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Mobilitätsforscher Knie "Autofahren wird teurer werden müssen"

Stand: 19.09.2022 23:51 Uhr

Bund und Länder ringen um den Nachfolger des 9-Euro-Tickets. Der Mobilitätsforscher Knie drückt auf das Tempo. In den tagesthemen plädierte er dafür, ein 29-Euro-Ticket rasch einzuführen. Subventionierungen für das Auto sollten entfallen.

Nach dem Ende des 9-Euro-Tickets peilen Bund und Länder bis Mitte Oktober Klarheit über ein Folgeangebot an. Sie ringen allerdings noch um zusätzliche Milliarden für den gesamten Nahverkehr. Ziel ist dem Vernehmen nach ein Preis zwischen 49 und 69 Euro im Monat. Der große Streitpunkt bleibt bislang aber die Finanzierung des Vorhabens.

Die Länder bestehen wegen hoher Energiekosten generell auf mehr Geld vom Bund für Busse und Bahnen. Sie erwarten mehr als die 1,5 Milliarden Euro, die das Verkehrsministerium in Aussicht gestellt hat.

Verzögerung "fast schon tragisch"

Nun haben beide Seiten beschlossen, bis Oktober in einer Arbeitsgruppe das Folgeangebot zu verabschieden - sehr zum Unmut des Mobilitätsforscher Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin. "Das war heute kein Ruhmesblatt für die deutsche Verkehrspolitik", kommentierte er in den tagesthemen die Beratungen von Bund und Ländern am Montag. "Wir hatten soviel Euphorie und Schwung mit dem 9-Euro-Ticket." Jetzt könne sich die Politik nicht einigen. "Das ist fast schon tragisch."

"Es sollte ein echter Kracher für die Verkehrswende sein", Mobilitätsforscher Andreas Knie zum potenziellen 9-Euro-Ticket-Nachfolger

tagesthemen, tagesthemen, 19.09.2022 22:15 Uhr

Knie wünscht sich für den Nachfolger des 9-Euro-Tickets einen einheitlichen Preis. Geltungsbereich sollten seiner Meinung nach "alle Ecken der Bundesrepublik" werden. "Das sollte ein echter Kracher für die Verkehrswende sein", so Knie.

Forschungen hätten ergeben, dass 29 Euro ein guter Preis wäre. Doch es reiche nicht, nur den Nahverkehr abzudecken. Das Ticket müsse auch im Fernverkehr und für das Sammeltaxi gelten. "Dann hätten wir eine wirklich gute Alternative zum Auto."

Entfernungspauschale und Dienstwagenprivileg

Knie glaubt dagegen nicht, dass es besser wäre, mehr Geld in den Ausbau der Infrastruktur wie Autobahnen zu stecken. "Natürlich brauchen wir mehr Geld. Doch viel Geld steckt im Auto. Davon müssen wir etwas abzweigen." Man müsse Subventionierungen wie die Entfernungspauschale und das Dienstwagenprivileg auf den Prüfstand stellen.

"Das Autofahren wird teurer werden müssen", so Knie. Bus, Bahn und die letzte Meile müssten dagegen billiger werden. "Davon haben wir alle etwas, besonders die unteren Einkommensklassen", sagte der Mobilitätsforscher. "Dann hätten wir auch tatsächlich etwas für die Klimaziele von Paris getan, die wir momentan ja nicht erreichen."