Spitzentreffen in Berlin Was sich Deutschland von Afrika erhofft
Migration, Energie, Klimawandel: Zentrale Themen dieser Zeit spielen auch in den afrikanisch-deutschen Beziehungen eine stärker werdende Rolle. Auf einem Spitzentreffen sollen nun weitere Schritte verabredet werden.
Dass der afrikanische Kontinent Deutschland immer wichtiger wird, lässt sich unter anderem an den Reisen ablesen, die die Bundesregierung in den letzten vergangenen Jahren unternommen hat. Gleich mehrfach war der Bundeskanzler da, ebenso viele seiner Ministerinnen und Minister. "Ich glaube schon, dass die Bundesregierung Afrika ernst nimmt", sagt Rainer Thiele, Professor für Internationale Entwicklung in Kiel.
Er beobachtet, dass Afrika immer weiter an Bedeutung gewinnt: "Das hat schon was mit geopolitischen Veränderungen zu tun. Russlands Krieg, Skepsis gegenüber China. Man will Energieketten diversifizieren."
Unter anderem um diese Dinge soll es heute in Berlin gehen. Am Vormittag treffen Vertreterinnen und Vertreter zahlreicher afrikanischer Länder auf die deutschen Spitzenpolitik. Bundeskanzler Olaf Scholz ist dabei, ebenso Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Seit 2017 gibt es die Konferenz "Compact with Africa" - sie ist eine deutsche Idee.
"Wachsende Bedeutung des Kontinents"
"Afrika muss in den internationalen Beziehungen eine größere Rolle spielen", erklärt Olaf Scholz seinen Blick auf den Kontinent. "Eine Rolle, die dem Kontinent und seiner wachsenden Bedeutung auch gerecht wird. Zum Beispiel beim Thema Energie. Wasserstoff aus Namibia etwa oder Gas aus dem Senegal. Deutschland hat, erst recht nach dem Wegfall russischer Energie, größtes Interesse an neuen Märkten." Bei allen Vorhaben sei es wichtig, den neuen Partnern auf Augenhöhe zu begegnen.
Die Zeit des breitbeinigen Auftritts westlicher Politiker müsse aufhören, sagt Stephan Exo-Krischer von entwicklungspolitischen Organisation "One": "Was wir erwarten - also was Kanzler Scholz anders machen soll - ist, dass er tatsächlich jetzt in eine Ära eintritt, dass der Compact nun partnerschaftlich vorangetrieben wird."
Afrikanische Union soll in die G20
Die Bundesregierung setzt sich seit längerem dafür ein, dass die Afrikanische Union (AU) einen festen Sitz in der Runde der G20, also der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer, bekommt. Es wäre ein Symbol für eine Beziehung auf Augenhöhe, vielleicht sogar mehr als das.
Bei der heutigen Konferenz mit afrikanischen Staatslenkern muss es nun aber auch endlich konkret werden, so Exo-Kreischer: "Es gibt ganz viele Dinge, wo Afrika uns bei Lösungen helfen kann. Wir müssen unsere Einstellung ändern. Afrika nicht nur als Problem sehen, sondern als Kontinent, der bei Lösungen helfen kann und den wir brauchen."