Deutschland startet ins Jahr 2024 "Normales Silvestergebaren"
Silvester ist nach einer vorläufigen Bilanz friedlicher verlaufen als von manchen erwartet. Dennoch mussten die Einsatzkräften immer wieder ausrücken. Ein Überblick.
In ganz Deutschland haben die Menschen das neue Jahr begrüßt. Viele feierten friedlich und ausgelassen. Dennoch waren Polizei und Rettungskräfte immer wieder im Einsatz.
In Berlin wurden in der Silvesternacht rund 390 Menschen vorläufig festgenommen - viele wegen Verstößen gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz. Es seien 54 Einsatzkräfte verletzt worden, 30 davon durch Pyrotechnik, sagte Polizeisprecherin Anja Dierschke am Montagmittag. Acht der verletzten Polizisten hätten ihren Dienst nicht fortsetzen können. Insgesamt seien zum Jahreswechsel 720 Ermittlungsverfahren zu Vorfällen im gesamten Stadtgebiet in der Zeit von Silvester 18.00 Uhr bis 6.00 Uhr am Neujahrstag eingeleitet worden.
Im ganzen Stadtgebiet kam es laut Polizei immer wieder zu Beschuss mit Böllern und Raketen auf Polizisten und Feuerwehrleute. Besondere örtliche Schwerpunkte habe es dabei nicht gegeben. Viele sehr laute Explosionen deuteten auch auf illegale Böller hin.
Im Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) wurden zahlreiche Menschen mit Böllerverletzungen behandelt. Inzwischen seien 22 Patienten mit schweren Augenverletzungen, Brandwunden und Sprengverletzungen an den Händen sowie im Gesicht versorgt worden, teilte die Klinik kurz nach 4.00 Uhr auf der Onlineplattform X (vormals Twitter) mit. Das UKB sprach von teils "dramatischen Amputationsverletzungen".
Silvester am Kölner Dom unter strengem Schutz
In Köln ist nach einem Terroralarm der Jahreswechsel am Dom unter hohen Sicherheitsmaßnahmen gefeiert worden. Dabei lief alles offenbar weitgehend ruhig ab. "Ein paar Böllerwerfer, einige Ingewahrsamnahmen, nichts Ungewöhnliches", sagte ein Polizeisprecher am frühen Montagmorgen. Die meisten Feiernden hätten sich auch an das Böllerverbot in Teilen der Kölner Innenstadt gehalten. Auf der Domplatte und dem Bahnhofsvorplatz sei es weitgehend friedlich zugegangen. Kardinal Rainer Maria Woelki zelebrierte unter massivem Polizeischutz die gut besuchte Silvester-Messe im Kölner Dom.
Auch nach dem Jahreswechsel wird der Kölner Dom bis auf Weiteres von Polizisten beschützt. "Es wird weiter Sicherheitskontrollen geben am Dom", sagte ein Polizeisprecher. "Wie lange diese Maßnahme aufrecht erhalten wird, ist jetzt aktuell in der Prüfung." Man werde also zunächst weiter Polizisten an der Kathedrale sehen.
Nach Hinweisen auf einen mutmaßlich geplanten Terroranschlag hatte es weitreichende Absperrungen gegeben. Drei weitere Männer waren nach Hinweisen auf einen möglicherweise geplanten islamistischen Terroranschlag auf den Kölner Dom in Gewahrsam genommen worden.
Tausende Menschen feiern in Hamburg
Mit großem Feuerwerk und Zehntausenden Feiernden ist Hamburg ins neue Jahr 2024 gestartet. Dicht gedrängt verfolgten die Menschen etwa an den Landungsbrücken am Hafen das Silvester-Feuerwerk. Rund 8.000 Besucherinnen und Besucher waren allein dorthin gekommen, wie ein Polizeisprecher um kurz nach Mitternacht sagte. An der Reeperbahn seien es gegen Mitternacht 10.000 bis 15.000 Menschen gewesen.
Zwischenfälle mit größeren Gruppen habe es am Silvesterabend bisher nicht gegeben, sagte der Sprecher weiter. Auch Verletzte seien zunächst nicht gemeldet worden. "Bei den Einsätzen befinden wir uns bisher im normalen Silvestergebaren."
In Hamburg blieb es am Abend weitgehend friedlich, wie die Polizei mitteilte.
In Baden-Württemberg waren die Rettungskräfte in der Silvesternacht häufig im Einsatz. Ein Sprecher des Führungs- und Lagezentrums im Innenministerium sagte dem SWR am frühen Montagmorgen, nach derzeitigem Stand handele es aber meist um die für eine Silvesternacht üblichen Einsätze. So waren in Stuttgart mehrere Hundert Beamte im Einsatz. Sie kontrollierten vor allem, dass die durch die Stadt Stuttgart eingerichtete Feuerwerksverbotszone innerhalb des City-Rings in der Innenstadt eingehalten wurde. Besucherinnen und Besucher wurden auf mitgeführte Feuerwerkskörper kontrolliert. Auf dem Schlossplatz fand eine offizielle Silvesterparty mit mehreren Tausend Besucherinnen und Besuchern statt. Schwerwiegende Vorkommnisse blieben nach Mitteilung der Polizei Stuttgart aus.
Im Freiburger Stadtteil Stühlinger attackierte eine Gruppe von Menschen nach Polizeiangaben mehrere Polizeistreifen gezielt mit Feuerwerkskörpern. Nachdem weitere Einsatzkräfte dazu geholt wurden, konnte die Polizei laut den Angaben die Menschenmenge zurückdrängen und die Lage beruhigen.
Im rheinland-pfälzischen Koblenz starb am Silvesterabend ein 18-Jähriger beim Zünden eines Böllers. Bei Boxberg in der Oberlausitz wurde ein 22-Jähriger durch eine verbotene Kugelbombe getötet. Ein gleichaltriger Begleiter habe leichte Verletzungen erlitten, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion Görlitz. Die Kugelbombe sei im Ausland gekauft worden und in Deutschland nicht zugelassen gewesen.
In Frankfurt am Main räumte die Polizei nach Mitternacht die Konstablerwache. Dort hatten junge, randalierende Männern mit Böllern auf andere Menschen und die Polizei geworfen.
Zum Start ins neue Jahr gab es auch für Polizei und Feuerwehr in Bayern wie erwartet viele Einsätze. Größere Zwischenfälle blieben aber aus, sagte ein Polizeisprecher dem Bayerischen Rundfunk. Viele Menschen feierten am Münchner Marienplatz. Dort zählte die Polizei zeitweise bis zu 10.000 Menschen.
In Bayern starb ein 18-Jähriger allerdings an den Verletzungen wegen eines Böllers. Der junge Mann hatte nach bisherigen Informationen der Polizei in Eschlkam in der Oberpfalz einen Böller in ein Kunststoffrohr geworfen, um ihn darin explodieren zu lassen, wie ein Sprecher mitteilte. Als er mit dem Kopf über dem Rohr gewesen sei, sei der Böller explodiert.