Bundeswehr vor Großübung "Nur was geübt wird, klappt im Ernstfall"
Vor gut einer Woche hat das Großmanöver der NATO begonnen. Deutschland beteiligt sich unter anderem mit seinem "Quadriga"-Manöver daran - "ein wichtiger Schritt zur Kriegstüchtigkeit", sagt Generalinspekteur Breuer.
Vor dem Beginn des Großmanövers "Quadriga" hat der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, die besondere Verantwortung Deutschlands in der NATO bekräftigt. "Deutschland ist das Rückgrat der Verteidigung Europas", sagte Breuer. "Die Übung 'Quadriga' ist ein wichtiger Schritt zur Kriegstüchtigkeit mit dem Ziel, einen Gegner abzuschrecken."
An der Übung, deren erste Alarmierungsphase bereits begonnen hat, werden insgesamt mehr als 12.000 Männer und Frauen der Bundeswehr beteiligt sein, vor allem aus dem Deutschen Heer. Es ist damit die größte Übung deutscher Landstreitkräfte seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.
Training und Abschreckung
Die beteiligten Soldaten trainieren Alarmierung, die Verlegung an die Außengrenzen der NATO im Nordosten und Südosten sowie das Gefecht. Abschreckung ist - zusammen mit dem Trainingseffekt - ein Hauptziel inmitten zunehmender Warnungen, dass Russland in einigen Jahren bereit sein könnte, den Bündniswillen der NATO auf die Probe zu stellen.
Die deutsche Übung "Quadriga" ist dabei Teil des NATO-Großmanövers mit dem Namen "Steadfast Defender" (auf Deutsch etwa: "Standhafter Verteidiger"), für das im Bündnis insgesamt etwa 90.000 Soldaten mobilisiert werden.
"Quadriga" - auch der Name des von einem Vierergespann gezogenen römischen Streitwagens - erstreckt sich über einen Zeitraum von fünf Monaten. Die Übung hat vier größere Stoßrichtungen ab Mitte Februar, darunter die Verlegung nach Norwegen ("Grand North") und in den Südosten des Bündnisses ("Grand South"). Auch mehrere Hundert Spezialkräfte der Bundeswehr sind eingebunden.
Breuer: "Jeder Handgriff muss sitzen"
Der Schwerpunkt des Jahres liegt beim Übungsteil "Grand Quadriga" im April und Mai: "Die 10. Panzerdivision verlegt auf verschiedenen Wegen Soldatinnen und Soldaten mit Gefechtsfahrzeugen nach Litauen und zeigt dort in einem Gefecht ihre Fähigkeit zum Kampf", schreibt die Bundeswehr.
"Wir führen zum ersten Mal in einer Übung die Verteidigung der NATO-Ostflanke mit der Rolle Deutschlands als Dreh- und Angelpunkt für die Verteidigung Europas zusammen", sagte Breuer zu der Übungsserie. "Die Verlegung von Truppe ist militärisches Kerngeschäft. Jeder Handgriff muss sitzen. Nur was geübt wird, klappt im Ernstfall."
Defizite bei Verlegung von Soldaten
In den kommenden Jahren werde es mehr und mehr Großübungen mit den Alliierten auch in Deutschland geben. Auf erhebliche Defizite bei der Fähigkeit des Bündnisses zur schnellen Verlegung von Truppen in größerer Zahl hatte erst in der vergangenen Woche der ehemalige US-General Ben Hodges auf einem Symposium der Bundeswehr zum neuen deutschen Verteidigungsplan hingewiesen.
So gebe es nicht genug Züge für den Militärtransport, sagte Hodges, ehemaliger Befehlshaber der US-Streitkräfte in Europa. "Heute gibt es Kapazitäten für den Transport von eineinhalb Panzerbrigaden, glaube ich. Insgesamt. Das ist alles", sagte Hodges. "Und alle unsere Pläne erfordern es, acht, neun oder zehn Panzerbrigaden gleichzeitig in Europa zu bewegen."