Chrupalla im ZDF-Interview AfD-Chef will mehr Geburten gegen Fachkräftemangel
Um den Fachkräftemangel in Deutschland zu beheben, müssen wieder mehr Kinder geboren werden - das hat AfD-Chef Chrupalla im ZDF gefordert. Derweil gibt es erste Beschlüsse zum AfD-Europawahlprogramm.
Angesichts des Fachkräftemangels in Deutschland setzt die AfD darauf, dass in Deutschland wieder mehr Kinder gezeugt werden. "Wir brauchen definitiv ein Umdenken in der Familienpolitik", sagte Parteichef Tino Chrupalla im ZDF-Sommerinterview der Sendung "Berlin direkt".
Die Familienpolitik sei derzeit "desaströs". "Wir haben eine de facto Ein-Kind-Politik", sagte Chrupalla. Da müsse man ansetzen, damit Deutschland "in 20, 30 Jahren" aus eigener Kraft heraus "mit unserem Nachwuchs auch wieder die Fachkräfte generieren" könne.
Zudem bekräftigte Chrupalla die Forderung nach mehr nationalen Entscheidungen und weniger Einfluss der Europäischen Union. "Wir wollen uns mit Nationalstaaten, mit starken Nationalstaaten in einer neuen europäischen Gemeinschaft verbünden und die Vorteile der EU in den Vordergrund stellen", sagte der AfD-Vorsitzende. Man wolle "nicht der Zahlmeister für ganz Europa" sein: "Wir wollen wieder nationale Entscheidungen dahin verlagern, wo sie hingehören. Das sind die nationalen Parlamente, das ist der Deutsche Bundestag."
AfD sieht EU als "gescheitertes Projekt" und will Neugründung
Die AfD berät heute in Magdeburg über ihr Wahlprogramm zur Europawahl im kommenden Jahr - und hat bereits erste Beschlüsse gefasst: So sieht die Partei die Europäische Union als gescheitertes Projekt und fordert eine Neugründung als "Bund europäischer Nationen". Dies geht aus der Präambel zu ihrem Wahlprogramm für die Europawahl 2024 hervor, auf die sich die Europawahlversammlung geeinigt hat. Damit rückt die Partei von einem im Juni veröffentlichten Entwurf ab: Von einer "geordneten Auflösung" der EU ist in der Präambel nun nicht mehr die Rede. Auch der noch 2021 geforderte EU-Austritt Deutschlands wird nicht genannt.
Nach Angaben von Parteichefin Alice Weidel gelang der Kompromiss der Unterhändler in der Nacht zum Sonntag. Der neue Entwurf wird vom Spitzenkandidaten zur Europawahl, Maximilian Krah, mitgetragen. Darin heißt es, die AfD stehe für die Idee eines "Europas der Vaterländer, einer europäischen Gemeinschaft souveräner, demokratischer Staaten".
Die Rede ist von einem "vollständigen Versagen der EU in allen Bereichen, die Europa existenziell betreffen". Genannt werden unter anderem die Migrations- und die Klimapolitik, die grundsätzlich abgelehnt wird. Der Text wiederholt die Ablehnung des Euro.
Auch die EU-Sanktionen werden erneut kritisiert, ohne Russland zu nennen. Zudem führt er aus: "Jegliche Dominanz außereuropäischer Großmächte in der europäischen Außen- und Sicherheitspolitik lehnen wir ab." Europa solle seine Verteidigungsfähigkeit schrittweise in die eigene Hand nehmen. Als Aufgaben für den gewünschten "Bund europäischer Nationen" nennt die AfD einen gemeinsamen Markt, den Schutz der Außengrenzen gegen Zuwanderung, die strategische Autonomie im sicherheitspolitischen Handeln und die Wahrung "verschiedener Identitäten" in Europa. "Auf diesen Grundpfeilern ruhend können die Mitgliedstaaten autonom und flexibel funktionale bi- oder multilaterale Verträge nach ihren Bedürfnissen schließen", heißt es weiter.
In den Umfragen erlebt die AfD derzeit einen Höhenflug: Im ARD-DeutschlandTrend von Donnerstag erzielte sie mit 21 Prozent einen neuen Höchstwert. Im Thüringer Kreis Sonneberg stellt die AfD seit einigen Wochen ihren ersten Landrat bundesweit.