CDU ehrt Merkel Eine etwas andere Geburtstagsparty
Im Juli ist Merkel 70 Jahre alt geworden, heute Abend gibt es eine CDU-Geburtstagsparty für die Altkanzlerin. Es ist auch ein Treffen mit der neuen Merz-CDU.
Angela Merkel hat sich ihre CDU-Geburtstagsparty genau so gewünscht. "Geburtstage können ganz unterschiedlich gefeiert werden", sagte Merkel einmal. Sie feiert offenbar gern wissenschaftlich.
Zum 50. Geburtstag gab es damals den Vortrag eines Neurochirurgen über das menschliche Gehirn. Zum 60. wünschte sie sich eine Vorlesung über "Zeithorizonte der Geschichte". Und heute Abend nun sitzt Dr. Angela Dorothea Merkel, die gelernte Wissenschaftlerin, mit 200 Gästen der CDU in der Akademie der Wissenschaften. Auf dem Programm: ein Festvortrag des Kunsthistorikers Horst Bredekamp über "Licht und Dunkel in Zeiten der Aufklärung".
"Ich bin jetzt Bundeskanzlerin a.D."
Licht und Schatten, so wie im wirklichen Leben. Bei Merkel gab es viel Licht, aber was ihre Partei, die CDU angeht, auch ein paar Schatten. Spätestens, seit sie ist, was sie ist: "Ich bin jetzt Bundeskanzlerin a.D.", sagt sie immer gern. Außer Dienst also. Aber nicht aus der Kritik. Die Merkel-Jahre gelten in der neuen Merz-CDU, zumal der konservativen Abteilung, nicht rundherum als Qualitätssiegel.
Als sie im Juli 70 wurde, erinnerten Gratulanten wie der Fraktionsvize Jens Spahn vergiftet auch an Merkels Fehler und Versäumnisse. Russland. Atomausstieg. Flüchtlingskrise.
Gerade erst rief ihr der damalige CSU-Chef Horst Seehofer in der Süddeutschen Zeitung hinterher, Merkel würde sich keinen Zacken aus der Krone brechen, wenn sie mal erklärte, in der Migrationsfrage nicht jeden Tag richtig gelegen zu haben. Merkel schweigt bisher zu alledem. Früher hätte sie wohl gesagt: "Jeder pflegt da so seinen Stil. Und ich guck es mir an."
Die CDU räumte die Merkel-Jahre schnell ins Museum
Sie guckte es sich jedenfalls an, wie ihre CDU unter Friedrich Merz ihre 16 Merkel-Jahre sehr zügig ins Museum trug. Das neue Grundsatzprogramm unter Leitung von Merz enthält viele Sätze, die als ein stiller Vorwurf gegen die Jubilarin von heute gelesen werden können: "Wir wollen die Kontrolle über die Migration zurückerlangen", heißt es da. "Der Islam, der unsere Werte nicht teilt, gehört nicht zu Deutschland." Auch das darf als ein Anti-Merkel-Satz verstanden werden.
Merz jedenfalls stellte bei der Präsentation des Grundsatzprogrammes klar: "Wir haben zu dem zurückgefunden, was uns als Christdemokraten ausmacht." Es sollte vermutlich auch danach klingen, als habe sich die CDU unter Merkel damals irgendwie verlaufen.
Merkel nimmt das alles zur Kenntnis. Sie schweigt. Das kann sie. "Die Tatsache, dass Schweigen eine Form der Kommunikation ist, und man viel in Schweigen hineininterpretieren kann, finde ich spannend", sagte sie einst.
Heute Abend aber schweigt sie nicht. Nach der Begrüßung von Merz und dem Festvortrag des Kunsthistorikers hat Merkel die Möglichkeit, in ihrer Rede auf ihr Verhältnis zu der Partei einzugehen, der sie viele Jahre vorstand. Sie hatte zuletzt den CDU-Ehrenvorsitz abgelehnt, hatte Parteitagseinladungen ausgeschlagen, die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung verlassen. Manche Konservative haben das argwöhnisch verfolgt.
Merkelianer Wüst wirbt für einen CDU-Kurs der Mitte
Andere in der CDU wiederum werben bis heute für den Merkel-Kurs der Mitte. Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther oder auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst gelten als "Merkelianer".
Es war Wüst, der seine Partei erinnerte, dass das Herz der CDU als Volkspartei in der Mitte schlage. Wüst empfahl, sich ein Beispiel an der Politik von Helmut Kohl und Angela Merkel zu nehmen. Friedrich Merz dürfte das anders sehen.
Dass Merkel heute Abend ihn trifft, den sie einst als Fraktionschef verdrängte, der verbittert als ihr Parteifeind die Politik hinwarf, nur um nach drei Anläufen als CDU-Chef und jetzt sogar als CDU-Kanzlerkandidat Gastgeber des heutigen Abends sein wird: Merkel wird darüber sicher nachdenken, aber sehr sicher schweigen. "Das Leben ist ja für uns Menschen nur erträglich, weil wir ja nicht alles sagen, was wir denken", sagte Merkel einmal.
Markus Söder lobt Merkel als Politik-Ikone
200 Gäste, darunter auch CSU-Chef Markus Söder, werden heute Abend da sein. Der bayerische Ministerpräsident zeigte sich zuletzt als Merkel-Fan. "Angela Merkel ist die bedeutendste lebende politische Persönlichkeit in Deutschland", hatte Söder kurz vor dem 70. Geburtstag der Altkanzlerin im Juli öffentlich verbreiten lassen.
Merkel selbst hat ebenfalls ein paar Getreue von einst einladen dürfen. Möglicherweise auch ihre Freundin und Vertraute, die ehemalige Bildungsministerin Annette Schavan. Die könnte Merz gesagt haben, wann es heute Abend für ihn Zeit wäre, zu gehen: "Wenn Angela Merkel ganz still wird und lange nichts sagt, sollte man sich überlegen, wo die nächste Tür ist", hatte Schavan einmal schmunzelnd erzählt.
Wer keine Einladung hat, kann zumindest dem offiziellen Teil der Festveranstaltung heute Abend ab 19 Uhr per Livestream folgen. Die CDU überträgt das Ganze auf ihrer Homepage.