Frauen in der CDU Die Vereinbarkeit von Politik und Familie
Familienfreundlich ist das Politikgeschäft nicht gerade: Termine sind oft abends und am Wochenende. Frauen sind in Parteien wohl auch deshalb in der Minderheit. Die CDU will das ändern und hat bereits einige Ideen.
Normalerweise trifft sich die CDU-Spitze am Montagmorgen. Der Nachteil: Viele, die von weit her anreisen, müssen schon am Sonntag nach Berlin aufbrechen. Deshalb sollen sich die Gremien nun öfter auch mal mittwochs treffen.
"Einen Tag in der Woche mal frei zu haben für die Familie, tut gut - und da freue ich mich natürlich auch sehr darüber", sagt Christina Stumpp. Sie soll in zwei Wochen beim Parteitag zur stellvertretenden Generalsekretärin der CDU gewählt werden.
Partei soll familienfreundlicher werden
Nicht nur, weil sie selbst ein kleines Kind hat, will sie die Partei familienfreundlicher machen. Denn die 34-Jährige ist eine Ausnahme: Drei Viertel der CDU-Mitglieder sind Männer, Durchschnittsalter über 60 Jahre.
Jetzt soll es von der Kreisebene an leichter werden, an Sitzungen teilzunehmen, etwa indem sich manche digital zuschalten. "Gerade für Mütter, Familienväter, aber natürlich auch für unsere Unternehmer, die sehr stark eingebunden sind, ist ein hybrides Format das, was auf Höhe der Zeit ist", sagt Stumpp.
Vorher soll feststehen, wann die Sitzung endet - danach dürfen auch keine Beschlüsse mehr gefasst werden. Dann ließe sich das für Familien besser planen, erklärt Stumpp.
Und wer sich um Kinder oder ältere Angehörige kümmert, soll eine Auszeit von Parteiämtern nehmen können. Das sind Ideen, die beim kommenden Parteitag wohl eher nicht für Aufruhr sorgen.
Streitpunkt Frauenquote
Anders als die geplante Frauenquote: Gitta Connemann ist die Chefin des CDU-Wirtschaftsflügels MIT. Sie befürchtet: "Es besteht immer ein wenig die Gefahr, dass aus starken Frauen dann Quotenfrauen werden."
Aus dem CDU-Wirtschaftsflügel MIT und aus der Jungen Union kommen die heftigsten Gegenreden zur Frauenquote. Sie ist ab Januar geplant. Zunächst sollen 30 Prozent der Spitzenämter und Listenplätze für Wahlen Frauen vorbehalten sein. Bis 2025 steigt die Quote dann auf 50 Prozent.
Parteichef Friedrich Merz sah in der Quote immer nur die "zweitbeste Lösung", aber eine bessere hat er wohl nicht gefunden: "Ich werde dafür werben, dass wir diesen Kompromissvorschlag annehmen. Ich respektiere andere Meinungen, selbstverständlich, es gibt auch gute Gründe für andere Meinungen."
Deshalb soll die Quote erstmal nur befristet gelten - nach fünf Jahren will die CDU überprüfen, was es gebracht hat. Auch Stumpp sieht eine Quote skeptisch, sie könne nur ein Baustein sein. Wichtiger sei es, junge Menschen und Frauen stärker anzusprechen.
Die "besten Gespräche" auf dem Spielplatz
Sie habe im Bundestagswahlkampf Gespräche auf Spielplätzen angeboten: "Der eine oder andere hat mich am Anfang belächelt, das waren aber die besten Gespräche, die ich geführt habe. Und bei anderen Formaten, wenn ich Samstag, Sonntag ein Familienfest oder eine Wanderung für Familien anbiete, habe ich ganz andere Möglichkeiten, mit Personen ins Gespräch zu kommen, als bei einer Abendveranstaltung ab 19:30 Uhr, wo die Kinder ins Bett gehen."
Viele kleine Schritte auf einem langen Weg für die CDU. Wie schwierig es derzeit noch ist, Politik und Familie unter einen Hut zu bringen, zeigt auch Stumpps eigenes Beispiel: Sie hatte sich dagegen entschieden, Generalsekretärin der Partei zu werden. Als Stellvertreterin hofft sie, noch etwas mehr Zeit für die Familie zu haben.