"Fridays for Future"-Forderung Klimaschutz - radikaler und schneller
Zehntausende sind in Deutschland für einen besseren Klimaschutz auf die Straße gegangen. In Berlin war der Zuspruch groß - doch die Teilnehmerzahlen aus der Vergangenheit wurden nicht erreicht.
Tausende versammelten sich vor dem Brandenburger Tor zum 13. Globalen "Fridays for Future"-Klimastreik. Gute Stimmung, viel Sonne und ein breites gesellschaftliches Bündnis. Viele Demo-Besucher klagen darüber, dass die vielen Krisen das Thema Klimawandel überlagern und wundern sich nicht darüber, dass die Bewegung nicht mehr die Massen von vor vier Jahren mobilisieren kann.
"Klimawandel ist doof und zerstört die Welt"
Philippa ist sieben Jahre alt und mit ihrer Klasse und den Eltern zum Brandenburger Tor gekommen. Warum sie hier ist, kann sie ziemlich präzise formulieren: "Weil ich es doof finde, dass der Klimawandel die Welt zerstört." Sie ist nicht zum ersten Mal bei einem Klimastreik dabei. Vor drei Jahren war sie mit ihrer Mutter schon einmal am Brandenburger Tor. "Da kann ich mich aber nicht dran erinnern."
Manche Firmen kommen mit der ganzen Belegschaft
Schülerinnen und Schüler haben vor fünf Jahren die Klimastreik-Aktionen ins Leben gerufen und "Fridays for Future" gegründet. Beim ersten globalen Klimastreik im März 2019 demonstrierten laut Aktivisten weltweit 2,3 Millionen Menschen. Im Herbst desselben Jahres gingen allein in Berlin mehr als 100.000 Demonstranten auf die Straße. Heute sind es weit weniger, laut Polizei haben sich 12.500 Menschen am Brandenburger Tor versammelt, die Veranstalter sprechen von 24.000. Die Unterstützung verschiedener gesellschaftlicher Gruppierungen ist groß. Seit Jahren schließen sich Gewerkschaften und NGOs den Aktionen an, manche Firmen kommen mit der ganzen Belegschaft.
"Fridays for Future" bringt zusammen
So wie Sirplus, ein Online-Supermarkt, der aussortierte Lebensmittel günstig verkauft. "Ich glaube, dass der Rahmen von "Fridays for Future" auf jeden Fall viele Gruppierungen zusammenbringt", sagt Heiko Heiter von Sirplus. "Es gibt 'Entrepreneurs for Future', aber auch viele andere Organisationen, die sich jetzt nicht unter dem Namen "Fridays for Future" sehen, aber dann trotzdem für so ein globales Event wie heute auf die Straße gehen."
Kritik an Änderung des Klimaschutzgesetzes
Die Forderungen von "Fridays for Future": Klima retten, weg von den fossilen Brennstoffen Öl, Kohle und Gas. Und zwar radikaler und schneller als es die Bundesregierung derzeit tut. Besonders in der Kritik stehen die aktuell geplanten Änderungen am Klimaschutzgesetz. Michaela Scharpf ist Rechtsreferendarin aus Süddeutschland. Sie macht seit zwei Monaten ein Praktikum in Berlin. Die Änderung des Gesetzes sei dreist, sagt sie. "Der Verkehrssektor darf dann als Belohnung dafür, dass er sich nicht an die CO2-Reduktionsziele hält, weiterhin so viel ausstoßen, wie er will, und man kann es dann mit den anderen Sektoren verrechnen."
Klimakrise von anderen Krisen zurückgedrängt
Yalda Franzen arbeitet im sozialen Bereich und ist in ihrer Mittagspause zum Brandenburger Tor gekommen, "um eine Ohnmachtserfahrung in eine Handlung umzuwandeln", wie sie sagt. Sie war schon oft bei Klimaprotesten. Doch das Thema sei überlagert von diversen anderen Krisen, das müsse sich wieder ändern. "Fokus auf Klimaschutz auf allen Ebenen", fordert sie. Und ärgert sich ebenfalls über den Verkehr: "Mobilität ist ein ganz großes Thema, bei dem viel zu wenig passiert."
"Die 'Fridays' haben Recht"
Das sieht auch Klaus Lüschen so. Der Rentner ist mit der S-Bahn zur Demo gekommen. Er ist Gründungsmitglied der "Scientists for Future", einer Initiative von Wissenschaftlern, die sich zur Aufgabe gemacht hat, die Schüler und Schülerinnen von "Fridays for Future" zu unterstützen. "Der Punkt war, dass den 'Fridays for Future' in öffentlichen Diskussionen im Fernsehen gesagt wurde, studiert doch erstmal und lasst die Experten ran. Und dann haben sich Experten zusammengetan und gesagt: Die 'Fridays' haben recht."