Bürgeramt in Spandau (Archiv)

Gutachten des Normenkontrollrats Vorschläge für weniger Bürokratie und Ohnmachtsgefühle

Stand: 03.02.2025 15:36 Uhr

Deutsche Verwaltung kann Zeit und Nerven kosten. Schlimmstenfalls bedrohe sie sogar die Demokratie, mahnt der Normenkontrollrat. Er hat Vorschläge gemacht, wie es besser laufen könne. Neue Gesetze brauche man dafür nicht.

Der Normenkontrollrat (NKR) hat Vorschläge gegen unnötige Bürokratie unterbreitet. Das entsprechende Gutachten dreht sich um die Aufgabenverteilung zwischen Bund, Ländern und Kommunen. "Die Demokratie gerät inzwischen ins Wanken", warnte Dorothea Störr-Ritter als Mitglied des NKR, der sich für eine bessere Verwaltung in Deutschland einsetzt. Sie sprach von einem "Bürokratismus, dessen Sinn sich nicht mehr erklären lässt".

Derzeit sei die Verwaltung überlastet, was unter anderem an zunehmenden Vorschriften, mangelnder Digitalisierung und hoher Störungsanfälligkeit liege, sagte Störr-Ritter. Mitarbeiter hätten ein "Ohnmachtsgefühl", wenn sie Leistungen nicht erbringen könnten. Häufig seien unnötig viele Stellen an Vorgängen beteiligt, heißt es im Gutachten. Das mache viel Abstimmung nötig.

"Wichtig ist, dass sich Entscheidungsträger aller staatlichen Ebenen konsequent die Frage stellen, wo Aufgaben jenseits hergebrachter Zuständigkeiten am besten verortet sein sollten, um so effizient und qualitativ hochwertig wie möglich erbracht werden zu können", schreibt der NKR.

Gesetzesänderungen seien nicht nötig

Mehr Bündelung sei nicht mit Zentralisierung oder einer Aushöhlung des Föderalismus gleichzusetzen, schreibt der Rat. Leistungen könnten auch auf kommunaler, regionaler, Länder- oder länderübergreifender Ebene gebündelt werden. 

Gesetzesänderungen oder gar eine grundlegende Neuverteilung der Zuständigkeiten zwischen Bund und Ländern seien dafür nicht nötig, so der NKR - auch wenn er einige Ergänzungen des Grundgesetzes für sinnvoll hielte. Eine konsequente Umsetzung der Reform bringe ein Sparpotenzial, das in die Milliarden Euro gehen könne, sagte die stellvertretende NKR-Vorsitzende, Sabine Kuhlmann.

Ein Beispiel: Komplizierte Führerschein-Anträge

In seinem Gutachten spielt der NKR mehrere Praxisbeispiele durch. So könne zum Beispiel der Weg zum Führerschein als relativ einfache, aber sehr gefragte Verwaltungsleistung neu gestaltet werden. Derzeit unterscheide sich das Antragsverfahren je nach Kommune erheblich, teils sei dies online möglich, teils per Post, teils nur persönlich. Mehr als einmal im Jahr komme es zu Rechtsänderungen, die die beteiligten Behörden aufwendig umsetzen müssten.

Den Prozess könne das Kraftfahrbundesamt mit einem digitalen Antrags- und Genehmigungsverfahren übernehmen, schlägt der NKR vor. Wer den Antrag lieber analog stellen möchte, könnte dies in kommunalen Service Centern oder der Fahrschule tun.

Der Nationale Normenkontrollrat ist ein unabhängiges, ehrenamtliches Gremium, das die Bundesregierung berät. Seine zehn Mitglieder setzen sich laut Selbstbeschreibung für weniger Bürokratie, bessere Gesetze und eine digitale Verwaltung ein.

Dieses Thema im Programm: Dieser Beitrag lief am 03. Februar 2025 um 13:18 Uhr im Deutschlandfunk.