Corona-Lockerungen Was Schnelltests können und wo es sie gibt
Ein wöchentlicher kostenloser Schnelltest pro Woche - dieses Angebot gilt ab heute flächendeckend. Theoretisch. In der Praxis holpert es vielerorts noch. Wichtige Fragen rund um Schnelltests und Selbsttests - ein Überblick.
Die Ausgangslage
Viel war in den vergangenen Wochen von Schnelltests die Rede, sie wurden als "Game-Changer" in der Pandemie gespriesen, als Allheilmittel und Wunderwaffe. Gesundheitsminister Jens Spahn schraubte die Erwartungen zusätzlich hoch, als er Gratis-Schnelltests für alle schon zum 1. März versprach. Nach einem Jahr Pandemie überfällig, könnte man meinen. Doch der CDU-Politiker musste seine Ankündigung wieder kassieren, weil er zu voreilig war und kein fertiges Konzept dazu in der Schublade hatte.
Jetzt sollen sie aber kommen. Flächendeckend, kostenlos und regelmäßig. Bis allen Bürgern ein Impfangebot gemacht werden könne, stellten "regelmäßige Corona-Tests einen wichtigen Baustein dar, um mehr Normalität und sichere Kontakte zu ermöglichen", heißt es im Beschluss von Bund und Ländern.
Was ist konkret geplant?
Alle Menschen in Deutschland sollen ab heute, 8. März, die Möglichkeit haben, sich mindestens einmal pro Woche kostenlos testen zu lassen. Personal in Schulen und Kitas sowie Schülerinnen und Schüler sollen pro "Präsenzwoche" mindestens einen kostenlosen Schnelltest erhalten.
Beschäftigten, die nicht zu Hause arbeiten, soll in Unternehmen ein Test angeboten werden. Hier ist aber noch vieles unklar. Ein Gespräch mit der Wirtschaft wurde kurzfristig abgesagt.
Alle Bürger ohne Corona-Symptome sollen über ihre Kommune kostenlos einen Schnelltest machen können - und zwar in Testzentren, Apotheken oder Arztpraxen. Sie müssen von geschultem Personal vorgenommen werden. Die Kosten übernimmt ab dem 8. März der Bund. Eine "Taskforce Testlogistik" angeführt von den Ministern Spahn und Andreas Scheuer soll die "größtmögliche Verfügbarkeit und zügige Lieferung von Schnelltests" sicherstellen.
Was kostet das?
In der aktualisierten Corona-Testverordnung beziffert das Gesundheitsministerium die Kosten für mehr Schnelltests. "Je eine Million Testungen entstehen dem Bund Kosten in Höhe von bis zu 21 Millionen Euro, davon bis zu sechs Millionen Euro für Sachkosten und bis zu 15 Millionen Euro Durchführungskosten", heißt es in der Verordnung, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt.
Gibt es denn genug Schnelltests?
Hier gehen die Einschätzungen auseinander. Ja, sagte Kanzlerin Angela Merkel. Schnelltests seien millionenfach da. "Die haben wir in großer Menge. Und deshalb trauen wir uns auch zu, ab 8. März solche Angebote zu machen." Laut Kanzleramtsminister Helge Braun liegen bei den Herstellern Schnelltests in "dreistelligen Millionenanzahlen auf Halde". Und auch Selbsttests würden rasch folgen. Vizekanzler Olaf Scholz sprach kürzlich im ARD-Morgenmagazin von einer "kurzen Übergangsphase", nach der genügend Tests zur Verfügung stünden. Die Opposition bezweifelt die Angaben und kritisiert eine aus ihrer Sicht fehlende beziehungsweise zu späte Teststrategie.
Warum holpert es beim Start mit den Gratis-Schnelltests?
Hier werfen sich Bund und Länder gegenseitig Versäumnisse vor. Tatsächlich sind die Tests an diesem Montag aber noch nicht überall durchgängig verfügbar. Einige Bundesländer, aber auch die CSU, machen Gesundheitsminister Spahn dafür verantwortlich. Der wies die Kritik zurück und betonte am Wochenende, es sei nie vereinbart worden, dass der Bund die Tests beschaffe. "Was vereinbart war, ist, dass wir mithelfen, dass sie zugänglich sind, dass sie verfügbar sind." Für die Bereitstellung der Schnelltests sind die Bundesländer verantwortlich.
Teilweise laufen noch Gespräche mit den Apothekerkammern und Ärzten. In Berlin stehen für die Schnelltests stadtweit 16 Testzentren bereit, wie die Senatsgesundheitsverwaltung mitteilte. Ihr Land habe nun selbst Tests beschafft, sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Dreyer, die am kommenden Sonntag die Landtagswahl gewinnen will. Die SPD-Politikerin kündigte den Start von landesweit 300 Teststellen an, weitere 150 sollen folgen. Auch in Hamburg werden ab heute eine Reihe von Testzentren, Apotheken und Hausärzte in die kostenlosen Testungen eingebunden.
Doch viele Apotheken sind offenbar noch nicht so weit. Es werde nicht möglich sein, die Tests sofort überall umzusetzen, sagte die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), Gabriele Regina Overwiening, im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF. So müsse die Wegeführung für Testkunden zumeist eine andere sein als für andere Kunden. Es bestehe aber die Möglichkeit, außerhalb der Apotheken Räume anzumieten. Die Mitarbeiter bräuchten zudem für den eigenen Schutz eine entsprechende Ausrüstung. Eine Vergabe von Terminen nannte Overwiening sinnvoll. Es gebe auch Apotheken, wo man sich spontan testen lassen könne.
Der Deutsche Hausärzteverband hält es für illusorisch, dass der geltende Anspruch aller Bürger auf kostenlose Corona-Schnelltests sofort umgesetzt werden kann.
Was ist der Unterschied zwischen Schnelltests und Selbsttests?
Schnelltests werden durch geschultes Personal gemacht - etwa in Testzentren oder Praxen. Dafür wird ein tiefer Nasen- oder Rachenabstrich genommen, was nicht ganz einfach und für viele auch nicht so angenehm ist. Die Auswertung läuft dann ähnlich wie bei Schwangerschaftstests: Die Probe kommt auf einen Streifen, der mit einer Verfärbung reagiert. Das Ergebnis soll in 15 bis 20 Minuten da sein. Schnelltests kommen schon seit einiger Zeit zum Einsatz, etwa in Pflegeheimen, Kliniken, Kitas und Schulen - oder auch in speziellen Testzentren, wo sie aber bislang privat bezahlt werden mussten.
Selbsttests hingegen soll jeder selbst anwenden können - auch ohne extra Schulung, es gibt aber Gebrauchshinweise. Für einen solchen Test nimmt man selbst zum Beispiel einen Abstrich vorn in der Nase, es gibt aber auch Spuck- oder Gurgeltests. Perspektivisch sollen sie in Schulen und Kitas zum Einsatz kommen, weil sie einfacher anzuwenden sind.
Doch auch im privaten Kontext sind sie sinnvoll, weil sie mehr Sicherheit geben können, etwa vor Familientreffen. Denkbar wären aber auch Selbsttests unter "Aufsicht" vor Ort direkt durch Veranstalter - zum Beispiel als Voraussetzung, um Restaurants, Theater oder Kinos zu betreten. Seit Samstag gibt es Selbsttests auch bei einigen Discountern zu kaufen. Sie waren binnen Minuten ausverkauft. Bei Selbsttests sind inzwischen sechs Produkte amtlich zugelassen.
Was ist der Haken bei den schnellen Tests?
Sie sind nicht so genau und bieten nur eine Momentaufnahme. Die Bundesregierung schränkt denn auch ein, Schnelltests lieferten nur ein Ergebnis für einen Tag. Und auch ein negatives Ergebnis sei "kein Freibrief", sich etwa nicht mehr an Abstand und Maskenregeln zu halten - zumal immer auch die Gefahr "falsch negativer" oder "falsch positiver" Tests besteht. Das Robert Koch-Institut (RKI) und das Paul-Ehrlich-Institut halten Schnelltests vor allem in jener Phase für sinnvoll, wenn Infizierte eine hohe Viruslast haben - also ein bis drei Tage vor ersten Symptomen und in den ersten sieben Tagen der Erkrankung. Dann könne man Infizierte und enge Kontaktpersonen gezielt isolieren.
Was tun bei einem positiven Ergebnis?
Wer bei einem Schnell- bzw. Selbsttest ein positives Ergebnis erhält, muss sich isolieren und einen zuverlässigeren PCR-Test machen. Schließlich gilt ein positives Schnelltest-Ergebnis laut RKI nur als "Verdacht" auf eine Infektion - für eine "Diagnose" muss ein PCR-Test im Labor das noch bestätigen. Auch der soll gratis sein.
Viel wird auch von der Eigenverantwortung abhängen, gerade bei den Selbsttests. Wenn Laien sich selbst testen, stelle das auch hohe Anforderungen an das daraus resultierende selbstverantwortliche Handeln, schreibt das RKI. "Es ist erforderlich, dass sich die positiv getestete Person in Absonderung begibt, das heißt Kontakte konsequent reduziert, und sich telefonisch mit dem Hausarzt oder einem geeigneten Testzentrum in Verbindung setzt."