Energiewende in Deutschland Ein Plan für mehr Windkraft an Land
Mehr Flächen, schnellere Verfahren für Genehmigung und Transport: Wirtschaftsminister Habeck hat seine Strategie vorgestellt, um beim Ausbau der Windanlagen an Land Tempo zu machen. Dafür erntet er Lob aus der Branche.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will den Bau von Windrädern an Land stärker vorantreiben. Dazu stellte der Grünen-Politiker in Berlin eine neue "Windenergie-an-Land-Strategie" vor. Klappen soll das, indem unter anderem mehr Flächen für Windräder bereitgestellt werden, sowie durch eine gezieltere Gewinnung von Fachkräften und einfachere und schnellere Genehmigungsverfahren.
Über die Vorhaben diskutierte Habeck auch mit Vertreterinnen und Vertretern von Bund, Ländern und der Energiebranche beim zweiten sogenannten Windgipfel. Ein Teil der Maßnahmen wird bereits umgesetzt, ein anderer Teil steht auf Habecks Vorhabenliste. Habeck bezeichnete Windenergie an Land als Schlüssel der Energieversorgung.
"Brauchen eine Vervierfachung des derzeitigen Zubaus"
Er rechnet mit deutlichen Fortschritten beim Ausbau der Windenergie an Land in diesem Jahr. "Wir sehen erste Erfolge", sagte der Grünen-Politiker nach den Beratungen mit Ländern und Branchenvertretern. "Wir halten es für möglich, dieses Jahr den Zubau zu verdoppeln auf vier Gigawatt." Zum Vergleich: 2022 waren es 2,1 Gigawatt, was zum Jahr davor einem Plus von 30 Prozent entsprach.
Vier Gigawatt stehen in etwa für die Kapazität von vier großen Atomkraftwerken. Habeck sagte, mit Wind an Land seien in den ersten vier Monaten 2023 bereits knapp 900 Megawatt neu hinzugekommen. In Zukunft sollen jedes Jahr neue Windräder mit insgesamt rund zehn Gigawatt gebaut werden, um die Klimaziele zu erreichen.
"Da wir mehr als eine Vervierfachung des derzeitigen Zubaus brauchen, wollen wir auch die restlichen Hürden und Hemmnisse abbauen", erklärte der Wirtschaftsminister. So sei etwa mit dem Bundesverkehrsministerium vereinbart worden, dass Genehmigungen für den aufwendigen Transport von Windkraftanlagen leichter und schneller erteilt werden sollten.
Forderung nach mehr Personal
Der Vorsitzende der Energieministerkonferenz der Länder, Sachsen-Anhalts Ressortchef Armin Willingmann (SPD), lobte die Erarbeitung der Strategie. Er mahnte zugleich, dass Personalmangel in den Behörden "ein wichtiger limitierender Faktor" sei. Es müssten zudem Regeln geschaffen werden, um die Bevölkerung an Windkraftprojekten wirtschaftlich zu beteiligen: "Die Energieminister wünschten sich an dieser Stelle eine bundeseinheitliche Regelung." Zudem müsse die heimische Windkraftindustrie gestärkt werden.
Kerstin Andreae aus der Hauptgeschäftsführung des Stromlobbyverbandes BDEW sagte, derzeit würden zehn Windanlagen pro Woche gebaut. Es müssten aber 30 werden. Die Akzeptanz in der Bevölkerung nehme allmählich zu. 2020 seien noch 24 Prozent der Projekte beklagt worden, 2021 nur noch 17 Prozent. Um den Ausbau zu forcieren, sollen mehr Flächen bereitgestellt, Fachkräfte gezielter angeworben und Windanlagen schneller transportiert werden. Auch sollen die Genehmigungsverfahren vereinfacht und beschleunigt werden, denn diese seien die großen Themen der Windanlagen-Hersteller.
Strombedarf wird weiter steigen
Die Präsidentin des Bundesverband Windenergie, Bärbel Heidebroek, zeigte sich erfreut über das wachsende Tempo bei Ausbau der Windkraft an Land. Sie bemängelte: "Das ist aber weitgehend getragen von drei Bundesländern, von Niedersachsen, Schleswig Holstein und Nordrhein-Westfalen, während der Süden bisher noch eigentlich ein Totalausfall ist."
Der Ausbau der erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne spielt eine Schlüsselrolle in der Strategie der Bundesregierung, um Klimaziele zu erreichen und unabhängiger zu werden von fossilen Energien wie Kohle und Gas. Im Jahr 2030 soll nach den Plänen der Bundesregierung 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien kommen, derzeit ist es etwa die Hälfte. Der Strombedarf dürfte enorm steigen, durch Millionen von Elektroautos und Wärmepumpen.