Staatsbesuch Königspaar drei Tage in Deutschland
Drei Tage royaler Glanz in Deutschland: Der britische König Charles III. und Königsgemahlin Camilla sind zum Staatsbesuch eingetroffen. Wo übernachtet das Paar, was macht Charles im Bundestag - und kann man die Royals in Berlin oder Hamburg auch sehen?
Die Ausgangslage
Noch vor seiner Krönung ist König Charles III. zusammen mit seiner Ehefrau Camilla nach Deutschland gereist. Der dreitägige Besuch ist nun sogar sein erstes Auslandsziel in dieser Funktion. Eigentlich hätte Charles erst Frankreich besuchen sollen, die Reise wurde aber angesichts der dortigen Proteste gegen die Rentenreform kurzfristig auf unbestimmte Zeit verschoben.
Ist Charles zum ersten Mal in Deutschland?
Nein. Als Thronfolger war er schon häufig in Deutschland. Nach Angaben der britischen Botschaft war Charles rund 30 Mal offiziell in Deutschland, hinzu kamen private Besuche. Schon als 13-Jähriger begleitete er seinen Vater Prinz Philip nach Frankfurt, um von dort aus Verwandtschaft zu besuchen. Sie hätten den Flug "mit einer viermotorigen privatmaschine der koenigin von england zurueckgelegt", schrieb die Deutsche Presse-Agentur im April 1962.
Königin Elizabeth II. mit ihren Kindern Charles und Anne, ihrem Mann Prinz Philipp und den Hunden "Sugar" und "Candy" (Aufnahme von 1955).
Was ist in Berlin geplant?
Am Flughafen wurde das Paar mit 21 Schuss Salut empfangen. 21 Salutschüsse werden nur beim Besuch von Monarchen oder dann abgefeuert, wenn ein ausländisches Staatsoberhaupt erstmals in dieser Funktion in die Bundesrepublik kommt.
Eine Premiere war im Anschluss die Begrüßung mit militärischen Ehren am Brandenburger Tor. Hier wurde noch nie ein Gast offiziell begrüßt. Das Wahrzeichen Berlins bietet mehr Platz als das Schloss Bellevue, wo das Zeremoniell normalerweise stattfindet. Und es hat den Vorteil, dass dort auch Bürger und Bürgerinnen einen Blick auf die Gäste werfen können. Das Zeremoniell war das übliche: Das Stabsmusikkorps der Bundeswehr spielte beide Nationalhymnen, Gast und Gastgeber schritten die angetretene Ehrenformation des Wachbataillons ab.
Nicht jeder Staatsgast bekommt drei Tage lang bundespräsidale Begleitung, der britische Monarch und Gattin aber schon: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender werden das Königspaar an allen drei Tagen begleiten - ein besonderes Zeichen der Wertschätzung.
Die Vorbereitungen für den königlichen Besuch laufen: Am Donnerstag werden auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor der britische König Charles III. und Königsgemahlin Camilla mit militärischen Ehren begrüßt.
Als nächste Station hatte Steinmeier Menschen aus Politik, Forschung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft im Bereich Energiewende und Nachhaltigkeit zu einem Empfang in seinen Amtssitz geladen - ein Thema, das Charles besonders am Herzen liegt. Es folgte am Abend ein Staatsbankett für das Königspaar und rund 130 geladene Gäste im Schloss Bellevue.
Am zweiten Tag des Staatsbesuchs wird das Paar am Donnerstag von Berlins amtierender Regierender Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) begrüßt. Dann gehts auf den Wochenmarkt am Berliner Wittenbergplatz. Anschließend wird Charles III. als erster Monarch überhaupt eine Rede im Bundestag halten. Bei einem Besuch des Ukraine-Ankunftszentrums im ehemaligen Flughafen Tegel will er sich zudem mit Geflüchteten treffen, die erst kürzlich nach Deutschland kamen.
Wie viel Sicherheit braucht ein Königspaar?
Beim Staatsbesuch des Königspaares in Berlin gilt eine vergleichbare Sicherheitsstufe wie bei Spitzenpolitikern in der Hauptstadt. Der König sei das Staatsoberhaupt und das Paar habe einen "sehr, sehr hohen Bekanntheitsgrad", was eine bestimmte Gefährdungsstufe bei der Polizei auslöse, sagte Polizeidirektor und Einsatzleiter Thomas Drechsler. So streng wie bei Besuchen von US-Präsidenten oder dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu kürzlich seien die Maßnahmen aber nicht.
Die Polizei bereitet umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen und Verkehrssperrungen vor. Am Mittwoch sollen insgesamt etwa 900 Polizisten für Absperrungen von Straßen und Plätzen und die Sicherheit eingesetzt werden, am Donnerstag dann etwa 1100 Polizisten. Unterstützung aus anderen Bundesländern erhalte die Polizei durch 20 Sprengstoff-Spürhunde, sagte Drechsler. Es müssten viele Orte und Fahrzeuge untersucht werden und so viele Spürhunde gebe es nicht in Berlin.
Das Königspaar ist in einer Bentley-Luxuslimousine unterwegs. Begleitet wird es von einer Wagenkolonne aus persönlichen Mitarbeitern, Polizei, Vertretern des deutschen Staates sowie der britischen Botschaft.
Der dreitägige Besuch mit vielen Stationen in Berlin und Brandenburg und einer Weiterfahrt nach Hamburg erfordert eine anspruchsvolle Logistik. Die besondere Herausforderung ist dabei, die Wünsche des Königs nach direktem Kontakt mit Berlinern, Brandenburgern und Hamburgern und die Sicherheit unter einen Hut zu bringen.
König Charles III. von Großbritannien und Königsgemahlin Camilla (Archivfoto vom 3.10.2022)
Wo übernachten die Royals?
Zu manchen Details des königlichen Besuchs wird traditionell geschwiegen, etwa die Frage nach dem Hotel. Das "Adlon" bereitet sich jedoch auf hohen Besuch vor. Vom Luxushotel in unmittelbarer Nähe zur britischen Botschaft gibt es aber keinen Kommentar, "aus Diskretionsgründen". Queen Elizabeth II. hat zweimal dort residiert. Die 185 Quadratmeter große Suite mit Blick auf das Brandenburger Tor wurde nach ihrem zweiten Aufenthalt 2015 in Royal Suite umbenannt. Im Wohnzimmer mit Kamin und schwarzem Flügel hängt ein signiertes Foto von ihr und Ehemann Prinz Philip. Gegenüber dem Esszimmer gibt es eine Mini-Küche, in der man sich auch mitten in der Nacht einen Tee zubereiten lassen könnte. Im Badezimmer hätten Charles III. und Ehefrau Camilla ihre ganz persönliche Sauna. Das Bett im benachbarten Schlafzimmer hat Übergröße - King Size eben.
Seit den Besuchen der Monarchin kennt das Personal die Vorlieben des britischen Königshauses. Bei dem königlichen Besuch muss alles auf die Minute sitzen: roten Teppich vom Wagen hieven; ausrollen unter den neugierigen Augen von Berlin-Besuchern bis zur Straße, wo die Limousine halten wird; mit dem Besen letzte Krümel wegfegen. Ist der Staatsgast vorgefahren, geht es über den roten Teppich in die Lobby vorbei an den Gästen in den Fahrstuhl - und ohne Zwischenstopp zur Royal Suite. Ein Butler steht rund um die Uhr zu Diensten, wenn man die Suite für rund 20.000 Euro mietet.
Vor dem Hotel Adlon in Berlin wird schon mal der rote Teppich ausgerollt. Alles deutet darauf hin, dass Charles III. und Camilla wohl dort unterkommen, wo bereits Queen Elizabeth II. zu Gast war.
Was macht Seine Majestät im Bundestag?
Royaler Glanz auch im deutschen Parlament: Hier hat noch nie ein König gesprochen. Die Rede von Charles III. im Bundestag dürfte denn auch zu den Höhepunkten des Deutschlandbesuchs gehören. Schon im November 2020 sprach er im deutschen Parlament. Anlässlich des Volkstrauertags beschwor der damalige Thronfolger die britisch-deutsche Partnerschaft und betonte die gemeinsamen Werte Deutschlands und Großbritanniens - und zwar anfangs auf Deutsch. Auf Englisch ging er dann auf die Geschichte Berlins ein.
Was will der König in Brandenburg?
Am Donnerstagnachmittag geht es dann nach Brandenburg: Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) empfängt Charles III. und Steinmeier am Schifffahrtsamt Finowfurt. Dort treffen sie Mitglieder des deutsch-britischen Pionierbrückenbataillons 130, die ihnen den Bau von Brücken mit Spezialfahrzeugen vorführen.
Anschließend steht für den Monarchen, der für sein Engagement für Nachhaltigkeit bekannt ist, noch eine Besichtigung des Biobetriebs Ökodorf Brodowin auf dem Programm. Der britische Gast will sich hier unter anderem über die ökologische Landwirtschaft und den Feuchtgebietsschutz informieren.
Camilla besucht während des Brandenburg-Aufenthalts ihres Mannes zusammen mit Steinmeiers Ehefrau Elke Büdenbender die Komische Oper in Berlin.
Warum Hamburg?
Am Freitagmorgen fährt das Königspaar in Begleitung Steinmeiers und Büdenbenders mit der Bahn nach Hamburg, wo es am Bahnhof Dammtor vom Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) empfangen wird. Am Kindertransportdenkmal vor dem Bahnhof will das Paar Blumen niederlegen. Die Skulptur erinnert an eine der spektakulärsten Rettungsaktionen vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs: Von Dezember 1938 bis August 1939 wurden mehr als 10.000 überwiegend jüdische Kinder per Zug und Schiff nach England gebracht. Kränze werden Charles und Camilla außerdem am Mahnmal St. Nikolai niederlegen. Die Kirche wurde bei Luftangriffen der Alliierten während des Zweiten Weltkriegs zerstört und ist nun den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft der Jahre 1933 bis 1945 gewidmet.
Auf dem Rathausmarkt sollen später auch Hamburger Royalisten die Gelegenheit bekommen, mit dem britischen Königspaar auf Tuchfühlung zu gehen. Anschließend trägt sich das Paar im Rathaus in das Goldene Buch der Hansestadt ein. Während dann für Charles III. noch eine Hafenrundfahrt mit Hamburger Unternehmerinnen und Unternehmern auf dem Programm steht, will Camilla zusammen mit Büdenbender eine Schule besuchen, die bilingual auf Deutsch und Englisch unterrichtet. Mit einem Empfang auf Einladung der britischen Botschaft endet der dreitägige Staatsbesuch.
Was kann schiefgehen?
Vieles. So ein Staatsbesuch ist minutiös geplant, Protokollchefs- und chefinnen feilen seit Monaten am Ablaufplan. Und doch bleiben Unwägbarkeiten. Verkehrsstaus, Verspätungen (Deutsche Bahn!), der königliche Besuch auf dem Wochenmarkt dauert dauert länger - aber auch handfeste Peinlichkeiten sind nicht ausgeschlossen. Vorsicht daher auch bei der Auswahl des Gastgeschenks. Sichtlich not amused war etwa Queen Elizabeth bei ihrem Besuch im Sommer 2015 vom Präsent, das der damalige Bundespräsident Joachim Gauck ihr überreichte. Das Gemälde "Pferd in Royalblau" kam bei der Queen nicht gut an. Es zeigt ein blaues Pferd und einen Mann in quietsch-gelber Jacke, der ihr Vater sein soll, aber nicht wie ihr Vater aussieht. Die Queen reagierte - royal-höflich natürlich - irritiert über das Gastgeschenk. Gauck versuchte die peinliche Situation mit Lübecker Marzipan zu retten.
Es kann so viel schiefgehen bei königlichen Besuchen - so wie im Jahr 2015, als der damalige Bundespräsident Gauck der Queen ein Gastgeschenk überreichte, das eher Irritationen als Freude auslöste.