Ex-DDR-Bürgerrechtler Werner Schulz gestorben
Er war DDR-Bürgerrechtler und ein profilierter Bundes- und Europa-Politiker: Werner Schulz ist während einer Veranstaltung im Berliner Schloss Bellevue gestorben. Parteifreunde zeigten sich betroffen.
Der frühere DDR-Bürgerrechtler Werner Schulz ist tot. Er starb während einer Veranstaltung im Berliner Schloss Bellevue. Schulz wurde 72 Jahre alt.
Politiker und Parteifreunde zeigten sich betroffen. "Der plötzliche Tod von Werner Schulz am heutigen Jahrestag des Mauerfalls macht mich traurig", schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz bei Twitter. "Er hat sich sehr verdient gemacht um unser Land, um das Zusammenwachsen von Ost und West. Meine Gedanken sind bei seiner Familie und den Weggefährten - ihnen wünsche ich viel Kraft."
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Schulz als leidenschaftlichen Kämpfer für Demokratie und Freiheit: "Werner Schulz war einer jener mutigen Persönlichkeiten, denen wir alle in unserem wiedervereinten Land den Fall der Mauer verdanken." "Für seine Courage, seine stets aufrechte Haltung und zugleich für seine Analysekraft habe ich ihn zutiefst bewundert." Schulz werde ihm als wichtiger und hoch geschätzter Gesprächspartner fehlen.
Für seinen Einsatz für die Demokratie und für die Opposition in Russland wurde Schulz erst im vergangenen Juni mit dem Deutschen Nationalpreis geehrt.
"Meinungsstarken Streiter für demokratische Werte"
Der Bundespräsident und sein Vorgänger Joachim Gauck würdigten ihn als meinungsstarken Streiter für demokratische Werte. "Unsere Zeit, geprägt von zum Teil hasserfüllten, faktenleugnenden Debatten und einer bemerkenswerten Anzahl von Wutbürgern, die die liberale Demokratie ablehnen, braucht derartige Vorbilder", sagte Gauck seinerzeit.
Kulturstaatsministerin und Grünen-Politikerin Claudia Roth sagte: "Seine Stimme und seine aufrüttelnde Einmischung werden fehlen." Schulz sei Bürgerrechtler durch und durch gewesen. "Er konnte wie kein anderer den Totalitarismus des SED-Regimes und den Unterschied zur Demokratie und Rechtsstaatlichkeit begreifbar machen."
Die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt würdigte Schulz als Wegbereiter und Verteidiger der Demokratie.
Gründungsmitglied des Neuen Forums
Schulz wurde am 22. Januar 1950 in Zwickau geboren. Er absolvierte ein Studium der Lebensmittelchemie und -technologie an der Humboldt-Universität Berlin. Seit 1968 war er in verschiedenen Oppositionsgruppen der DDR aktiv. 1989 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Neuen Forums, das er am Runden Tisch vertrat.
1990 wurde Schulz Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR. Vom Oktober 1990 bis Oktober 2005 gehörte er für Bündnis 90/Die Grünen dem Bundestag an, von 2009 bis 2014 dem Europaparlament.