Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten "Gemeinsam kommen wir durch diese Zeit"
Mitmenschlichkeit und Zusammenhalt angesichts des Ukraine-Kriegs sind die Kernpunkte der Weihnachtsansprache von Bundespräsident Steinmeier. Auch wenn Frieden noch nicht greifbar sei, gebe es Anlass für Zuversicht.
Die Weihnachtsansprache von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier steht nahezu vollständig im Zeichen des Krieges in der Ukraine und der damit verbundenen Anstrengungen und Belastungen für die deutsche Bevölkerung.
Um zu verdeutlichen, welches Leid die Invasion Russlands für die Ukrainerinnen und Ukrainer mit sich gebracht hat, beginnt der Bundespräsident seine Ansprache mit einer persönlichen Begegnung - mit 50 Kindern, die aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind und welche Steinmeier im sächsischen Freiberg getroffen hat. "Sie haben ihre Heimat und sie haben ihr Zuhause verloren, viele von ihnen haben Schreckliches erlebt. Sie sind so verängstigt, dass schon der Knall einer zufallenden Tür sie zittern lässt", schildert Steinmeier seine Eindrücke dieses Zusammentreffens.
Ein Dank für die "Großherzigkeit" anderen gegenüber
Seine Erinnerung an die Begegnung mit diesen Kindern verbindet Steinmeier mit einem Dank - an all jene, "die sich in diesem Jahr für andere eingesetzt haben". Die infolge des "brutalen russischen Überfalls" ausgelöste Krise verlange auch den Menschen in Deutschland viel ab, viele müssten sich einschränken. "Aber unsere Großherzigkeit im Umgang miteinander, die kann uns niemand nehmen", betonte der Bundespräsident. Ob durch ein freundliches Wort, eine kleine Geste der Aufmerksamkeit oder durch das Verständnis für andere und die Offenheit gegenüber Fremden - dadurch könne es gelingen, "das Leben für andere ein wenig heller zu machen".
Das Weihnachtsfest solle auch dazu dienen, "einen Moment Abstand gewinnen" zu können. Denn neben wirtschaftlichen Einschnitten habe "die Rückkehr des Krieges nach Europa" viele Menschen "erschreckt, geängstigt, aufgewühlt".
Der Wunsch nach einem "gerechten Frieden"
Frieden, das sei wohl der sehnlichste Wunsch in diesem Jahr, sagt Steinmeier weiter. Doch er mahnt auch, dass es ein "gerechter Friede" sein müsse, "der weder den Landraub belohnt noch die Menschen in der Ukraine der Willkür und Gewalt ihrer Besatzer überlässt". Ein solcher Friede sei noch nicht "greifbar" und bis dahin sei es "ein Gebot der Menschlichkeit, dass wir den Angegriffenen, den Bedrohten und Bedrückten beistehen".
Solidarität und Mitmenschlichkeit sind für Steinmeier Gründe, mit Zuversicht auf das kommende Jahr zu blicken. Denn trotz "rauer Zeiten" gebe es dafür genügend Anlass:
Die Ukraine behauptet sich mit großem Mut. Europa steht zusammen. Und unser Land wächst in der Herausforderung wieder einmal über sich hinaus. Wir sind nicht in Panik verfallen, wir haben uns nicht auseinandertreiben lassen.
Steinmeier erinnerte an den großen Zusammenhalt in dieser Krise. "Wenn dieses Jahr ein Gutes hatte, dann doch die Erfahrung: Gemeinsam kommen wir durch diese Zeit."
Ein Miteinander der Generationen gegen den Klimawandel
Neben dem Krieg gegen die Ukraine widmet Steinmeier einen Teil seiner Ansprache auch dem Kampf gegen den Klimawandel - und auch hier kommt es für den Bundespräsidenten auf ein Miteinander in der Bevölkerung an:
Ich wünsche mir, dass die Älteren auch spät im Leben noch einmal bereit sind, sich zu verändern. Und dass die Jüngeren sich engagieren, dass sie kritisch sind - ohne der Sache des Klimaschutzes zu schaden, indem sie andere gegen sich aufbringen.
Denn mit dem "Ehrgeiz der Jugend" und der "Erfahrung der Älteren" könne das "gemeinsame Ziel" verfolgt werden, dass "die Jüngeren nicht die 'letzte Generation' sind, sondern die erste Generation einer klimafreundlichen Welt".
Die Weihnachtsansprache von Bundespräsident Steinmeier wird im Ersten am 25. Dezember 2022 um 20.10 Uhr ausgestrahlt.