Gedenken an den 17. Juni 1953 Steinmeier würdigt DDR-Aufstand
Bundespräsident Steinmeier hat im Bundestag die Aufständischen vor 70 Jahren als "Vorkämpfer unserer heutigen Demokratie" gewürdigt. Bundestagspräsidenin Bas forderte ein Mahnmal für die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft.
Der Bundestag hat mit einer Gedenkstunde des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 in der DDR gedacht. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte den Mut und den Freiheitswillen der Protestierenden. "Hunderttausende hatten im Juni 1953 den Mut, der SED-Diktatur die Stirn zu bieten. Sie riskierten ihr Leben", sagte Steinmeier.
Auslöser der Streiks und Demonstrationen sei "der Zorn über Unrecht, Unterdrückung und Gewalt" gewesen. Die "Sehnsucht nach Freiheit" und "die Hoffnung auf eine bessere, eine selbstbestimmte Zukunft" habe die Menschen auf die Straße getrieben.
"Was damals geschah, war eine Massenerhebung gegen die Diktatur. Ein Volksbegehren für die Demokratie", sagte Steinmeier. Die Menschen in der DDR hätten "für ein Leben in Würde in einem geeinten Deutschland" gekämpft. "Sie waren Vorkämpfer unserer heutigen Demokratie! Und bis heute sind sie Vorbilder für den Kampf gegen Unrecht und Unterdrückung."
Sowjetische Truppen schlugen Aufstand nieder
1953 hatten in zahlreichen Städten und Gemeinden der damaligen DDR Arbeiter zunächst gegen Erhöhungen ihrer Arbeitsnormen protestiert, später hatten Demonstranten dann auch freie Wahlen gefordert.
In der DDR stationierte sowjetische Truppen schlugen den Aufstand nieder. "Mehr als 50 Menschen wurden damals erschossen, geradezu hingerichtet, erlagen ihren Verletzungen oder starben in der Haft", sagte Steinmeier.
Er rief dazu auf, die Erinnerung an den Volksaufstand wachzuhalten: "Viel zu lange wurde den Männern und Frauen des 17. Juni die Aufmerksamkeit und die Anerkennung verwehrt, die ihnen gebührt". Der Volksaufstand sei ein "herausragendes Ereignis der deutschen Freiheitsgeschichte".
Im Juni 1953 kam es in der DDR zu einer Welle von Protesten. Am 16. Juni formierten sich in Berlin Bauarbeiter in der Stalinallee und vor dem Krankenhaus Friedrichshain zu einem Protestzug, dem sich immer mehr Menschen anschlossen. Dass die Arbeitsnorm um zehn Prozent erhöht wurde, hatte das Fass zum Überlaufen gebracht.
Bas fordert Mahnmal für die Opfer
Auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) bezeichnete den Tag als "ein Schlüsselereignis" der deutschen Geschichte. "Mutige Frauen und Männer in der DDR haben zwei große Freiheitsbewegungen in Gang gesetzt", sagte sie. "Was 1953 mit brachialer Gewalt unterdrückt wurde, fand 1989 eine späte Vollendung - in der friedlichen Revolution."
Der Aufstand habe dennoch "nicht den Platz in unserem historischen Gedächtnis, den er verdient". Bas rief dazu auf, die Pläne für die Errichtung eines zentralen Mahnmals für die Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft in Deutschland schnell umzusetzen.
Gedenkstunde mit Zeitzeugen
Während der Gedenkzeremonie im Bundestag trugen Schüler Berichte von Augenzeugen vor. Die Zeitzeugen, die in der DDR politisch verfolgt und inhaftiert wurden, waren bei der Gedenkstunde anwesend.
Einer von ihnen schilderte selbst seine Erinnerungen an den damaligen Tag. Außerdem wurde ein Tondokument von einer Versammlung von Arbeitern des Elektromotorenwerks in Wernigerode vom 17. Juni 1953 abgespielt.