Runder Tisch mit Lauterbach Leichterer Zugang zu Medikamenten bei Long Covid geplant
Mehr Geld für die Forschung, ein leichterer Zugang zu Medikamenten: Gesundheitsminister Lauterbach hat nach einem Spitzentreffen mit Experten und Betroffenen angekündigt, mehr für Patienten mit einer Long-Covid-Erkrankung tun zu wollen.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will in den Haushaltsverhandlungen im Bundestag doch noch durchsetzen, dass im Bundeshaushalt 2024 100 Millionen Euro für die Long-Covid-Erforschung bereitgestellt werden. "Das ist das Minimum, das wir benötigen", sagte Lauterbach nach ersten Beratungen mit Experten über die Erkrankungen.
Er räumte ein, dass bisher nur 40 Millionen Euro zur Verfügung stünden. Die Opposition hatte dem SPD-Politiker vorgeworfen, zwar 100 Millionen Euro angekündigt, aber nur den geringeren Betrag durchgesetzt zu haben. Lauterbach kündigte nun an, er versuche eine überparteiliche Allianz im Haushaltsausschuss für die Erhöhung aufzubauen. "Deutschland braucht 100 Millionen Euro für die Long-Covid-Forschung", sagte er.
Fünf bis zehn Prozent der Infizierten betroffen
Lauterbach wie auch die Long-Covid-Expertin Carmen Scheibenbogen betonten nach dem Expertengespräch, dass es zwar wachsende Erkenntnisse für die Erkrankung gebe, aber noch keine Therapie. Betroffen seien oft auch junge Frauen. Der Gesundheitsminister hatte bereits im Juli vor schweren volkswirtschaftlichen Schäden durch die Krankheit gewarnt.
Schätzungen gehen davon aus, dass fünf bis zehn Prozent der Covid-Infizierten mit Spätfolgen zu kämpfen haben, die als Post Covid oder Long Covid bezeichnet werden. Er erwarte im Herbst wieder ansteigende Zahlen von Corona-Erkrankungen, sagte Lauterbach.
Derzeit breiteten sich Varianten des Virus aus, die sehr ansteckend seien, aber nicht gefährlicher als die zuletzt vorherrschende Omikron-Variante. Es sei aber auch klar, dass Infizierte auch an Long-Covid erkranken könnten. Risikogruppen riet er bei erhöhten Fallzahlen auch wieder zum Tragen von Masken.
Medikamente auch außerhalb der Zulassung
Zu den besseren Unterstützungsangeboten für Menschen mit langwierigen Beeinträchtigungen nach Corona-Infektionen zählt vor allem ein leichterer Zugang zu Medikamenten. So soll eine Kommission beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eine Liste erarbeiten. Diese sollen Medikamente enthalten, die für Long-Covid-Patientinnen und -Patienten auch außerhalb der Zulassung verordnet und von der Kasse bezahlt werden können.
Zudem mache er sich dafür stark, dass Long Covid international auf der Ebene von G7 und G20 Forschungsthema bleibe, so Lauterbach.
Bessere Zusammenarbeit zwischen Unikliniken
Des Weiteren kündigte er ein Medizinforschungsgesetz für die kommenden Wochen an. Unter anderem sollten damit Voraussetzungen geschaffen werden für eine bessere Zusammenarbeit zwischen Unikliniken bei der Forschung. "Das Thema wird uns noch lange Zeit begleiten", sagte der Minister.
Er stellte aber fest, dass Impfung vor Long Covid schütze - wenn auch nicht perfekt. "Wir haben hier eine Impfempfehlung für die über 60-Jährigen und wir haben eine Impfempfehlung für diejenigen, die Risikofaktoren haben", sagte Lauterbach zu den aktuellen Auffrisch-Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO). Ab 18. September sei guter, an neue Varianten angepasster Impfstoff in den Praxen verfügbar.