Deiche zu stabilisieren. Seit Samstagmittag helfen rund 20 Soldaten zivilen Freiwilligen auch bei der Befüllung von Sandsäcken, sagte die Bundeswehrsprecherin.
Derzeit sind rund 200 Zeit- und Berufssoldaten in Mansfeld-Südharz im Hochwassereinsatz. Der Landkreis hat den Katastrophenfall ausgerufen.
Lage in Mansfeld-Südharz stabilisiert sich
Kurz vor Ende 2023 war in der Region im Süden Sachsen-Anhalts der Fluss Helme stellenweise stark über seine Ufer getreten. Als sich die Lage zuspitzte, rief der Landkreis den Katastrophenfall aus. Die Situation hat sich mittlerweile stabilisiert.
Zwar gilt an der Helme weiter die höchste Alarmstufe 4, doch fließt nun weniger Wasser in die Talsperre Kelbra, als von dieser in die Helme abfließt. Die Pegelstände seien dadurch stabil und hätten sich sogar leicht verringert, wie der Katastrophenstab des Landkreises Mansfeld-Südharz mitteilte.
Sorgen bereitet laut einer Sprecherin des Landkreises immer noch der aufgeweichte Deich in Oberröblingen, einem Ortsteil der Kreisstadt Sangerhausen. In den anderen betroffenen Bereichen Goldene Aue, Allstedt und Südharz sei die Lage unter Kontrolle, so die Sprecherin gegenüber dem MDR. Helfer hätten ihren Einsatz etwas zurückfahren können.
Das Wetter macht Hoffnung
Weiter optimistisch stimmen könnten die Wetteraussichten: Mit dem Einzug von frostigem und weitgehend trockenem Wetter in Deutschland könnte sich die Lage in den Hochwassergebieten weiter entspannen. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes lenkt ein Hochdruckgebiet zunehmend trockene arktische Luft nach Deutschland. Ab Montag wird in fast allen Teilen Deutschlands Dauerfrost erwartet, begleitet von viel Sonne.