Aufruf zur Grippeimpfung Sorge vor Grippewelle in Corona-Zeiten
Gegen Corona gibt es noch keinen Impfstoff, gegen Grippe sehr wohl. Ärzte und Politiker raten, die Grippeimpfung in diesem Jahr verstärkt zu nutzen. Denn es sei problematisch, wenn zur Corona-Pandemie auch noch eine Grippewelle komme.
Ärzte und Politiker haben erneut dazu aufgerufen, die Möglichkeit zur Grippe-Impfung in diesem Jahr verstärkt zu nutzen. Hintergrund ist die Belasung des Gesundheitssystems durch die Corona-Pandemie.
"Gleichzeitig eine größere Grippewelle und die Pandemie kann das Gesundheitssystem nur schwer verkraften", sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn der "Welt am Sonntag". Die Bundesregierung habe deshalb zusätzlichen Impfstoff bestellt. "Jeder, der sich und seine Kinder impfen lassen will, sollte und kann das tun", so der CDU-Politiker.
Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach plädierte dafür, die freiwillige Impfung in Anspruch zu nehmen. Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml von der CSU sagte, unverzichtbar sei sie vor allem für das Personal in Krankenhäusern, Schulen und Pflegeeinrichtungen: "Deshalb appelliere ich an das Verantwortungsbewusstsein der Beschäftigten und fordere sie zur Impfung auf."
Gesellschaftliche Verpflichtung zum Schutz anderer
In den vergangenen Jahren war vor allem an ältere Menschen appelliert worden, sich impfen zu lassen. Für sie stellt die Grippe in der Regel eine größere Gefahr dar. Angesichts der Corona-Pandemie raten Kinderärzte aber auch zur Impfung von Kindern. "Wir wissen, dass Kinder den Influenza-Virus maßgeblich übertragen", sagte Johannes Hübner, der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. Abgesehen von den Risiken für die Gesundheit der Kinder gebe es in Zeiten der Corona-Pandemie eine gesellschaftliche Verpflichtung zum Schutz anderer.
Angesichts möglicher Engpässe bei Impfstoffen empfiehlt der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sich vor allem "auf den Schutz der besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen" zu konzentrieren. Ratsam seien Grippeschutzimpfungen bei jungen Menschen immer dann, wenn eine erhöhte Gefährdung infolge eines Grundleidens vorliege. Als Beispiele nannte er Asthma oder Diabetes.
Im vergangenen Winter hatte die Grippe die Ärzte in Deutschland über mehrere Wochen beschäftigt. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) aus dem April starben in der Grippe-Saison 2019/2020 mehr als 400 Menschen an den Folgen einer Influenza.