Geplante Reform Ist die Zeit der Riester-Rente vorbei?
Künftig soll es neue Möglichkeiten geben, privat und staatlich gefördert fürs Alter vorzusorgen. Eine Expertengruppe legte Vorschläge für eine Reform der privaten Altersvorsorge vor. Auch die Riester-Rente kommt unter die Lupe.
Knapp 16 Millionen Verträge gibt es aktuell - Tendenz sinkend. Vielen erschien die Riester-Rente wenig attraktiv - trotz staatlicher Förderung: Auf der einen Seite winkten lange Zeit nur niedrige Zinsen, diesen standen auf der anderen Seite vergleichsweise hohe Kosten gegenüber. Deshalb soll es neue Rahmenbedingungen für die künftige staatliche Förderung geben.
Das geht aus Vorschlägen vor, die eine Expertengruppe der Bundesregierung unter Leitung des Finanzministeriums erarbeitet hat. Für alle, die bereits heute einen Riester-Vertrag haben, ändert sich nichts - außer Anbieter und Anleger einigen sich auf neue Konditionen. Für neue Verträge könnte aber einiges anders werden.
"Wir empfehlen, die Private Altersvorsorge grundlegend zu reformieren", sagt der FDP-Politiker Florian Toncar, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. Er hat in den vergangenen Monaten eine Arbeitsgruppe geleitet, der unter anderem verschiedene Ministerien, Wirtschafts- und Gewerkschaftsvertreter sowie Verbraucherschützer angehörten.
Private Altersvorsorge soll attraktiver werden
Der Arbeitsauftrag: Die bisherige Riester-Rente so zu reformieren, dass die private Altersvorsorge attraktiver wird. "Zentral ist dabei für die Fokusgruppe, dass sie vor allem dafür sorgt, dass mehr Produkte in Frage kommen, dass wir auch Produkte haben, in denen es möglich ist, höhere Renditen und damit am Ende höhere Rentenzahlung, Altersvorsorgeleistungen für die Anleger zu bekommen", erklärt Toncar.
Bislang müssen die Anbieter von staatlich geförderten Riester-Verträgen 100 Prozent des eingezahlten Kapitals garantieren. Das macht die Verträge teuer. Die Beschränkung der Garantie zum Beispiel auf 80 Prozent könnte die Kosten senken und riskantere Anlagen ermöglichen - was allerdings auch ein Verlustrisiko birgt.
Vergleichsplattform soll bei Auswahl helfen
Vorgeschlagen wird außerdem, private Altersvorsorgedepots zu fördern, in denen Geld zum Beispiel in Fonds angelegt wird. Bedingung für die staatliche Förderung ist, dass die Anleger die Wertpapiere in diesen Depots erst beim Eintritt in den Ruhestand zu Geld machen. Grundsätzlich soll es also mehr Freiheiten geben - und damit auch mehr Verantwortung aller, die privat fürs Alter vorsorgen.
Aus diesem Grund soll zugleich die Transparenz gestärkt werden, sagt Toncar. "Wir wollen den Vergleich zwischen verschiedenen konkurrierenden Produkten dadurch erleichtern, dass wir eine Vergleichsplattform, eine Vergleichswebseite schaffen, wo die Produkte dargestellt werden müssen, so dass wir den Anlegerinnen und Anlegern eine Möglichkeit geben, die Produktmerkmale und auch die Produktqualität zu vergleichen."
Start möglicherweise Anfang 2025
Die staatliche Förderung selbst dürfte - wenn es nach den Vorschlägen der Arbeitsgruppe geht - in etwa so aussehen wie heute: also weiter aus einer Grundzulage bestehen, die mit Kinderzulagen aufgestockt werden kann. Für Berufseinsteiger sollte es länger als bisher einen Bonus geben. Erweitert werden könnten auch steuerliche Abzugsmöglichkeiten.
Beschlossen ist all das aber noch nicht. Die Ergebnisse der Kommission kommen nun ins Kabinett. Staatssekretär Toncar hofft, dass sie dann im kommenden Jahr den Bundestag passieren und - zumindest in Teilen - Anfang 2025 in Kraft treten.
Nicht zu verwechseln mit geplanter Aktienrente
Zu unterscheiden sind die Überlegungen zur Reform von Riester von Plänen zur Stabilisierung der gesetzlichen Rentenversicherung durch eine sogenannte Aktienrente. Zwar würden auch hier Gelder am Kapitalmarkt angelegt, aktuell ist von mindestens zehn Milliarden Euro jährlich die Rede. Doch die Erträge aus diesen Anlagen sollen ab Ende der 2030er Jahre in die Gesetzliche Rente fließen und damit die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung stabilisieren.