Nach Lützerath-Räumung Kohle-Gegner setzen Proteste fort
Nach der Räumung von Lützerath haben Klima-Aktivisten ihre Proteste fortgesetzt. In Köln klebten sie sich auf der Straße fest, in Düsseldorf blockierten sie das Innenministerium. Auch Klimaaktivistin Thunberg geriet mit der Polizei aneinander.
Auch nach der Räumung des Dorfes Lützerath gehen die Proteste von Klimaaktivisten weiter. An mehreren Orten in Nordrhein-Westfalen kam es zu Aktionen gegen den Braunkohle-Abbau.
In der Nähe von Lützerath hat sich nach Polizeiangaben eine dreistellige Zahl an Menschen in Richtung Tagebau Garzweiler aufgemacht. Es kam auch zu neuen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten, die Beamten setzten dabei Schlagstöcke und Pfefferspray ein, wie ein Polizeisprecher sagte.
Greta Thunberg von Polizei weggetragen
Die Menschen stünden am Rand des Tagebaus, sagte ein Polizeisprecher. Der Braunkohletagebau hat eine scharfe Abbruchkante, der Aufenthalt dort ist gefährlich und verboten. Insgesamt hätten sich an der im Erkelenzer Ortsteil Keyenberg gestarteten Demonstration mehrere Hundert Menschen beteiligt. Nach Angaben einer Sprecherin von "Ende Gelände" scherten aus der Kundgebung zwei Teilnehmergruppen in Richtung Lützerath aus. Eine dritte Gruppe werde nicht weitergelassen.
Unter den Aktivisten war auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. Nach Beobachtungen eines dpa-Fotografen gehört sie zu einer Gruppe von Demonstranten, die von der Polizei eingekreist worden ist. Zusammen mit etwa 60 bis 70 anderen Menschen saß sie zunächst in der Nähe der Abbruchkante zum Braunkohletagebau Garzweiler. Von dort wurde Thunberg anschließend demnach von der Polizei weggetragen und nach gut 50 Metern abgesetzt, um eine Personenkontrolle durchzuführen.
Polizisten tragen die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg vom Rand des Braunkohlentagebaus Garzweiler II weg.
Nach Angaben des Energiekonzerns RWE ist eine Person in den Braunkohletagebau gelangt. "Das ist natürlich grob leichtsinnig, was der da macht", sagte ein RWE-Sprecher. Die Person stehe auf einer "Art Treppenabsatz" in der Böschung. Der Energiekonzern RWE kündigte Strafanzeigen an.
Eingang des NRW-Innenministeriums blockiert
In Düsseldorf klebten sich Mitglieder der Gruppe "Extinction Rebellion" am nordrhein-westfälischen Innenministerium fest. Etwa ein Dutzend Menschen, darunter eine Mutter mit Kind, waren an der Aktion beteiligt, wie Sprecher von Polizei und Innenministerium sagten. Die Demonstrierenden forderten den Rücktritt von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) wegen des Polizeieinsatzes in Lützerath. Die Aktivisten beklagten Polizeigewalt und Kriminalisierung.
Am Landtag versammelten sich rund 150 Demonstranten, die dann vor das NRW-Wirtschaftsministerium zogen.
Auf der Straße festgeklebt
In Köln behinderten Klimaaktivisten den Berufsverkehr, weil sie sich auf der Straße festgeklebt hatten. Sie saßen quer auf einer Straße und hielten ein Banner hoch, das auf die Gruppierung "Letzte Generation" hinwies. Dazu waren gelbe Kreuze zu sehen - die Protest-Symbole gegen den Abriss von Lützerath.
Ein dpa-Fotograf berichtete von einem Stau und wütenden Kommentaren von Autofahrern in Richtung der Aktivisten. Die Polizei sperrte nach eigenen Angaben Zufahrten und führte den Verkehr vorbei. Drei festgeklebte Personen seien von der Straße "befreit", drei seien weggetragen worden, sagte eine Polizeisprecherin nach Ende der Aktion. Alle sechs seien allerdings in Gewahrsam genommen worden. Ermittelt werde unter anderem wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr. Der Staatsschutz habe sich eingeschaltet.
Die Gruppierung "Letzte Generation" hatte am Morgen ein Foto aus Köln getwittert und erklärt: "Die Kohle unter #Lützerath muss im Boden bleiben!"
Nach Angaben von RWE und Aktivistengruppen besetzten Demonstranten außerdem einen Förderbagger im Braunkohletagebau Inden sowie Gleise einer RWE-Werksbahn, die das Kraftwerk Neurath mit Braunkohle versorgt. An der Aktion bei Neurath beteiligten sich demnach etwa hundert Menschen, an der Baggerbesetzung rund 30 bis 40. Nach Angaben eines Unternehmenssprechers war jeweils auch die Polizei vor Ort im Einsatz.